Einfluss gravizentrischer, egozentrischer und visueller Reize auf die räumliche Orientierung des Menschen: Die Wahrnehmung der habituell subjektiven Vertikalen

    Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

    Abstract

    Die Wahrnehmung von „oben“ und „unten“ stellt einen wichtigen Aspekt innerhalb der räumlichen Orientierung dar und verwendet hierfür die drei Referenzrahmen: die Schwerkraft (gravizentrisch); die Orientierung visueller Objekte (allozentrisch), z.B. Wände oder Bäume; den eigenen Körper (egozentrisch), z.B. die Longitudinalachse. Normalerweise stimmen diese Referenzrahmen in ihrer Ausrichtung überein, so dass der Mensch eine eindeutige Wahrnehmung von „oben“ und „unten“ hat.
    Bisherige Studien zur räumlichen Orientierung haben die Auswirkungen von dissoziierten Referenzrahmen auf die Wahrnehmung der Vertikalen untersucht. Allerdings wiesen sie eine geringe ökologische Validität auf, da den Probanden ein expliziter Referenzrahmen (bspw. die gravizentrische Vertikale) zur Durchführung der Aufgabe vorgegeben wurde.
    Die Gestaltung der vorliegenden Arbeit erfolgte in Anlehnung an einige wenige Studien, die eine instruktionale Vorgabe des Referenzrahmens vermieden haben, so dass die unabhängige Auswahl der Referenzrahmen zu einer Ausrichtung gemäß des individuellen Verständnisses von „oben“ und „unten“ führte – nachfolgend als „habituell subjektive Vertikale“ beschrieben. Neben der Validierung der habituell subjektiven Vertikalen (Studie I), wurde ein weiterer Fokus auf die Erforschung von Differenzen zwischen Wahrnehmungs- und Handlungsaufgaben gelegt (Studie I – III). Ein weiteres Ziel der Arbeit war darüber hinaus die Decodierung der Gewichtung einzelner Referenzrahmen (Artikel IV und V).
    Im Gegensatz zu den Ergebnissen der Studien mit vorgegebenem Referenzrahmen, zeigen die aktuellen Ergebnisse (Studie I) signifikant unterschiedliche Ausprägungen – eine zweigipflige Verteilung (nahe einer korrekten Ausrichtung der gravizentrischen und egozentrischen Vertikalen). Beim Vergleich der perzeptuellen und motorischen Aufgaben gab es widersprüchliche Aussagen zwischen den aktuellen Studien. Dennoch kann man aufgrund der intra- und inter-individuellen Differenzen von unterschiedlichen habituell subjektiven Vertikalen zwischen Wahrnehmung und Handlungsaufgaben ausgehen (Studien I – III). Diese basieren aller Wahrscheinlichkeit nach auf zusätzlichen gravitationellen Reizen bei den Handlungsaufgaben. Anhand der Studie IV und V konnten die Gewichtung der einzelnen Referenzrahmen für die habituell motorische Vertikale decodiert werden. Dahingehend konnte aufgezeigt werden, dass visuelle Reize nur einen geringen Einfluss auf die Ausrichtung der habituell subjektiven Vertikalen bei Handlungsaufgaben besitzen.
    Insgesamt weisen die intra- und inter-individuell divergierenden Ausrichtungen der aktuellen Aufgaben auf die Existenz einer habituell subjektiven Vertikalen hin. Deren Ausrichtung ist abhängig von vielfältigen Faktoren. Diese Wahrnehmung kann in Bezug zur Gewichtung der Referenzrahmen, der Lageposition der Körpers, der Instruktionen, den Aufgabenanforderungen oder weiteren Faktoren variieren.
    OriginalspracheDeutsch
    ErscheinungsortKöln
    VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
    Seitenumfang118
    PublikationsstatusVeröffentlicht - 2017

    Zitation