Überbetriebliche Netzwerke zur Bewegungsförderung: Konzeption, Umsetzung und Evaluation

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

287 Downloads (Pure)

Abstract

Das Wissen um die gesundheitsförderlichen Effekte von körperlicher Aktivität ist im- mens. Jedoch erfordert es anwendungsorientierte Ansätze, um dieses Wissen in die Bevölkerung zu tragen und die Menschen auch zu mehr körperlicher Aktivität zu mo- tivieren. Bewegungsförderung kann grundsätzlich über eine Vielzahl von Lebenswel- ten erfolgen. Bei Erwachsenen hat sich in den vergangenen Jahren das betriebliche Setting als aussichtsreicher Zugangsweg erwiesen. Die Anzahl der Unternehmen, die sich in der Betrieblichen Gesundheitsförderung engagieren, nimmt stetig zu und be- wegungsförderliche Aktivitäten spielen in diesem Kontext eine zentrale Rolle. Um den Herausforderungen von Betrieblicher Gesundheitsförderung – insbesondere für klei- nere Unternehmen – zu begegnen, hat sich in jüngster Zeit die überbetriebliche Ver- netzung als Ansatz etabliert. Auch in der Bewegungsförderung selbst ist der Netz- werkgedanke essenziell.
Basierend auf den geschilderten Potenzialen widmet sich die vorliegende kumulative Dissertation den übergeordneten Fragen, wie ein überbetriebliches Netzwerk zur Be- wegungsförderung konzipiert, umgesetzt und evaluiert werden kann. Die Forschungs- fragen wurden im Rahmen von drei Studien beantwortet:
Studie 1 untersuchte die Konzeption eines überbetrieblichen Netzwerkes zur Bewe- gungsförderung. Diese Studie beschrieb die partizipative und theoriegestützte Ent- wicklung eines unternehmensübergreifenden Netzwerkes basierend auf dem BIG- Modell und lieferte damit einen wertvollen Beitrag für die Konzeption zukünftiger sol- cher Vorhaben. Um die Wünsche der Beschäftigten und Stakeholder in Bezug auf das überbetriebliche Netzwerk und die Maßnahmen zur Bewegungsförderung zu identifizieren, wurde eine Mixed-Methods-Analyse angewandt. Diese setzte sich aus zwei Workshops, leitfadengestützten Interviews und einer Befragung zusammen. Es zeigte sich, welche Vielzahl von Stakeholdern bei der Bewegungsförderung über ein überbetriebliches Netzwerk Berücksichtigung finden müssen und welche Wünsche in Bezug auf die Ausgestaltung einer Mehrkomponentenintervention zur Bewegungsför- derung vorliegen. Ebenso wurde mit dieser Studie die Bedeutsamkeit einer zielgrup- penspezifischen Interventionsplanung unterstrichen.
Studie 2 widmete sich der Umsetzung eines überbetrieblichen Netzwerkes und be- leuchtete in diesem Kontext den Aspekt einer professionellen Kommunikationsstrate- gie als zentrale Voraussetzung für die Erreichbarkeit der Zielgruppe und Bekanntma- chung der Angebote. Mittels einer Mixed-Methods-Analyse wurde untersucht, wie die eingesetzten digitalen Kommunikationskanäle von den Beschäftigten genutzt wur-
Zusammenfassung V
den, wie die Stakeholder des überbetrieblichen Netzwerkes die Kommunikationsstra- tegie bewerten und was Förderfaktoren und Barrieren für erfolgreiche Kommunikation im Rahmen von überbetrieblichen Netzwerken sein können. Hierzu fanden Leitfaden- interviews sowie das Monitoring der Nutzungsdaten der digitalen Kommunikationska- näle Anwendung. Es konnte gezeigt werden, welche Vielzahl von Faktoren bei der Kommunikation von Bewegungsmaßnahmen in einem überbetrieblichen Netzwerk Berücksichtigung finden müssen, welche Bedeutung einem aktiven Kommunikations- management – das vor allem die zwischenmenschliche Kommunikation adressieren sollte – zukommt und wie wichtig die Betrachtung organisationaler Faktoren für ein professionelles Kommunikationskonzept ist.
Studie 3 stellte das Studienprotokoll für die Evaluation der Mehrkomponenteninter- vention zur Bewegungsförderung des überbetrieblichen Netzwerkes auf individueller Ebene dar. Die Evaluationsplanung erfolgte wirkungsmodellbasiert und fokussierte sich auf die Output-Parameter Akzeptanz, Nutzung und Zufriedenheit sowie die kör- perliche Aktivität, das Wissen über körperliche Aktivität und die bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz auf Outcome-Ebene. Für die Evaluation wurde ein Mixed- Methods-Ansatz gewählt, der auf quantitativer Ebene eine retrospektive Bewertung der Output-Parameter am Ende der jeweiligen Maßnahmen und zwei Erhebungen zur Evaluation der Outcome-Parameter im Sinne einer Trendstudie umfasste. Auf quali- tativer Ebene wurde die Durchführung von Leitfadeninterviews festgelegt, um einen vertiefenden Einblick in die Einstellung der Beschäftigten in Bezug auf die Intervention zu erhalten. Mit dem wirkungsmodellbasierten Evaluationsansatz lieferte Studie 3 ei- nen vielversprechenden Rahmen im Kontext der Evaluation von komplexen Interven- tionen in der Betrieblichen Gesundheitsförderung.
Basierend auf den drei Studien kann konstatiert werden, dass es für einen anwen- dungsorientierten Ansatz zur Bewegungsförderung über ein überbetriebliches Netz- werk eines systematischen Vorgehens – von der Konzeption über die Umsetzung hin zur Evaluation – bedarf. Über eine entsprechende Managementfunktion können diese Aufgaben gebündelt werden, um grundlegende Voraussetzungen für eine nachhaltige Implementierung zu schaffen. Insgesamt liegt in der Netzwerkarbeit im betrieblichen Kontext großes Potenzial für die Etablierung einer regional-gebundenen Versorgung, die Menschen dauerhaft in Bewegung bringen kann.
Zusammengefasst konnten mit der vorliegenden Dissertation erste wichtige Ansatz- punkte für die Konzeption, Umsetzung und Evaluation von überbetrieblichen Netz- werken zur Bewegungsförderung identifiziert werden. Sowohl in Bezug auf die indivi- duelle als auch auf die organisationale Perspektive ergeben sich vielfältige Ansatz-
punkte, dieses Forschungsfeld weiter zu beleuchten. Vor allem die Wirksamkeit die- ses Ansatzes auf das Bewegungsverhalten der Menschen sollte zukünftig in weiteren Arbeiten analysiert werden.
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang79
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2023

Zitation