Bewegungsverhalten von Hundehaltern: Eine Bestandsaufnahme der körperlichen Aktivität von Hundehaltern in Deutschland

Benedikt Hielscher-Zdzieblik*

*Korrespondierende*r Autor*in für diese Arbeit

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

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Abstract

Die Haltung eines Hundes hängt mit einer erhöhten körperlichen Aktivität zusammen.
Das wurde inner- und außerhalb Europas nachgewiesen. Für
Deutschland sind bislang jedoch keine Ergebnisse dieser Art bekannt. Dabei
könnte körperliche Aktivität mit einem Hund ein innovativer Ansatz sein, um
die Bewegungsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu erreichen.
Einige Untersuchungen legen nahe, dass Hundespaziergänge eine
moderate Intensität erreichen. Diese ist notwendig, um die Bewegungsempfehlungen
zu erfüllen. Jedoch fokussierten sich bisherige Studien fast ausschließlich
auf Hundespaziergänge, während andere körperliche Aktivitäten
mit Hund kaum untersucht wurden. Das Ziel der vorliegenden Arbeit, die auf
fünf peer-reviewten Studien und einer Sammelbandpublikation ohne Peer Review
basiert, war es einerseits die körperliche Aktivität von Hundehaltern in
Deutschland zu beschreiben. Andererseits sollte die Mensch-Hund-Bindung
und ihr Zusammenhang mit der körperlichen Aktivität der Halter untersucht
werden.
Die Einschätzung der Mensch-Hund-Bindung erfolgte mit Hilfe der in der ersten
Studie validierten Lexington Attachment to Pets Scale (LAPS). Der Fragebogen
stellte sich bei Hunde- und Katzenhaltern sowohl als Online-, als auch
als Papierfragebogen als reliables Instrument zur Messung der Mensch-Haustier-
Bindung heraus. Die interne Konsistenz war überwiegend mindestens akzeptabel.
In Bezug auf die Test-Retest-Reliabilität wurden hervorragende Ergebnisse
festgestellt.
In einer Untersuchung ohne Peer Review wurden online die Gründe für die
Anschaffung eines Hundes und für die Auswahl einer bestimmten Hunderasse
erfragt. Viele Hundehalter nannten die körperliche Aktivität mit Hund als einen
Grund für die Anschaffung eines Hundes, wie auch für die Auswahl der Hunderasse.
Das deutet auf einen Kausalzusammenhang zwischen der Anschaffung
eines Hundes und einer erhöhten körperlichen Aktivität der Halter hin.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Dauer der körperlichen Aktivität (gemessen
mit dem Bewegungs- und Sportaktivitätsfragebogen (BSA-F)) zwischen
Hundehaltern und Nicht-Hundehaltern verglichen. Hundehalter gaben auch
nach der Kontrolle auf soziodemographische Kontrollvariablen an länger aktiv
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zu sein und mehr spazieren zu gehen als Nicht-Hundehalter. Fast alle Hundehalter
erreichten die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene
Dauer für körperliche Aktivität allein durch Hundespaziergänge. Der zeitliche
Umfang anderer Aktivitäten mit Hund pro Woche war deutlich geringer als bei
Hundespaziergängen. Die LAPS-Werte zeigten einen Zusammenhang von
Mensch-Hund-Bindung und körperlicher Aktivität mit Hund, nicht jedoch mit
der gesamten körperlichen Aktivität. Das deutet auf einen Zusammenhang der
Mensch-Hund-Bindung und der Bewegungsqualität der Hundehalter hin.
In einer dreijährigen Langzeitstudie wurde die Veränderung des Bewegungsverhaltens
von Menschen nach der Anschaffung eines Hundewelpens untersucht.
Es wurden neun Hunderassen ausgewählt, die in ihrer Körpergröße
(klein, mittel, groß) und ihrem Energielevel (niedriges, mittleres und hohes
Energielevel) verschieden waren. Das Energielevel der Hunderassen wurde
auf Grundlage von Daten aus der amerikanischen Canine Behavioral Assessment
and Research Questionnaire (C-BARQ)-Datenbank beurteilt. Die Halter
füllten den BSA-F zu Beginn der Untersuchung, sowie nach 6, 12, 24 und 36
