TY - BOOK
T1 - Die Auswirkungen eines präoperativen aeroben Ausdauertrainings bei alten Patienten (CAB,>70 Jahren) mit Indikation zu einer Bypass-Operation auf die Entwicklung der Gefäßelastizität und Endothelfunktion (EndoPAT, Pulswellenanalyse), der funktionalen Kapazität (6 MWT), der Lebensqualität und der Aktivität des täglichen Lebens (ADL)
AU - Steinmetz, Carolin
PY - 2018
Y1 - 2018
N2 - Einleitung: Die meisten Patienten vor elektiver aortokoronarer Bypass-Operation sind während der Wartezeit inaktiv, um weitere Risiken zu vermeiden. Ziel dieser prospek- tiven randomisierten kontrollierten Interventionsstudie war es, die Auswirkungen eines zweiwöchigen präoperativen überwachten aeroben Ausdauertraining auf die Gefäß- elastizität und Endothelfunktion, funktionale Kapazität, Lebensqualität und Aktivität des täglichen Lebens bei Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK) und Indikation zur aortokoronaren Bypass-Operation zu untersuchen.
Methodik: Insgesamt wurden n = 203 Patienten (n = 21 Frauen; n = 182 Männer; 67,1 ± 8,4 Jahre) randomisiert einer Interventions- (IG, n = 88, 9 Frauen; 79 Männer; 66,1 ± 9,0 Jahre) oder Kontrollgruppe (KG, n = 115, 12 Frauen; 103 Männer; 67,9 ± 7,9 Jahre) zugeordnet. Zum Zeitpunkt der Randomisierung bestand kein bedeutender
Unterschied zwischen den Gruppen. Die Drop-Out-Rate betrug 25,7% (n = 59). Die Gründe für den Drop-Out waren nicht auf das präoperative Training zurückzuführen. Das präoperative Interventionsprogramm bestand aus einem zweiwöchigen aeroben Ausdauertraining mit Monitoring, bei dem die Patienten sechs Trainingseinheiten mit einer Intensität von 70% der Preak VO2 auf dem Fahrradergometer absolvierten. Die KG trainierte nicht. Zu Beginn (T1), einen Tag präoperativ (T2), zu Rehabilitations- beginn (T3) und -ende (T4) wurden folgende Untersuchungen durchgeführt: Endo- PAT®-Messung (Periphere Arterielle Tonometrie), Pulswellenanalyse (Mobil-O- Graph®), Spiroergometrie, Sechs-Minuten-Gehtest (6MWT) und Timed up and go Test (TUG). Ergänzend wurde der MacNew-Fragebogen (T1-T4) verwendet, um die Le- bensqualität (QoL) zu überprüfen, der HADS-D-Fragebogen, um Angst und Depres- sion (T1-T4) zu erfassen sowie der MOSES-Fragebogen zur Bestimmung der Mobili- tät, Selbstversorgung und des häuslichen Lebens (T3,T4).
Ergebnisse: Das präoperative aerobe Ausdauertraining verlief komplikationslos und wurde von den Patienten gut toleriert. Präoperativ wurde in beiden Gruppen eine signi- fikante Veränderung der funktionalen Kapazität festgestellt, die in der IG signifikant deutlicher war (6MWD: IG: Δ 50,5 m, p < 0,001; KG: Δ 14,2 m, p < 0,001; p = 0,003; TUG: IG: Δ 0,8 s, p < 0,001; KG: Δ 0,1 s, p < 0,001; p = 0,018). Patienten der IG zeigten präoperativ eine signifikant höhere Reduktion der Blutdruckwerte im Vergleich zur KG (systolischer Blutdruck (sysBD): IG: Δ 8,2 mmHg, p < 0,001; KG: Δ 3,2 mmHg; p < 0,001; p = 0,020; diastolischer BD (diasBD): IG: Δ 5,6 mmHg, p < 0,001; KG: Δ 1,2 mmHg, p < 0,001; p = 0,003). Weiterhin wurde präoperativ in allen Domänen der QoL eine signifikant bessere Entwicklung in der IG festgestellt (IG: Δ 0,3 - 0,4, p ≤ 0,001; KG: Δ 0 - 0,1; p ≤ 0,001; p < 0,001). Zu Beginn der Rehabilitation (T3) zeigten sich insbesondere bei der funktionalen Kapazität positive Effekte der präoperativen Inter- vention (6MWT: T1 vs. T3: IG: Δ -64,7 m; KG: Δ -100,8 m; p = 0,013; T1 vs. T4: IG: Δ +47,2 m; KG: Δ +5,7 m; p < 0,001; TUG: T1 vs. T3: IG: Δ +1,4 s; KG: Δ +2,6 s; p = 0,003). Eine altersspezifische Analyse der > 70-Jährigen zeigte bei keinem Para- meter eine signifikante Interaktion zwischen Gruppe und Alter. Die älteren Patienten zeigten jedoch im Vergleich zu den ≤ 70-Jährigen signifikant niedrigere Werte bei fol- genden Parametern: diasBD (T1, T2, T4: p < 0,01), zentraler diastolischer Blutdruck (T1, T2, T4: p < 0,02), Sechs-Minuten-Gehstrecke (T3, T4: p < 0,02), maximal erreichte Ergometerleistung (Wattmax, T1-T4: p < 0,05), maximal erreichte Sauerstoffaufnahme (Peak VO2, T1-T4: p < 0,02) und HADS-D Summenskala für Angst (T1-T3: p < 0,04).
