Abstract
Slacklinen bezeichnet das Blancieren auf einem dünnen, gespannten Band zwischen zwei Anschlagpunkten, meist zwei Bäumen. Diese junge Sportart wurde von Kletterern in Amerika erfunden und verbreitete sich nach der Jahrtausendwende im deutschsprachigen Raum. Aufgrund des Slacklinebooms verursachte die Trendsportart in den städtischen Grünanlagen Bedenken seitens der Verantwortlichen, welche sich teils sogar in Slacklineverboten für Stadtgebiete äußerten. Es stellte sich die Frage, ob im urbanen Raum attraktive Sportgelegenheiten für die Trendsportart Slacklinen geschaffen und Nutzungskonzepte entwickelt werden können, die die Ansprüche der Nutzer befriedigen und gleichzeitig ökologischen, ökonomischen und sozialen Kriterien gerecht werden.
Als erster Schritt erfolgte eine Definition der Ausgangssituation. Die Sportart Slacklinen und mögliche Konfliktfelder im urbanen Raum wurden analysiert, gefolgt von einer Bestands- und Bedarfserhebung sowie der Analyse räumlicher Nutzungsschwerpunkte mittels einer Befragung der Kölner Slackliner und eines Besuchermonitorings der Kölner Grünflächen. Parallel wurde die ökologische Verträglichkeit der Sportart beleuchtet und Druckmessungen bei Slacklineanschlagmitteln am Baum durchgeführt. Aufgrund der Neuartigkeit der Sportart mussten weiterhin Grundlagen zu Bau und Konstruktion von Slacklineanlagen geschaffen werden. Mit dem neu gewonnenen Erkenntnisstand konnten die Slacklineanlagen in Köln konzipiert und gebaut werden. Nach einem Jahr Nutzungszeit wurden diese Anlagen anhand eines zweiten Besuchermonitorings und einer quantitativen Umfrage mittels Fragebogen evaluiert und ein umfassendes Slacklinekonzept für den urbanen Raum erarbeitet.
Slacklinen konnte 2012 als Trendsportart in einer späten Phase der Entwicklung nach Lamprecht et al. (2003) eingestuft werden. Das erste Besuchermonitoring zeigte, dass sich in den Kölner Grünflächen Slacklinehotspots herausgebildet hatten, in denen durch die Slackliner ein großer Nutzungsdruck auf die natürlichen Ressourcen ausgeübt wurde.
Durch die Analyse der Belastungen auf den Baum durch Anbringung von Slacklines und mit den Ergebnissen der Druckmessung mit verschiedenen im Slacklinesport gebräuchlichen Anschlagmitteln zeigten sich Vor- und Nachteile der verschiedenen Anschlagsysteme. Aus diesen Erkenntnissen konnten Empfehlungen für baumschonendes Verhalten im Slacklinesport gewonnen bzw. sportpraktische Annahmen wissenschaftlich nachgewiesen werden.
Trotzdem konnte die ökologische Verträglichkeit der Sportart, insbesondere die Schädigung von Bäumen, nicht abschließend geklärt werden. Daher wurden seitens der Entscheidungsträger in Köln in den hochfrequentierten Bereichen der Grünflächen präventive Maßnahmen ergriffen. Dies beinhaltete die Konzeption eines künstlichen Slacklinepfostens als Anschlagmittel, sowie die Entwicklung einer Baumschutzmanschette. Mit den Analysen über den Bau von Slacklineanlagen, den gültigen DIN-Normen und sportpraktischen Überlegungen konnten allgemeingültige Normen und Hinweise zum Bau dieser Sportanlagen definiert werden.
Slacklineanlagen können nun in Anlehnung an gültige Normen erstellt, spezifische Eigenheiten der Sportart müssen jedoch berücksichtigt werden. Diese sind insbesondere die Anforderungen an die Beschaffenheit und Dimensionierung des Fallraums sowie die Anzahl und Positionierung der Anschlagpunkte. Unter Berücksichtigung dieser rechtlichen, sicherheitsrelevanten und sportartspezifischen Faktoren wurden verschiedene Slacklineanlagen im Inneren Grüngürtel von Köln konzipiert und erstellt. Diese Anlagen wurden hinsichtlich sportlicher Variabilität, Anwenderfreundlichkeit sowie Nutzungs- und Kosteneffizienz optimiert und ein Jahr nach Einführung evaluiert. Es zeigte sich, dass die Slackliner mit den Anlagen sehr zufrieden sind und das Besucherlenkungskonzept sehr gut funktionierte. Außerhalb der Anlagen wurden nur noch vereinzelt Slacklinesportler beobachtet.
Neben sportlichen Anforderungen, sozialen Faktoren sowie der naturnahen Gestaltung der Sportgelegenheiten konnten Kriterien für attraktive Anlagen definiert werden, die je nach unterschiedlicher Ausrichtung und Zielpublikum besonders berücksichtigt werden müssen. Dies waren das Ambiente der Parks, die Länge der Anreise, die Lage und Verteilung der Parks, deren Information und Beschilderung sowie die vorhandenen Aufspannlängen in Bezug zum aktuellen und angestrebten Können.
Die Analyse unterschiedlicher Anlagen zeigte weitere Kriterien auf, welche Kommunen im Rahmen ihrer Planung zu Slacklineanlagen berücksichtigen sollten, um spezifisch für ihren urbanen Raum attraktive und genutzte Anlagen zu gestalten.
Abschließend wurde auf Basis des aktuellen Wissensstandes in Anlehnung an schon bestehende Natursportkonzeptionen eine Slacklinekonzeption für den urbanen Raum erarbeitet. Diese beinhaltet drei Zonen, die je nach Sensibilität der Grünfläche und Nutzungsintensität durch Slacklinen für das Stadtgebiet etabliert werden müssen. Für Zone 1 gilt ein Slacklineverbot. In Zone 2 werden Slacklineanlagen geschaffen und Slacklinen ist nur in diesen Anlagen erlaubt. Freies Slacklinen unter Berücksichtigung eines baumschonenden Verhaltens (Mindestdruchmesser, Verwendung von Reib- und Druckschutz) kann in Zone 3 betrieben werden.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Sportart Slacklinen über sechs Jahre, insbesondere im Stadtgebiet Köln, aber auch in anderen Städten, beobachtet, analysiert und entscheidend weiterentwickelt. Slacklinen ist eine attraktive Sportart, die dem Sportgeist der Gesellschaft entspricht, gesundheitlichen und sozialen Aspekten genügt und daher einen Platz im Sportportfolio einer Kommune verdient. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse und Handreichungen dieser Arbeit kann Slacklinen den ökologischen, ökonomischen und sozialen Anforderungen sowohl der Entscheidungsträger der Kommunen als auch der Sportler gerecht werden. Die dargestellten Konflikte können bei entsprechenden Maßnahmen vermieden und attraktive Sportmöglichkeiten geschaffen werden, die einer modernen Stadt und Gesellschaft entsprechen.
Originalsprache | Deutsch |
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Erscheinungsort | Köln |
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Verlag | Deutsche Sporthochschule Köln |
Seitenumfang | 215 |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 2017 |