Effekte einer multimodalen Intervention zur Primärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen auf die körperliche Leistungsfähigkeit und das Bewegungsverhalten bei Personen mit hohem kardiovaskulärem Risiko: Ergebnisse der PräFord-Interventionsstudie

Christian Heming

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

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Abstract

Einleitung: Kardiovaskuläre Erkrankungen führen nach wie vor die Todesstatistik in den westlichen Industrienationen an. Die kardiovaskuläre Morbidität verursacht zudem jährlich hohe Kosten im Gesundheitswesen. Regelmäßig durchgeführte körperliche Aktivität gehört zu den wichtigsten Schutzfaktoren im Zusammenhang mit HKE. Evidenzbasierte, wissenschaftlich fundierte Konzepte bezüglich effektiver Präventionsprogramme existieren bisher nicht. Vor diesem Hintergrund wurde die PräFord-Studie initiiert, um in einer prospektiven Kohortenstudie das Risiko (ESC-Score) für ein kardiovaskuläres Akutereignis zu bewerten (Gesamtkollektiv) sowie eine Teilkohorte von Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko (Hochrisikoteilkollektiv) in eine randomisierte, kontrollierte, prospektive, klinische Studie einzuschließen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den kurz- und mittelfristigen Einfluss einer multimodalen Interventionsmaßnahme auf die körperliche Leistungsfähigkeit und das Bewegungsverhalten des Hochrisikoteilkollektivs zu untersuchen.
Methode: Die Untersuchungsgruppe bestand aus 286 Patienten (256 m/ 30 w;
61,8 ± 6,9 Jahre),
62,7 ± 6,9 Jahre)
60,9 ± 6,8 Jahre)
multimodale, ambulante Gruppenintervention für jeweils zweieinhalb bis dreiStunden an zwei Tagen in der Woche. Die Interventionsmaßnahme bestand aus den Modulen Sport- und Bewegungstherapie, Ernährungsberatung, Gesundheitstraining sowie psychologische und ärztliche Betreuung. Die KG erhielt eine detaillierte Aufklärung bezüglich ihres kardiovaskulären Risikos. Drei Patienten brachen vorzeitig die Interventionsmaßnahme ab. Im zweijährigen Beobachtungsverlauf erreichten weitere vierzehn Patienten sekundäre Endpunkte. Die IG war zu Studienbeginn signifikant (p=0,026) älter als die KG. In der Eingangsuntersuchung wurden keine weiteren relevanten signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt.
Ergebnisse: Durch die Interventionsmaßnahme wurde die körperliche
die zur Interventionsgruppe (IG) (n=142; und Kontrollgruppe (KG) (n=144;
124 m/ 18 w;
132 m/ 12 w; randomisiert wurden. Die IG durchlief eine 15-wöchige,

