Dynamische Büroarbeitsstationen als verhältnispräventive Maßnahme zur Reduktion bewegungsarmer Verhaltensweisen an Büro- und Bildschirmarbeitsplätzen

Vera Schellewald

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

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Abstract

Physische Inaktivität wird zunehmend als eigenständiger Risikofaktor bei der Entstehung chronischer Krankheiten diskutiert und durch das Aufkommen bewegungsarmer Verhaltensweisen während der Arbeitszeit und in der Freizeit begünstigt. Durch die Zunahme an Büro-und Bildschirmarbeitsplätzen erhöht sich auch das Vorkommen bewegungsarmer Verhaltensweisen (jegliche Verhaltensweisen im Wachzustand mit einem Energieaufwand ≤ 1,5 MET) während der Arbeitszeit. Da sich deren negative, gesundheitliche Konsequenzen anscheinend nicht durch körperliche Aktivität in der Freizeit ausgleichen lassen, sollte die physische Aktivität am Arbeitsplatz durch Maßnahmen der Verhaltens- sowie Verhältnisprävention erhöht werden. Dynamische Büroarbeitsstationen sind eine verhältnispräventive Maßnahme, durch die leichte physische Aktivität in die produktive Arbeit an Büro- und Bildschirmarbeitsplätzen integriert werden kann. Momentan verfügbare Stationen verbinden die Arbeit in einer sitzenden Körperposition mit einer aktiven Beinbewegung, die dem Fahrrad fahren ähnelt. Um die Effektivität fahrradähnlicher Stationen als Maßnahme der Verhältnisprävention bewerten zu können, war das übergreifende Ziel der vorliegenden Thesis die Erforschung ihrer Effekte bei einem Einsatz in realen Büroumgebungen.
Die Ergebnisse des ersten und zweiten Forschungsschrittes zeigten, dass die Mitarbeitenden ein generelles Interesse an der Nutzung fahrradähnlicher Stationen hatten, welches teilweise über die Interventionszeiträume hinweg anhielt. Im Vergleich zum Arbeiten im Sitzen wurde im ersten Forschungsschritt eine Erhöhung des Energieumsatzes und der Herzfrequenz festgestellt, welche jedoch für die Gesamtstichprobe nicht den allgemeinen Empfehlungen zu regelmäßiger körperlicher Aktivität mit moderater Intensität entsprach. Hohe Variationen hinsichtlich der Frequenz und Dauer der Nutzung sowie der Effekte auf die physiologische Aktivität zwischen den T eilnehmenden unterstreichen jedoch ein generelles Potential der Nutzung fahrradähnlicher Stationen zur Gesundheitserhaltung. Die Ergebnisse des zweiten Forschungsschrittes zeigten einen positiven Effekt auf die kurzzeitige Veränderung des Wohlbefindens nach der Nutzung der Stationen und gemischte Effekte für einen möglichen Einfluss der Dauer sowie der Geschwindigkeit der Nutzung und ihrer Variation auf diese Veränderung. Im dritten Forschungsschritt wurden hinsichtlich der kognitiven Leistung weder negative noch positive Auswirkungen der Nutzung der Stationen festgestellt, unabhängig von der Intensität der Nutzung sowie der Komplexität der Aufgabe. Bei der Ausführung von Bürotätigkeiten wiederum wurden negative Auswirkungen auf Aufgaben festgestellt, bei der die Tastatur oder die Computermaus präzise bedient werden mussten. Aufgrund der geringen deskriptiven Ausprägungen dieser Effekte sind sie für die betriebliche Praxis jedoch wenig relevant.
Zusammengefasst lassen die Erkenntnisse den Schluss zu, dass dynamische fahrradähnliche Büroarbeitsstationen für den Einsatz in realen Büroumgebungen geeignet sind und sich eine regelmäßige Nutzung mit ausreichender Intensität positiv auf die physische sowie psychische Gesundheit der Mitarbeitenden auswirken könnte. Dennoch besteht weiterhin ein großer Forschungsbedarf, insbesondere hinsichtlich möglicher Langzeiteffekte der Nutzung dynamischer Büroarbeitsstationen sowie der Kombination ihrer Nutzung mit Maßnahmen der Verhaltensprävention im Rahmen der Gesundheitserhaltung und Gesundheitsförderung an Büro- und Bildschirmarbeitsplätzen.


OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang75
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2021

Zitation