Abstract
Die Gedächtnisleistung im Alltag und ihre Beeinflussung durch den kognitiven Alterungsprozess ist ein bisher unzureichend erforschter Bereich, da nur wenige Feldstudien existieren und Ergebnisse aus Laborstudien oft nicht auf Alltagssituationen übertragbar sind. Daher setze die vorliegende Arbeit sich als Ziel, zu untersuchen ob es Unterschiede in der Alltagsgedächtnisleistung zwischen älteren und jüngeren Erwachsenen gibt und wodurch diese Unterschiede möglicherweise zu erklären sind.
Zur Messung der Alltagsgedächtnisleistung wurde eine naturalistische Merkaufgabe, im Kontext des Einkaufens in einem Supermarkt, entwickelt. Mit Hilfe dieses Einkaufsparadigmas wurde in drei Studien die Alltagsgedächtnisleistung Älterer erhoben. Die Alltagsgedächtnisleistung wurde in diesen Studien auf einen Alterseffekt untersucht und mögliche erklärende Variablen für einen Alterseffekt, wie visuelle Suchleistung und verschiedene exekutive Funktionen auf ihren Einfluss auf das Alltagsgedächtnis geprüft.
Innerhalb von Artikel I konnte festgestellt werden, dass ältere Probanden eine deutlich schlechter Alltagsgedächtnisleistung zeigten als jüngere Probanden. Der Alterseffekt in der Alltagsaufgabe war dabei deutlich größer als in Laborgedächtnisaufgaben. Weiterhin zeigten beide Altersgruppen eine schlechtere Leistung in einer komplexeren Merkaufgabe, wenn zu merkende Objekte vor der Wiedergabe im Geiste neu geordnet (manipuliert) werden mussten. Dieser Effekt war jedoch nicht alterssensitiv. Diese Ergebnisse konnten in Artikel III repliziert werden. In diesem Artikel konnte weiterhin festgestellt werden, dass die visuelle Suchleistung, obwohl stark vom Alter beeinflusst, nicht für den Alterseffekt in der Alltagsgedächtnisleistung verantwortlich ist. In Artikel II konnte für ältere Probanden gezeigt werden, dass durch eine alltagsnähere Präsentation (via Fotographien der Produkte) der zu merkenden Objekte der Effekt der in Artikel I und III festgestellt Effekt der Item-Manipulation reduziert werden kann. Ältere Probanden konnten sich daher mit der alltagsnahen Präsentation ebenso viele Objekte in der komplexen, wie in der einfachen Bedingung merken. Die exekutiven Funktionen visuelle Aufmerksamkeit, Inhibition und fluide Intelligenz konnten dabei die Alltagsgedächtnisleistung nicht prognostizieren.
Für die Alltagsgedächtnisleitung kann somit festgestellt werden, dass diese alterssensitiv zu sein scheint. Außerdem ist der Alterseffekt in einer komplexen alltagsnahen Merkaufgabe des Einkaufsparadigma größer als in vergleichbaren Laboraufgaben. Hierzu muss gesagt werden, dass die entwickelte Alltagsaufgabe komplexer ist vergleichbare Laboraufgaben unteranderem durch die Notwendigkeit der visuellen Suche. Der vergrößerte Effekt in der Alltagsaufgabe ist jedoch, nach den Ergebnissen aus Artikel III, nicht auf die parallel auszuführende Aufgabe der visuellen Suche zurück zu führen. Auch können die alterssensitiven exekutiven Funktionen Aufmerksamkeit, Inhibition und fluide Intelligenz die Alltagsgedächtnisleistung im Einkaufsparadigma nicht erklären. Mit diesen Ergebnissen zeigt diese Arbeit auf, dass naturalistische Paradigmen neue Erkenntnisse für die Gedächtnisleitung im Alltag generieren können. Aus diesen Erkenntnissen können neue, besser an den Alltag angepasste, Testparadigmen und Interventionen entwickelt werden um die Leistungsfähigkeit bis in hohe Alter zu gewährleisten.
Memory performance in everyday life and its change through aging is still unclear since laboratory results are often not transferable to real life situations. Therefore, the goal of this study was if there are differences in everyday memory performance of older and younger adults and if which factors might be accountable for those differences
To measure everyday memory performance a naturalistic memory task was designed in a representative task design. As naturalistic setting, a super market scenario was prepared where subjects were instructed to collect a list of products they previously saw on a screen. Using this shopping paradigm everyday memory performance of older adults was examined in three Experiments. Besides the effect of age, possible influencing variables like visual search and executive functions were investigated to explore their influence on everyday memory.
Results of the first experiment (Article I) showed that everyday memory performance is worse in older adults compared to younger adults. In addition, the age-effect was more pronounced in the everyday memory task compared to laboratory memory tasks. Both age groups did also perform worse in the shopping task if the task was more complex. That means, that items needed to be rearranged (manipulated) before retrieval. However, this effect was not age-sensitive. All those findings could be replicated within experiment III (Article III). In experiment III older adults also showed a decrease in their visual search performance reflected by increases in the number of fixations, number re-fixations and fixation time for target items. However, visual search performance could not predict the performance in the everyday memory task. Results of experiment II (Article II) indicate that a more naturalistic presentation of items (via pictures) reduced the effect of item manipulation. Furthermore, the executive functions: attention, inhibition, and fluid intelligence were examined within this experiment, but none of those executive functions showed a connection to everyday memory.
In conclusion, everyday memory performance seems to be age-sensitive and even more so then performance in similar laboratory tasks. Nevertheless, this enlarged effect could not be explained by parallel tasks in the shopping paradigm such as visual search. Also different age-sensitive executive functions (attention, inhibition and fluid intelligence) could not predict everyday memory performance in the shopping paradigm. All these results indicate that naturalistic paradigms can generate new knowledge on memory performance in everyday life. Using this knowledge might help to developed test paradigms and interventions that led to better memory performance up until old age.
