Abstract
Die Ganginitiation bildet die erste destabilisierende Phase des Gangs und entspricht dem Übergang vom Stillstehen zum gleichmäßigen Gehen (Nissan & Whittle, 1990). Bei älteren Menschen ist diese Phase häufig mit Stürzen assoziiert (Yiou et al., 2017). Während der Ganginitiation wurden Sturzrisikofaktoren wie eine kürzere Schrittlänge, eine erhöhte Schrittlängenvariabilität, eine geringere Dorsalflexion und eine erhöhte Reaktionszeit bei älteren Menschen betrachtet (Boripuntakul & Sungkarat, 2017; Kemoun et al., 2002). Es bleibt jedoch unklar, ob diese Sturzrisikofaktoren bei der Ganginitiation im Alter durch visuelle und kognitive Reize beeinflusst werden, die entsprechende exekutive Funktionen erfordern. Die vorliegende Studie zielt dementsprechend darauf ab, die Auswirkungen von visuellen und kognitiven Reizen auf Sturzrisikofaktoren bei der Ganginitiation zu untersuchen.
Zwölf gesunde ältere Personen (5 männlich und 7 weiblich; M = 73,66, SD = 4,70 Jahre) wurden aufgefordert, ihren Gang unter drei verschiedenen Konditionen jeweils fünfmal mit einem normalen Gangtempo zu initiieren: selbstständige Ganginitiation ohne visuellen Reiz und kongnitiver Aufgabe (K1), reaktive Ganginitiation auf ein Ampelsignal ohne weitere Aufgabe (K2) und reaktive Ganginitiation auf das Ampelsignal mit einer Merkaufgabe (K3). Der erste Schritt wurde durch ein Smartphone-Kamera gefilmt und mit der kinematischen Analyse Software Tracker (Version 6.0.5) hinsichtlich relativer Schrittlänge, Schrittlängenvariabilität und Dorsalflexion des Sprunggelenks bei Fersenaufsatz analysiert. Zusätzlich wurde die Reaktionszeit bei K2 und K3 auf das Ampelsignal gemessen.
Eine einfaktorielle ANOVA mit Messwiederholung ergab signifikante Unterschiede zwischen den Konditionen bei der Schrittlängenvariabilität (K1: M = 0,04%, SD = 0,001; K2: M = 0,05%, SD = 0,02; K3: M = 0,06 %, SD = 0,03; F(2,22) = 3,38; p = ,049; η² = 0,19) und dem Dorsalflexionswinkel (K1: M = 115,33°, SD = 5,94°; K2: M = 115,06°, SD = 6,75°; K3: M = 120,05°, SD = 9,44°; F(2,22) = 5,03; p = ,017; η² = 0,09). Bei der relativen Schrittlänge konnten keine signifikanten Unterschiede (K1: M = 0,66%, SD = 0,12; K2: M = 0,60%, SD = 0,14; K3: M = 0,61 %, SD = 0,10; F(2,22) = 2,55; p = ,101; η² = 0,04) festgestellt werden. Bei der Reaktionszeit auf das Ampelsignal ergab der gepaarte T-Test einen signifikanten Unterschied zwischen K2 und K3 (K2: M = 0,54s, SD = 0,09; K3: M = 0,70s, SD = 0,09; t(11) = -8.07, p = ,006).
Durch die visuellen und kognitiven Reize haben sich 3 von 4 Sturzrisikofaktoren verändert. Dies könnten Hinweise für ein erhöhtes Sturzrisiko sein, wenn ältere Menschen während der Ganginitiation kognitiv beansprucht werden. Dieser Umstand könnte wichtige Hinweise für Sturzpräventionsinterventionen bieten, die ein Training der exekutiven Funktionen als einbindenen Bestandteil beinhaltet.
Zwölf gesunde ältere Personen (5 männlich und 7 weiblich; M = 73,66, SD = 4,70 Jahre) wurden aufgefordert, ihren Gang unter drei verschiedenen Konditionen jeweils fünfmal mit einem normalen Gangtempo zu initiieren: selbstständige Ganginitiation ohne visuellen Reiz und kongnitiver Aufgabe (K1), reaktive Ganginitiation auf ein Ampelsignal ohne weitere Aufgabe (K2) und reaktive Ganginitiation auf das Ampelsignal mit einer Merkaufgabe (K3). Der erste Schritt wurde durch ein Smartphone-Kamera gefilmt und mit der kinematischen Analyse Software Tracker (Version 6.0.5) hinsichtlich relativer Schrittlänge, Schrittlängenvariabilität und Dorsalflexion des Sprunggelenks bei Fersenaufsatz analysiert. Zusätzlich wurde die Reaktionszeit bei K2 und K3 auf das Ampelsignal gemessen.
Eine einfaktorielle ANOVA mit Messwiederholung ergab signifikante Unterschiede zwischen den Konditionen bei der Schrittlängenvariabilität (K1: M = 0,04%, SD = 0,001; K2: M = 0,05%, SD = 0,02; K3: M = 0,06 %, SD = 0,03; F(2,22) = 3,38; p = ,049; η² = 0,19) und dem Dorsalflexionswinkel (K1: M = 115,33°, SD = 5,94°; K2: M = 115,06°, SD = 6,75°; K3: M = 120,05°, SD = 9,44°; F(2,22) = 5,03; p = ,017; η² = 0,09). Bei der relativen Schrittlänge konnten keine signifikanten Unterschiede (K1: M = 0,66%, SD = 0,12; K2: M = 0,60%, SD = 0,14; K3: M = 0,61 %, SD = 0,10; F(2,22) = 2,55; p = ,101; η² = 0,04) festgestellt werden. Bei der Reaktionszeit auf das Ampelsignal ergab der gepaarte T-Test einen signifikanten Unterschied zwischen K2 und K3 (K2: M = 0,54s, SD = 0,09; K3: M = 0,70s, SD = 0,09; t(11) = -8.07, p = ,006).
Durch die visuellen und kognitiven Reize haben sich 3 von 4 Sturzrisikofaktoren verändert. Dies könnten Hinweise für ein erhöhtes Sturzrisiko sein, wenn ältere Menschen während der Ganginitiation kognitiv beansprucht werden. Dieser Umstand könnte wichtige Hinweise für Sturzpräventionsinterventionen bieten, die ein Training der exekutiven Funktionen als einbindenen Bestandteil beinhaltet.
Originalsprache | Deutsch |
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Titel | Ein Gehirn, viel Bewegung - Variabilität und Plastizität über die Lebensspanne : Abstractband zur 54. Jahrestagung Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (ASP) |
Herausgeber*innen | Claudia Voelcker-Rehage, Nils Henrik Pixa, Julian Rudisch |
Seitenumfang | 2 |
Erscheinungsort | Münster |
Erscheinungsdatum | 16.06.2022 |
Seiten | 86-87 |
Aufsatznummer | P04 |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 16.06.2022 |
Veranstaltung | Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie e.V. (asp): Ein Gehirn, viel Bewegung - Variabilität und Plastizität über die Lebensspanne - Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Münster, Deutschland Dauer: 16.06.2022 → 18.06.2022 Konferenznummer: 54 https://asp-tagung.de https://asp-tagung.de/ |