#digitanz - Digitalität und Tanz in der kulturellen Bildung

  • Steinberg, Claudia (Projektleiter*in)
  • Jenett, Florian (Projektleiter*in)
  • Bindel, Tim (Projektleiter*in)
  • Zühlke, Maren (Projektmitarbeiter*in)
  • Rittershaus, David (Projektmitarbeiter*in)

Projekt-Details

Forschungsziel

Das Forschungsprojekt „#digitanz –Digitalität und Tanz in der kulturellen Bildung“ zielt auf die empirische Erfassung der Rolle digitaler Technologien in kulturellen Bildungsangeboten. Dabei liegt der Fokus auf der ethnografischen Untersuchung des Einflusses digitaler Technologien auf kreative Prozesse. Der Bereich Tanz in Schulen bietet mit seinen kreativ-ästhetischen Lehr-Lernkollaborationen die Möglichkeit einer tiefgreifenden Untersuchung dieses Schwerpunktes.

Forschungsmethodik

In Zusammenarbeit der Standorte wurde das empirische und methodisch-didaktische Vorgehen entwickelt. Insbesondere die Erhebungsmethoden wurden standortspezifisch im Detail ausgearbeitet und anschließend gemeinsam implementiert und genutzt.
In der Erhebungsphase wurde mit einem Sportkurs des 13. Jahrgangs, bestehend aus 24 Schülerinnen zwischen 17 und 19 Jahren, einer integrierten Gesamtschule in Mainz gearbeitet. Zwischen August und Dezember 2018 wurden diese in der Gymnastikhalle der Johannes Gutenberg-Universität Mainz an insgesamt 14 Terminen (jeweils eine Doppelstunde von 90 Minuten) von einem Tanzpädagogen angeleitet. Während dieser Termine fand eine prozessbegleitende ethnografische Datenerhebung statt. Mittels Beobachtungen durch eine wissenschaftliche Mitarbeitern, teilnehmender Beobachtung durch eine studentische Hilfskraft , die in den Sportkurs integriert wurde, Videoannotation bzw. Videoethnografie von insgesamt 84 Stunden, leitfadengestützter Interviews mit ausgewählten Schülerinnen (n=6) und abschließenden Gruppendiskussionen (n=5) wurden die Unterrichtstermine systematisch beobachtet und ethnografisch begleitet. Die Beobachtungen erfassten dabei zunächst die gesamte Breite des Geschehen, bevor nach den ersten fünf Terminen der Beobachtungsschwerpunkt thematisch auf die Arbeitsweisen der Jugendlichen mit den digitalen Tools und deren Umgang mit der App auf dem eigenen Smartphone eingegrenzt wurden. Auf Grundlage der Beobachtungsprotokolle wurde dann der Leitfaden für die Interviews mit einzelnen, freiwilligen Schülerinnen entwickelt. Die Gruppendiskussionen dienten einer abschließenden Befragung Anfang des Jahres 2019 zum Sportunterricht und den implementierten Tools der webbasierten App.
Zur Aufbereitung der Daten wurden diese alle transkribiert und anonymisiert. Die Auswertung erfolgte mit der Grounded Theory und dem Programm MAXQDA.

Zentrale Forschungsergebnisse

Die Ergebnisse wurden im Rahmen der projektbezogenen Publikationen veröffentlicht (u.a. Steinberg, Zühlke, Bindel & Jenett, 2019, Zühlke & Steinberg, 2020; Zühlke, Steinberg, Rudi & Jenett, 2020) und zeigen, dass das bisher gewohnte Unterrichtsgeschehen durch die Integration von Smartphones irritiert wird. In den Interviews berichten die Schülerinnen im Zusammenhang mit einer Verbesserung der Handlungskompetenz von einer gesteigerten Produktivität und Lernfreude. Aber auch von Hemmnissen durch die erlebte „medial-körperliche Exponiertheit“ und Hindernissen in der Nutzung der mobilen Endgeräte oder der App wird gesprochen. Besonders durch die vielfachen Kameraaufnahmen der Schülerinnen. Die Betrachtung der Schüleraussagen und Beobachtungen weisen auf verschiedene Aspekte der Veränderung von Kommunikationspraktiken und die Zusammenarbeit hin. Es ist eine Tendenz zur Individualisierung erkennbar, die sich u.a. in der Personalisierung von mobilen Technologien ausdrückt. In der Gruppenarbeitspraxis ist durch die Tendenz zu Vereinzelungen und Absonderungen aufgrund der individuellen Geräteverwendung und durch die private Nutzung der Geräte im Unterricht, um z.B. Textnachrichten zu versenden, eine Ablenkfunktion der digitalen Technologien sichtbar geworden. Das mobile Lernen scheint die institutionellen Grenzen des Unterrichts zu überschreiten und somit zur Integration formaler und informeller Lernräume beizutragen. Dies zeigt sich vor allem darin, dass Teamarbeit und das kollaborative Lernen sich in Bereiche außerhalb des Raumes Schule ausweitet, was die Nutzung der privaten Smartphones möglich macht. Die Schülerinnen schaffen sich z.B. ihre eigenen Kommunikationsräume außerhalb der im Unterricht genutzten App, um den Zugang zu reglementieren, so dass nicht alle Mitglieder des Kurses Zugriff darauf haben.
Akronym#digitanz
StatusAbgeschlossen
Tatsächlicher Beginn/ -es Ende01.10.1730.09.20

Projektbeteiligte