Big Points im Tennis? Zur spielsituativen Handlungsvermittlung für die Tennisausbildung: Erkenntnisse aus der Weltklasse

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

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Abstract


Der Tennissport ist ein Spiel, das aufgrund seiner Komplexität sowohl den Spieler vor unterschiedliche mentale Herausforderungen während einer Partie stellt, als auch die Trainer die Priorisierung der Trainingsinhalte ständig anpassen lässt. Eine gut ausgebildete Technik - oft verbunden mit einer guten Koordination - sowie eine starke Physis sind im Weltklassetennis der Herren mehr Grundvoraussetzung als Garantie für einen möglichen Erfolg. Es scheinen sich vermehrt die Spieler an der Spitze der Weltrangliste festzusetzen, die neben den erwähnten Fähigkeiten auch mental in der Lage sind, in den wichtigen Momenten einer Partie ihr bestes Tennis abzurufen. Die Tatsache, dass die erfolgreichsten Spieler einer Saison nur knapp über die Hälfte all ihrer gespielten Punkte gewinnen, zeigt, dass es Punkte geben muss, die wichtiger sind als andere. Diese spielentscheidenden Punkte werden im Tennis umgangssprachlich Big Points genannt; ein Begriff, der, obwohl es keine klare Definition gibt, sowohl von Kommentatoren als auch von Spielern regelmäßig in Erklärungen für Siege und Niederlagen verwendet wird. In Anbetracht der Wichtigkeit von Big Points verfolgt diese kumulative Dissertationsschrift das Ziel einer Determinierung des Begriffes und untersucht das Spielverhalten von Weltklasseathleten in diesen mentalen Drucksituationen, um etwaige Ableitungen für die Trainingslehre zu erschließen.
Hierzu bestätigen in Studie I verschiedene Tennisexperten, (Spieler, Jugendspieler, Trainer etc.) anhand eines Fragebogens generell die Existenz des Begriffs Big Point, wobei es jedoch zu einer Diskrepanz zwischen Spielern und Trainern kommt, welche Situationen und Spielstände als solche einzustufen sind. Des Weiteren lässt sich aus den Antworten der Experten erstmals eine Definition des Begriffs Big Point ableiten. In Anbetracht der Begriffsbestätigung durch Studie I wurden in Studien II und III das Spielverhalten und damit der Leistungsunterschied von männlichen Weltklassespielern in Big Point Situationen bei dem Grand Slam Turnier in Wimbledon im Jahre 2016 im Vergleich zu normalen Punkten systematisch untersucht. Die Ergebnisse der Studie II belegen sowohl Veränderungen im Aufschlagverhalten aller Spieler in der ausgewählten Big Point Situation „Breakball“ als auch die Fähigkeit erfolgreicherer Spieler des Turniers, ihr Level in diesen wichtigen Situationen halten zu können. Studie III zeigt neben dem Aufschlagverhalten das angepasste Spielverhalten bezogen auf die Ballwechsellänge und die Anzahl der gespielten Fehler und Gewinnschläge in den Big Point Situationen des Tie-breaks. So kommt es durch u. a. eine Geschwindigkeitssteigerung beim ersten Aufschlag und einer Verringerung der vermeidbaren Fehler zu einer Verbesserung des allgemeinen Spielniveaus.
Zusammenfassend unterstreichen die Studienergebnisse der vorliegenden Dissertationsschrift eine Adaption im Spielverhalten männlicher Tennisspieler in kritischen Situationen. Diese Situationen sollten bewusst trainiert werden, um einem möglichen Qualitätsverlust bestmöglich entgegenwirken zu können. Die vorliegende Arbeit gibt erste Trainingsbeispiele, die es weiter auszubauen gilt. Des Weiteren weisen die Ergebnisse darauf hin, dass ein ständiger Dialog zwischen Spieler und Trainer über die Einschätzung einer Situation als Big Point zielführend ist. Durch weitere Forschungsarbeiten sollte eine verbesserte Sensibilisierung des Themas und damit eine regelmäßige Implementierung des Trainings der Spielfähigkeiten in Drucksituationen angestrebt werden.






















Titel in ÜbersetzungBig points in tennis? Teaching match specific behaviour for tennis development based on professional players´ performance
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang46
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2022

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