Zur Messung der Alltagsgedächtnisleistung wurde eine naturalistische Merkaufgabe, im Kontext des Einkaufens in einem Supermarkt, entwickelt. Mit Hilfe dieses Einkaufsparadigmas wurde in drei Studien die Alltagsgedächtnisleistung Älterer erhoben. Die Alltagsgedächtnisleistung wurde in diesen Studien auf einen Alterseffekt untersucht und mögliche erklärende Variablen für einen Alterseffekt, wie visuelle Suchleistung und verschiedene exekutive Funktionen auf ihren Einfluss auf das Alltagsgedächtnis geprüft.
Innerhalb von Artikel I konnte festgestellt werden, dass ältere Probanden eine deutlich schlechter Alltagsgedächtnisleistung zeigten als jüngere Probanden. Der Alterseffekt in der Alltagsaufgabe war dabei deutlich größer als in Laborgedächtnisaufgaben. Weiterhin zeigten beide Altersgruppen eine schlechtere Leistung in einer komplexeren Merkaufgabe, wenn zu merkende Objekte vor der Wiedergabe im Geiste neu geordnet (manipuliert) werden mussten. Dieser Effekt war jedoch nicht alterssensitiv. Diese Ergebnisse konnten in Artikel III repliziert werden. In diesem Artikel konnte weiterhin festgestellt werden, dass die visuelle Suchleistung, obwohl stark vom Alter beeinflusst, nicht für den Alterseffekt in der Alltagsgedächtnisleistung verantwortlich ist. In Artikel II konnte für ältere Probanden gezeigt werden, dass durch eine alltagsnähere Präsentation (via Fotographien der Produkte) der zu merkenden Objekte der Effekt der in Artikel I und III festgestellt Effekt der Item-Manipulation reduziert werden kann. Ältere Probanden konnten sich daher mit der alltagsnahen Präsentation ebenso viele Objekte in der komplexen, wie in der einfachen Bedingung merken. Die exekutiven Funktionen visuelle Aufmerksamkeit, Inhibition und fluide Intelligenz konnten dabei die Alltagsgedächtnisleistung nicht prognostizieren.
Für die Alltagsgedächtnisleitung kann somit festgestellt werden, dass diese alterssensitiv zu sein scheint. Außerdem ist der Alterseffekt in einer komplexen alltagsnahen Merkaufgabe des Einkaufsparadigma größer als in vergleichbaren Laboraufgaben. Hierzu muss gesagt werden, dass die entwickelte Alltagsaufgabe komplexer ist vergleichbare Laboraufgaben unteranderem durch die Notwendigkeit der visuellen Suche. Der vergrößerte Effekt in der Alltagsaufgabe ist jedoch, nach den Ergebnissen aus Artikel III, nicht auf die parallel auszuführende Aufgabe der visuellen Suche zurück zu führen. Auch können die alterssensitiven exekutiven Funktionen Aufmerksamkeit, Inhibition und fluide Intelligenz die Alltagsgedächtnisleistung im Einkaufsparadigma nicht erklären. Mit diesen Ergebnissen zeigt diese Arbeit auf, dass naturalistische Paradigmen neue Erkenntnisse für die Gedächtnisleitung im Alltag generieren können. Aus diesen Erkenntnissen können neue, besser an den Alltag angepasste, Testparadigmen und Interventionen entwickelt werden um die Leistungsfähigkeit bis in hohe Alter zu gewährleisten.
Memory performance in everyday life and its change through aging is still unclear since laboratory results are often not transferable to real life situations. Therefore, the goal of this study was if there are differences in everyday memory performance of older and younger adults and if which factors might be accountable for those differences
To measure everyday memory performance a naturalistic memory task was designed in a representative task design. As naturalistic setting, a super market scenario was prepared where subjects were instructed to collect a list of products they previously saw on a screen. Using this shopping paradigm everyday memory performance of older adults was examined in three Experiments. Besides the effect of age, possible influencing variables like visual search and executive functions were investigated to explore their influence on everyday memory.
Results of the first experiment (Article I) showed that everyday memory performance is worse in older adults compared to younger adults. In addition, the age-effect was more pronounced in the everyday memory task compared to laboratory memory tasks. Both age groups did also perform worse in the shopping task if the task was more complex. That means, that items needed to be rearranged (manipulated) before retrieval. However, this effect was not age-sensitive. All those findings could be replicated within experiment III (Article III). In experiment III older adults also showed a decrease in their visual search performance reflected by increases in the number of fixations, number re-fixations and fixation time for target items. However, visual search performance could not predict the performance in the everyday memory task. Results of experiment II (Article II) indicate that a more naturalistic presentation of items (via pictures) reduced the effect of item manipulation. Furthermore, the executive functions: attention, inhibition, and fluid intelligence were examined within this experiment, but none of those executive functions showed a connection to everyday memory.
In conclusion, everyday memory performance seems to be age-sensitive and even more so then performance in similar laboratory tasks. Nevertheless, this enlarged effect could not be explained by parallel tasks in the shopping paradigm such as visual search. Also different age-sensitive executive functions (attention, inhibition and fluid intelligence) could not predict everyday memory performance in the shopping paradigm. All these results indicate that naturalistic paradigms can generate new knowledge on memory performance in everyday life. Using this knowledge might help to developed test paradigms and interventions that led to better memory performance up until old age.
Originalsprache | Deutsch |
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Erscheinungsort | Köln |
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Verlag | Deutsche Sporthochschule Köln |
Seitenumfang | 145 |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 2016 |