Signifikant höhere Werte zeigten sich bei den älteren im Vergleich zu den jüngeren Patienten sowohl beim TUG (T1-T4: p < 0,001), in der Pulswellengeschwindigkeit (T1- T4: p < 0,001) und dem MOSES-Item „Gehen mit Hilfe“ (T4: p < 0,02). Das präopera- tive Ausdauertraining zeigte keinen signifikanten Einfluss auf die Endothelfunktion und Gefäßelastizität, die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit, Angst und Depression oder auf die Ergebnisse des MOSES-Fragebogens.
Diskussion: Ein kurzzeitiges aerobes Ausdauertraining bei älteren Patienten (> 65 Jahre) mit stabiler KHK vor aortokoronarer Bypass-Operation konnte komplikationslos durchgeführt werden. Die Trainingsintervention war ausreichend, um präoperativ die funktionale Kapazität (6MWT, TUG), hämodynamische Parameter und die Lebens- qualität signifikant zu verbessern. Positive Effekte der Intervention zeigten sich zu Rehabilitationsbeginn im 6MWT und TUG. Die Durchführung weiterer prärehabilitativer Studien über eine längere Dauer (2 bis 4 Wochen) und mit einer kombinierten Trai- ningsintervention, bestehend aus Kraft- und Ausdauertraining, Entspannungstherapie und einem psychologischen Setting, ist empfehlenswert, um die Effektivität multi- modaler Prärehabilitationsmodelle zu überprüfen. Der Schwerpunkt der Prärehabilita- tion sollte bei älteren Patienten vor allem auf der Verbesserung der präoperativen funktionalen Kapazität liegen, um eine Pflegebedürftigkeit zu vermeiden und ein selbstständiges Leben nach dem Eingriff zu gewährleisten.
AB - Einleitung: Die meisten Patienten vor elektiver aortokoronarer Bypass-Operation sind während der Wartezeit inaktiv, um weitere Risiken zu vermeiden. Ziel dieser prospek- tiven randomisierten kontrollierten Interventionsstudie war es, die Auswirkungen eines zweiwöchigen präoperativen überwachten aeroben Ausdauertraining auf die Gefäß- elastizität und Endothelfunktion, funktionale Kapazität, Lebensqualität und Aktivität des täglichen Lebens bei Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK) und Indikation zur aortokoronaren Bypass-Operation zu untersuchen.
Methodik: Insgesamt wurden n = 203 Patienten (n = 21 Frauen; n = 182 Männer; 67,1 ± 8,4 Jahre) randomisiert einer Interventions- (IG, n = 88, 9 Frauen; 79 Männer; 66,1 ± 9,0 Jahre) oder Kontrollgruppe (KG, n = 115, 12 Frauen; 103 Männer; 67,9 ± 7,9 Jahre) zugeordnet. Zum Zeitpunkt der Randomisierung bestand kein bedeutender
Unterschied zwischen den Gruppen. Die Drop-Out-Rate betrug 25,7% (n = 59). Die Gründe für den Drop-Out waren nicht auf das präoperative Training zurückzuführen. Das präoperative Interventionsprogramm bestand aus einem zweiwöchigen aeroben Ausdauertraining mit Monitoring, bei dem die Patienten sechs Trainingseinheiten mit einer Intensität von 70% der Preak VO2 auf dem Fahrradergometer absolvierten. Die KG trainierte nicht. Zu Beginn (T1), einen Tag präoperativ (T2), zu Rehabilitations- beginn (T3) und -ende (T4) wurden folgende Untersuchungen durchgeführt: Endo- PAT®-Messung (Periphere Arterielle Tonometrie), Pulswellenanalyse (Mobil-O- Graph®), Spiroergometrie, Sechs-Minuten-Gehtest (6MWT) und Timed up and go Test (TUG). Ergänzend wurde der MacNew-Fragebogen (T1-T4) verwendet, um die Le- bensqualität (QoL) zu überprüfen, der HADS-D-Fragebogen, um Angst und Depres- sion (T1-T4) zu erfassen sowie der MOSES-Fragebogen zur Bestimmung der Mobili- tät, Selbstversorgung und des häuslichen Lebens (T3,T4).
