Neurobiologische und behaviorale Studien der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass körperliche Aktivität und Sport die kognitive Leistungsfähigkeit verbessern und, insbesondere im Alter, zur Steigerung der Lebensqualität und einem selbstständigen Lebensstil beitragen. Neben kurzzeitigen, funktionalen Effekten, finden sich vermehrt Hinweise darauf, dass ein aktiver Lebensstil auch strukturelle Veränderungen in der Gehirnsubstanz mit sich bringt, und damit neurodegenerativen Erkrankungen, wie beispielsweise einer Demenzerkrankung, vorbeugen, bzw. deren Verlauf positiv beeinflussen kann. Epidemiologische Studien belegen , dass ein körperlich aktiven Lebensstil, insbesondere im mittleren Alter (30-60), positiv assoziiert ist mit einem reduzierten Risiko an einer altersbedingten Demenz zu erkranken. Obgleich erste Studien eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität und Selbstständigkeit von Alzheimerpatienten bereits nach drei Monaten moderater sportlicher Aktivität nachweisen konnten, ist derzeit wenig bekannt über die Auswirkungen eines kontrollierten regelmäßigen Sport- und Bewegungsangebotes auf die Progression der Neuropathologie von Patienten im allerersten Frühstadium der Erkrankung (leichte kognitive Beeinträchtigung).
Das hier vorgestellte Projekt zielt darauf ab, die Effekte eines Sport- und Bewegungsprogramms auf die Progredienz der Alzheimererkrankung bei Patienten im Frühstadium der Erkrankung zu erfassen. 75 zuvor nicht aktive Patienten die sich im Frühstadium der Erkrankung befinden (MMSE 21-26), werden für ein Jahr unter Aufsicht ein moderates gesundheitsorientiertes Bewegungsprogramm absolvieren. Die Progredienz der Erkrankung von Teilnehmern dieser „Sportgruppe“ wird definiert über eine Vielzahl an kognitiven Tests, Tests zur Selbstständigkeit ebenso wie einer strukturellen und funktionalen Bildgebung und epigenetischer Veränderungen. Die Veränderung der Progredienz wird im Anschluss in Relation gesetzt zu zwei Kontrollgruppen, deren Umfang an körperlicher Aktivität im Jahresverlauf nicht, bzw. nur sehr moderat verändert wurde.
Es wird angenommen, dass eine erhöhte körperliche Aktivität über einen längeren Zeitraum einen positiven Einfluss auf die Progredienz der Alzheimer Erkrankung haben wird.
Aufgrund des Verbundcharakters dieses Projektes mit Partnern aus den Niederlanden (Prof. Marcel Olde Rikkert, Radboud University Nijmegen), Irland (Prof. Brian Lawlor, Trinity College Dublin) sowie drei weiteren Partnern in Deutschland (Prof. Reuter/Prof. Montag, Universität Bonn/Universität Ulm; Prof. Weber, Universitätsklinik Bonn; Prof. Schulz und Prof. Polidori, St. Marien Hospital Köln) und dem breit angelegten interdisziplinären Zugang ist mit einer Vielzahl an internationalen Publikationen und Kongressbeiträgen zu rechnen.
Das Projekt selbst ist lt. Vorgabe des JPND als Pilotstudie für innovative Strategien zur Vorbeugung und Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen angelegt. Bei positivem Ergebnis ist mit nachfolgenden, internationalen Projekten zu rechnen.
Bei positivem Ergebnis ist darüberhinaus erstmals der Nachweis erbracht, dass ein moderates gesundheitsorientiertes Ausdauerprogramm die Progredienz einer frühen Alzheimererkrankung positiv beeinflussen kann. Dies wird in hohem Maße therapeutische Indikationen nach sich ziehen und die Bedeutung eines aktiven Lebensstils nicht nur für die körperliche, sondern auch die mentale Gesundheit unterstreichen.
Im besten Falle werden die Ergebnisse eine medikamentöse Behandlung der Alzheimererkrankung überflüssig machen bzw. diese nur noch supplementär nötig machen und damit auch gesundheitsökonomische Bedeutung erlangen.
Kurztitel | DLR NEUROEXERCISE |
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Status | Abgeschlossen |
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Tatsächlicher Beginn/ -es Ende | 01.05.15 → 30.04.18 |
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