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Leistungsfähigkeit signifikant gesteigert (maximale Leistungsfähigkeit: +7,4 Watt; relative Leistungsfähigkeit: +0,26 Watt/kg/KG; Leistung bei 2 mmol/l Laktat: +10,6 Watt; Leistung bei 3 mmol/l Laktat: +9,1 Watt; Leistung bei 4 mmol/l Laktat: +8,2 Watt; jeweils p≤0,001) und der systolische Blutdruck bei 100 Watt (-13,2 mmHg; p≤0,001) signifikant reduziert. Trotz signifikant höherer Leistung auf den einzelnen Belastungsstufen änderte sich die Herzfrequenz bei definierten Laktatwerten von 2 mmol/l, 3 mmol/l und 4 mmol/l Laktat nicht. Das angegebene Ausmaß an körperlicher Aktivität veränderte sich lediglich für den Parameter „leichte körperliche Aktivität“ um minus 19,5 Minuten pro Tag signifikant (p=0,013).
Die verbesserte Ausdauerleistungsfähigkeit der IG konnte ein Jahr lang signifikant (jeweils p≤0,001) für alle erhobenen Parameter zur körperlichen Leistungsfähigkeit stabilisiert bzw. zum Teil noch weiter verbessert werden (maximale Leistungsfähigkeit: +7,0 Watt; relative Leistungsfähigkeit: +0,19 Watt/kg/KG; Leistung bei 2 mmol/l Laktat: +11,5 Watt; Leistung bei 3 mmol/l Laktat: +9,2 Watt; Leistung bei 4 mmol/l Laktat: +7,8 Watt). Zudem war die maximal erreichte relative Leistungsfähigkeit in der IG bei der Ein-Jahres- Katamnese signifikant (p=0,025) höher im Vergleich zur KG. Die systolische Blutdrucksenkung bei 100 Watt konnte in der Ein-Jahres-Katamnese lediglich für die Gesamtgruppe nachgewiesen werden. Des Weiteren wurden bei der Herzfrequenz bei definierten Laktatwerten nach einem Jahr weder in den einzelnen Gruppen noch für die Gesamtgruppe Veränderungen festgestellt. Zwei Jahre nach der Interventionsmaßnahme konnte lediglich in der IG die durch die Intervention erzielte Verbesserung der relativen Leistungsfähigkeit signifikant (p≤0,001) stabilisiert werden, allerdings war nach zwei Jahren auch in der KG eine signifikante (p=0,025) Verbesserung der relativen Leistungsfähigkeit zu beobachten. Der Unterschied zwischen den Gruppen war nicht signifikant. Weder die Verbesserung der maximalen Leistungsfähigkeit noch die Verbesserung der Leistung bei definierten Laktatwerten konnte in der IG nach zwei Jahren stabilisiert werden. Zudem veränderte sich die Herzfrequenz bei definierten Laktatwerten in der Zwei-Jahres-Katamnese in den einzelnen Gruppen nicht, lediglich für die Gesamtgruppe war eine signifikante Reduktion der Herzfrequenz bei definierten Laktatwerten
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festzustellen. Zwischen den Gruppen gab es keine Unterschiede. Die systolischen Blutdruckwerte bei 100 Watt waren in der Zwei-Jahres-Katamnese in beiden Gruppen unverändert. Lediglich für die Gesamtgruppe konnte nach zwei Jahren eine signifikante (p≤0,001) Reduktion des systolischen Blutdrucks bei 100 Watt festgestellt werden. Zwischen den Gruppen zeigten sich keine Unterschiede. Bei dem angegebenen Bewegungsausmaß wurde nach einem Jahr in keiner der beiden Gruppen eine Veränderung festgestellt. Nach zwei Jahren gab die KG mit +28,4 Minuten pro Tag signifikant (p=0,024) häufiger an, körperlich intensiv aktiv zu sein. Diese Zunahme ist im Vergleich zur IG signifikant (p≤0,001) höher.
Diskussion: Die Ergebnisse bestätigen die Annahme, dass die körperliche Leistungsfähigkeit durch eine multimodale Interventionsmaßnahme sowohl unmittelbar als auch bis zu einem Jahr signifikant verbessert werden kann. Die Entwicklung der körperlichen Leistungsfähigkeit nach einem Jahr ist in der IG im Vergleich zur KG signifikant besser und dementsprechend als gut zu bewerten. Nach zwei Jahren kann die verbesserte Leistungsfähigkeit in der IG lediglich für die relative Leistungsfähigkeit stabilisiert werden. Da sich nach zwei Jahren allerdings auch die relative Leistungsfähigkeit der KG signifikant verbessert, stellt sich zwischen den Gruppen kein Unterschied in der Entwicklung der relativen Leistungsfähigkeit ein. Insgesamt betrachtet sind somit die Effekte der multimodalen Interventionsmaßnahme auf die körperliche Leistungsfähigkeit in der IG nach zwei Jahren nicht mehr nachzuweisen Die Ergebnisse zum Bewegungsverhalten der Patienten stehen im Widerspruch zu der Entwicklung der körperlichen Leistungsfähigkeit über den Beobachtungszeitraum. Inwieweit die Angaben der Patienten der Realität entsprechen, darf angezweifelt werden. Eine engmaschigere Nachbetreuung hätte womöglich dazu beigetragen, die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit auch über einen längeren Zeitraum als ein Jahr zu stabilisieren. Zusammenfassend ist die multimodale Gruppenintervention dazu geeignet, die körperliche Leistungsfähigkeit sowohl unmittelbar als auch bis zu einem Jahr zu verbessern. Nach zwei Jahren sind die Effekte der Interventionsmaßnahme auf die körperliche Leistungsfähigkeit nicht mehr nachzuweisen.