Ergebnisse: Das präoperative aerobe Ausdauertraining verlief komplikationslos und wurde von den Patienten gut toleriert. Präoperativ wurde in beiden Gruppen eine signi- fikante Veränderung der funktionalen Kapazität festgestellt, die in der IG signifikant deutlicher war (6MWD: IG: Δ 50,5 m, p < 0,001; KG: Δ 14,2 m, p < 0,001; p = 0,003; TUG: IG: Δ 0,8 s, p < 0,001; KG: Δ 0,1 s, p < 0,001; p = 0,018). Patienten der IG zeigten präoperativ eine signifikant höhere Reduktion der Blutdruckwerte im Vergleich zur KG (systolischer Blutdruck (sysBD): IG: Δ 8,2 mmHg, p < 0,001; KG: Δ 3,2 mmHg; p < 0,001; p = 0,020; diastolischer BD (diasBD): IG: Δ 5,6 mmHg, p < 0,001; KG: Δ 1,2 mmHg, p < 0,001; p = 0,003). Weiterhin wurde präoperativ in allen Domänen der QoL eine signifikant bessere Entwicklung in der IG festgestellt (IG: Δ 0,3 - 0,4, p ≤ 0,001; KG: Δ 0 - 0,1; p ≤ 0,001; p < 0,001). Zu Beginn der Rehabilitation (T3) zeigten sich insbesondere bei der funktionalen Kapazität positive Effekte der präoperativen Inter- vention (6MWT: T1 vs. T3: IG: Δ -64,7 m; KG: Δ -100,8 m; p = 0,013; T1 vs. T4: IG: Δ +47,2 m; KG: Δ +5,7 m; p < 0,001; TUG: T1 vs. T3: IG: Δ +1,4 s; KG: Δ +2,6 s; p = 0,003). Eine altersspezifische Analyse der > 70-Jährigen zeigte bei keinem Para- meter eine signifikante Interaktion zwischen Gruppe und Alter. Die älteren Patienten zeigten jedoch im Vergleich zu den ≤ 70-Jährigen signifikant niedrigere Werte bei fol- genden Parametern: diasBD (T1, T2, T4: p < 0,01), zentraler diastolischer Blutdruck (T1, T2, T4: p < 0,02), Sechs-Minuten-Gehstrecke (T3, T4: p < 0,02), maximal erreichte Ergometerleistung (Wattmax, T1-T4: p < 0,05), maximal erreichte Sauerstoffaufnahme (Peak VO2, T1-T4: p < 0,02) und HADS-D Summenskala für Angst (T1-T3: p < 0,04).
Signifikant höhere Werte zeigten sich bei den älteren im Vergleich zu den jüngeren Patienten sowohl beim TUG (T1-T4: p < 0,001), in der Pulswellengeschwindigkeit (T1- T4: p < 0,001) und dem MOSES-Item „Gehen mit Hilfe“ (T4: p < 0,02). Das präopera- tive Ausdauertraining zeigte keinen signifikanten Einfluss auf die Endothelfunktion und Gefäßelastizität, die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit, Angst und Depression oder auf die Ergebnisse des MOSES-Fragebogens.
Diskussion: Ein kurzzeitiges aerobes Ausdauertraining bei älteren Patienten (> 65 Jahre) mit stabiler KHK vor aortokoronarer Bypass-Operation konnte komplikationslos durchgeführt werden. Die Trainingsintervention war ausreichend, um präoperativ die funktionale Kapazität (6MWT, TUG), hämodynamische Parameter und die Lebens- qualität signifikant zu verbessern. Positive Effekte der Intervention zeigten sich zu Rehabilitationsbeginn im 6MWT und TUG. Die Durchführung weiterer prärehabilitativer Studien über eine längere Dauer (2 bis 4 Wochen) und mit einer kombinierten Trai- ningsintervention, bestehend aus Kraft- und Ausdauertraining, Entspannungstherapie und einem psychologischen Setting, ist empfehlenswert, um die Effektivität multi- modaler Prärehabilitationsmodelle zu überprüfen. Der Schwerpunkt der Prärehabilita- tion sollte bei älteren Patienten vor allem auf der Verbesserung der präoperativen funktionalen Kapazität liegen, um eine Pflegebedürftigkeit zu vermeiden und ein selbstständiges Leben nach dem Eingriff zu gewährleisten.
M3 - Dissertationsschrift
BT - Die Auswirkungen eines präoperativen aeroben Ausdauertrainings bei alten Patienten (CAB,>70 Jahren) mit Indikation zu einer Bypass-Operation auf die Entwicklung der Gefäßelastizität und Endothelfunktion (EndoPAT, Pulswellenanalyse), der funktionalen Kapazität (6 MWT), der Lebensqualität und der Aktivität des täglichen Lebens (ADL)
PB - DSHS Köln
CY - Köln
ER -