Monaten online aus. Es wurde festgestellt, dass sich die Dauer der gesamten
körperlichen Aktivität, die Dauer der Spaziergänge, die Dauer der Hundespaziergänge
und auch die Dauer der gesamten hundebezogenen körperlichen
Aktivität bis 24 Monate nach der Anschaffung des Welpens erhöhte. Nach 36
Monaten konnte in allen Bereichen eine Verringerung der körperlichen Aktivität
im Vergleich zum Vorjahr festgestellt werden. Jedoch blieben alle Variablen,
die körperliche Aktivitäten mit Hund beinhalteten, auch nach 36 Monaten
über den Ausgangswerten. Die Abnahme der körperlichen Aktivität könnte mit
der im Jahr 2020/2021 vorliegenden COVID-19-Pandemie zusammenhängen.
Die Dauer der körperlichen Aktivität ohne Hund veränderte sich im gesamten
Untersuchungszeitraum nicht.
In einer zweiten Längsschnittuntersuchung wurden Hundehalter befragt, die
bereits im Besitz eines Hundes derselben Rassen waren. In der Kategorie
klein und aktiv wurde jedoch eine weitere Rasse aufgenommen. Ziel war es
Veränderungen im Bewegungsverhalten der Halter, in Abhängigkeit vom fortschreitenden
Alter der Hunde, über einen Zeitraum von drei Jahren zu untersuchen.
Es wurde festgestellt, dass die Halter verschiedener Hunderassen zu
Beginn der Untersuchung mit ihren Hunden an unterschiedlichen Aktivitäten
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teilnahmen. Bei Teilnehmern, die die Studie beendeten, waren keine Veränderungen
in der Dauer der gesamten körperlichen Aktivität, der Dauer der körperlichen
Aktivität mit Hund, der gesamten Dauer der Spaziergänge und der
Dauer der Hundespaziergänge nachweisbar. Wenn auch die Teilnehmer, die
die Studie nicht beendeten, mit eingeschlossen wurden, zeigten sich negative
Trends in der Dauer aller genannten Aktivitätskategorien. In allen Variablen
der körperlichen Aktivität wurden im Unterschiede zwischen den einzelnen
Hunderassen gefunden.
In der letzten Studie wurde die Intensität der körperlichen Aktivität mit Hund
anhand von Schritt- und Herzfrequenzen (Hf) untersucht. Es wurde überprüft,
ob die Intensität der körperlichen Aktivitäten ausreichte um eine mindestens
moderate Intensität zu erreichen. Die durchschnittliche Anzahl der Schritte pro
Minute war bei Hundespaziergängen zwar höher als bei anderen Aktivitäten
mit Hund, allerdings erreichten die Aktivitäten bei der Betrachtung der durchschnittlichen
Schritte pro Minute nur sehr selten eine moderate oder intensive
körperliche Aktivität. Die Untersuchung der Hf zeigte, dass die Intensität der
körperlichen Aktivität sowohl bei Hundespaziergängen als auch bei anderen
körperlichen Aktivitäten mit Hund die meiste Zeit unterhalb der Schwelle für
eine moderate Intensität lag und somit zumeist nicht die Empfehlungen für die
Intensitäten körperlicher Aktivitäten erreichten. Andere körperliche Aktivitäten
mit Hund erreichten insgesamt häufiger den Bereich der moderaten bis intensiven
Aktivität, als Hundespaziergänge.
Die vorliegende Arbeit konnte zeigen, dass die Haltung eines Hundes auch in
Deutschland positiv mit der körperlichen Aktivität der Halter korreliert. Die Ergebnisse
der qualitativen und Längsschnittuntersuchungen weisen auf einen
positiven Wirkzusammenhang von der Haltung eines Hundes auf das Bewegungsverhalten
der Halter hin. Dabei ist der größte Teil der erhöhten körperlichen
Aktivität auf Hundespaziergänge zurückzuführen. Allerdings muss bedacht
werden, dass die Intensität der hundebezogenen körperlichen Aktivität
wahrscheinlich nicht ausreicht um die Fitness und die Gesundheit bei gesunden
Hundehaltern zu verbessern bzw. nicht den Empfehlungen für körperliche
Aktivität entspricht.
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang148
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2023

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