Introduction: Cardiovascular diseases are still the leading cause of death in the western world. They are also responsible for high costs in the health care system. Regular physical activity is one of the most important ways to prevent cardiovascular diseases. Despite of this knowledge there is still a lack of well designed scientific prevention programs. Based on this knowledge gap the PreFord study was initialized. The PreFord Study consists of two parts: the prospective cohort study (total-cohort) examined the risk of fatal cardiovascular events based on the ESC-Score; the prospective, randomized, controlled, multicentre, clinical intervention study (high-risk-collective) focuses on primary prevention of cardiovascular diseases. The aim of this study was to evaluate whether a newly designed multimodal intervention program has a short- and medium-term effect (two years) on physical fitness and physical activity in a cohort with high cardiovascular risk.
Methods: A sample of 286 subjects (256 m/ 30 f; 61.8 ± 6.9 years) were randomized into an intervention group (IG) (n=142; 124 m/ 18 f; 62.7 ± 6.9 years) and a control group (CG) (n=144; 132 m/ 12 f; 60.9 ± 6.8 years). The IG participated in an occupational, multimodal, outpatient intervention program (15 weeks for 2.5-3 hours twice a week). The main program contents were: psychotherapy, nutrition advice, health training, exercise and medical care. The CG received detailed information about their cardiovascular risk. Three subjects finished the intervention program prematurely. Fourteen subjects reached secondary endpoints during the observation period of two years. At the beginning of the study the IG was significantly (p=0.026) older than the CG (IG: 62.7 vs. CG: 60.9 years). However, there were no other significant differences in the patients ́ characteristics between the two groups.
Results: Directly after the intervention program physical fitness improved significantly (p≤0.001) (maximal exercise capacity: +7.4 watt; relative maximal exercise capacity: +0.26 watt/kg/body weight; physical work capacity on the 2 mmol lactate level: +10.6 watt; physical work capacity on the 3 mmol lactate level: +9.1 watt; physical work capacity on the 4 mmol lactate level: +8.2 watt). Moreover the systolic blood pressure at 100 watt significantly (-13.2 mmHg;

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p≤0.001) decreased. Despite enhanced performance, heart rate remained unaltered on the 2, 3 and 4 mmol/l lactate level. The physical activity level only changed significantly (p=0.013) for “easy physical activity” by minus 19.5 minutes per day. The improved physical performance could be stabilized (p≤0.001) over the period of one year (maximal exercise capacity: +7.0 watt; relative maximal exercise capacity: +0.19 watt/kg/body weight; physical work capacity on the 2 mmol lactate level: +11.5 watt; physical work capacity on the 3 mmol lactate level: +9.3 watt; physical work capacity on the 4 mmol lactate level: +7.8 watt). In addition, after one year, the relative maximal exercise capacity in the IG was significantly (p=0.025) higher compared to the KG. The reduction in systolic blood pressure at 100 watt was stabilized for the whole group after one year. The improved physical performance could only be stabilized for relative maximal exercise capacity (p≤0.001) over the period of two years.
However, the relative maximal exercise capacity in the KG was also significantly (p=0.025) increased compared to baseline. The difference between the groups was not significant. No differences between the groups were seen in systolic blood pressure at 100 watt after the period of two years.
After one year, self-reported physical activity did not change in both groups. After two years the CG indicates with +28.2 minutes significantly (p=0.024) to be more intensive physical active. The difference between the groups was significant (p≤0.001).
Discussion: The results demonstrate that the physical performance of the high risk subjects was improved for short and medium term (one year) by the novel multimodal intervention program. The development of physical fitness in the IG after one year is significantly better compared to the KG. After two years the improved physical performance could only be stabilized for the parameter relative maximal exercise capacity in the IG. However, the relative maximal exercise capacity also improved significantly in the KG over the period of two years. In conclusion, the intervention was successful to improve physical fitness and stabilize the effects over the period of one year. The effects were not sustained over the period of two years. The results of the self-reported physical activity are in contrast to these results. It is questionable if the self-reported

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activity levels give valid information. More intensive follow-up care and cluster programs could may improve physical performance for a longer time than one year.
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang179
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2015

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