Digitale Medien und Tanz: Bedeutung von körperlich-medialer Exponiertheit in Bildungskontexten

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

Abstract

Die Digitalisierung ist im Bildungsbereich ein viel diskutiertes Thema und wird
zukünftig einen höheren Stellenwert in der Schule und somit auch im Schulsport
einnehmen. Für körpernahes Lernen, im Sinne neuer Betrachtungen der eigenen
Realitäten, sind insbesondere Videoformate interessant. Im Sport(-unterricht)
haben sich bereits Videos zur Analyse oder zur Veranschaulichung von
Bewegungstechniken mit spezialisierten Apps etabliert. Im Bewegungsfeld
Tanz beschränkt sich die Nutzung digitaler Angebote allerdings hauptsächlich
auf Tutorials. Auf Videoplattformen zur Verfügung gestellte stilbezogene Bewegungen
können somit erlernt werden. Die Nutzung audiovisueller Inhalte erfolgt
dadurch nahezu ausschließlich nach dem Prinzip des mimetischen Nachahmens.
Eine Förderung gestalterischer Prozesse findet bei dieser Verwendung
digitaler Inhalte kaum statt. Im Gegensatz dazu werden innerhalb des professionellen
zeitgenössischen Tanzes Videoaufnahmen vermehrt zur Dokumentation
und digitale Medien, zum Beispiel in Form von Installationen, zur Anregung
von Gestaltungsprozessen genutzt. Ein direkter Transfer bestehender Tools
und künstlerischer Praxen in den Schulsport ist jedoch aufgrund aufwendiger
digitaler Produktionen und fehlender Erfahrung der Schüler*innen im Tanz nicht
möglich. Die Vermittlung von Tanz im schulischen Kontext ist mit besonderen
Herausforderungen verbunden. Einerseits ist hier das erhöhte Schamempfinden
zu nennen, das bereits im Schulkontext beobachtet wird. Andererseits ist
eine allgemein vorherrschende körperliche Exponiertheit im Sportunterricht zu
verzeichnen. Bislang wurde jedoch eine mögliche Verknüpfung einer erhöhten
körperlichen Exponiertheit und Schamempfinden bei der Nutzung von Videos
im Sportunterricht weder im Allgemeinen noch für das Bewegungsfeld Tanz thematisiert.
Die bislang unzureichende Forschungslage zum Thema „Scham und
Videos im Sportunterricht” gibt Anlass, sich mit dieser Thematik im Rahmen eines
Promotionsprojekts zu befassen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie
Schüler*innen den Umgang mit eigenen Videos in einem kreativen Tanzunterricht
im Kontext Schulsport erleben und deuten.
Im Rahmen des Forschungsprojekts #digitanz wurde zu explorativen Zwecken
eine App (siehe auch lite.digitanz.de) entwickelt, die einerseits zu kreativen Bewegungen
anregen und andererseits die Ergebnisse mittels Videos archivieren
soll. Um den Umgang mit und das Erleben von selbstdarstellenden Videos in
der kreativen Tanzvermittlung bei Schüler*innen zu erforschen wurde ein ethnographischer
Ansatz mit explorativer Herangehensweise gewählt. Die Ergebnisse
legen nahe, dass sich bei der Erprobung des Videoeinsatzes in der TanzVI
vermittlung ein bedeutsames Erleben von Körperlichkeit zeigt. Des Weiteren
manifestiert sich durch die Verwendung von Videofunktionen eine von den
Schülerinnen empfundene körperlich-mediale Exponiertheit im Umgang mit
selbstporträtierenden Videos. Es lässt sich jedoch ebenfalls feststellen, dass
insbesondere improvisatorische und flüchtige Bewegungsmomente von der Dokumentation
durch Videoaufnahmen profitieren. Durch das Einbeziehen von digitalen
Medien, insbesondere Videos, werden neue Möglichkeiten eröffnet, um
Zugänge zu einer größeren Bewegungsvielfalt zu erhalten und Tanz auf neue
Art und Weise zu rezipieren und zu reflektieren.
Schlagwörter: Tanz, digitale Medien, Kulturelle Bildung, Schulsport, Video

OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortHamburg
VerlagVerlag Dr. Kovač
Seitenumfang255
ISBN (Print)978-3-339-14014-2
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2024

Publikationsreihe

NameEUB. Erziehung - Unterricht - Bildung
Herausgeber (Verlag)Verlag Dr. Kovac
Band218

Zitation