TY - BOOK
T1 - Einsatz sportartspezifischer Trainingsmethoden im Wettkampfbouldern
AU - Medernach, Jerry
PY - 2015
Y1 - 2015
N2 - Wettkampfbouldern ist eine eigenständige Disziplin des Sportkletterns und beschreibt das seilfreie Klettern in Absprunghöhe an künstlichen Kletterwänden mit Fallschutzmatten zur Minimierung des Verletzungsrisikos. Seit den 1980er Jahren hat die Entstehung künstlicher Indooranlagen dazu beigetragen, dass sich das Bouldern zunehmend als eigenständige Wettkampfdisziplin etablieren konnte. Seither lässt sich im Bouldersport eine wachsende Leistungsdichte und eine Zunahme der Wettkämpfe auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene beobachten. Im Hinblick auf die Maximierung der individuellen Leistungsfähigkeit, rücken im modernen Wettkampfbouldern sportartspezifische Trainingsmethoden und -geräte zunehmend in den Mittelpunkt. Demgegenüber ist der trainingsbezogene Forschungsschwerpunkt im Wettkampfbouldern wissenschaftlich weitestgehend unberührt, sodass sich die Mehrzahl der angewandten Trainingsmethoden bislang einer fundierten wissenschaftlichen Grundlage entziehen und die Gestaltung der Trainingsinhalte nach wie vor ad libitum nach dem „Trial-and-Error“-Prinzip erfolgt.
Die vorliegende Studie verfolgt somit die Zielsetzung, die Wirkungsweise von Bouldern (BL), Intervall Bouldern (IB), dem Training am Moonboard (MB), Hangboard (HB) und Vibrationsboard (VB) auf die Maximalkraft der Fingermuskulatur (MAF), die Kraftfähigkeit der Armbeuger und der Muskeln des Schultergürtels (KAS) und die lokale Muskelausdauer der Fingerflexoren (LOM) zu untersuchen. 57 männliche Wettkampfboulderer wurden in die Trainingsgruppen BL (n = 12), IB (n = 12), MB (n = 11), HB (n = 11) und VB (n = 11) aufgeteilt und absolvierten 12 Trainingseinheiten über einen Untersuchungszeitraum von vier Wochen. Die Datenerhebung erfolgte mithilfe von Pre- und Posttests mit einer Dauer von jeweils 120 min.
Nach vierwöchiger Interventionsphase konnte für VB und HB eine signifikante Steigerung der MAFisoliert beobachtet werden, während für BL, IB und MB keine
signifikante Zunahme festgestellt wurde. In Bezug auf die KAS konnte für VB und HB eine signifikante Steigerung beim Klimmzug-Test, beim Tabata-Protokoll und beim MZW-Test beobachtet werden, aber nicht für BL, IB und MB. Und für die LOM konnte für IB und VB eine signifikante Zunahme der KIA festgestellt werden, während für BL, MB und HB keine signifikante Steigerung diagnostiziert wurde.
Diesen Untersuchungsergebnissen zufolge kann zusammenfassend festgehalten werden, dass zur Steigerung der MAFisoliert das Training am Hangboard und Vibrationsboard empfohlen werden kann, was dadurch erklärt werden kann, dass am Hangboard und Vibrationsboard die Isolierung einer Griffart mit maximalen Belastungsintensitäten bis zur individuellen Ausbelastung erfolgt. Weiterhin kann zur Steigerung der KAS ebenfalls das Training am Hangboard und Vibrationsboard empfohlen werden, während die time under tension und die Belastungsintensität der Armbeuger und der Muskeln des Schultergürtels beim Bouldern, Intervall Bouldern und beim Training am Moonboard nicht hoch genug sind, um vergleichbare Effekte wie beim Training am Hangboard und Vibrationsboard zu erzielen. Und schließlich kann zur Steigerung der LOM das Intervall Bouldern und das Training am Vibrationsboard eingesetzt werden, während Bouldern und das Training am Moonboard aufgrund der niedrigen Kletterhöhe und einer durchschnittlichen Anzahl von vier bis acht Klettergriffen nicht zur Steigerung der LOM geeignet sind.
The aim of the study was to investigate the effects of bouldering (BL), interval bouldering (IB), training on the Moonboard (MB) and fingerboard in the presence (VB) and absence (HB) of vibration stimuli on maximum finger strength (MAF), the strength of the arm flexors and the shoulder girdle (KAS), and finger endurance (LOM). 57 highly advanced male boulderers (25.4 ± 4.5 y, 177.9 ± 5.7 cm, 70.0 ± 5.6 kg, 6.6 ± 2.9 y climbing, 7b Fb ability level) were randomly allocated to BL (n = 12), IB (n = 12), MB (n = 11), HB (n = 11), and VB (n = 11). Twelve training sessions of 150 min were completed over a 4-week regimen and pre- and posttests for data collection were of 120 min duration. After the four-week regimen, the MAF increased significantly (p < .001) for VB (+7.3%) and HB (+5.0%), but not for BL (+2.6%), IB (+1.0%), and MB (+1.2%). The Tabata-Protocol and the number of pull-ups increased significantly (p < .001) for VB (+36.8%; +38.4%) and HB (+32.4%; +21.3%), but not for BL (+14%; +4.8%), IB (+10.2%; +7.1%), and MB (-7.5%; +3.8%). A significant (p < .001) increase was found for the climbing time to exhaustion in IB (+38.8%) and VB (+31.1%), but not for BL (+6.6%), MB (+2.6%), and HB (+10%). These results suggest that FB and HB are highly effective to increase the MAF and the KAS, whereas the LOM can best be increased by IB and VB.
AB - Wettkampfbouldern ist eine eigenständige Disziplin des Sportkletterns und beschreibt das seilfreie Klettern in Absprunghöhe an künstlichen Kletterwänden mit Fallschutzmatten zur Minimierung des Verletzungsrisikos. Seit den 1980er Jahren hat die Entstehung künstlicher Indooranlagen dazu beigetragen, dass sich das Bouldern zunehmend als eigenständige Wettkampfdisziplin etablieren konnte. Seither lässt sich im Bouldersport eine wachsende Leistungsdichte und eine Zunahme der Wettkämpfe auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene beobachten. Im Hinblick auf die Maximierung der individuellen Leistungsfähigkeit, rücken im modernen Wettkampfbouldern sportartspezifische Trainingsmethoden und -geräte zunehmend in den Mittelpunkt. Demgegenüber ist der trainingsbezogene Forschungsschwerpunkt im Wettkampfbouldern wissenschaftlich weitestgehend unberührt, sodass sich die Mehrzahl der angewandten Trainingsmethoden bislang einer fundierten wissenschaftlichen Grundlage entziehen und die Gestaltung der Trainingsinhalte nach wie vor ad libitum nach dem „Trial-and-Error“-Prinzip erfolgt.
Die vorliegende Studie verfolgt somit die Zielsetzung, die Wirkungsweise von Bouldern (BL), Intervall Bouldern (IB), dem Training am Moonboard (MB), Hangboard (HB) und Vibrationsboard (VB) auf die Maximalkraft der Fingermuskulatur (MAF), die Kraftfähigkeit der Armbeuger und der Muskeln des Schultergürtels (KAS) und die lokale Muskelausdauer der Fingerflexoren (LOM) zu untersuchen. 57 männliche Wettkampfboulderer wurden in die Trainingsgruppen BL (n = 12), IB (n = 12), MB (n = 11), HB (n = 11) und VB (n = 11) aufgeteilt und absolvierten 12 Trainingseinheiten über einen Untersuchungszeitraum von vier Wochen. Die Datenerhebung erfolgte mithilfe von Pre- und Posttests mit einer Dauer von jeweils 120 min.
Nach vierwöchiger Interventionsphase konnte für VB und HB eine signifikante Steigerung der MAFisoliert beobachtet werden, während für BL, IB und MB keine
signifikante Zunahme festgestellt wurde. In Bezug auf die KAS konnte für VB und HB eine signifikante Steigerung beim Klimmzug-Test, beim Tabata-Protokoll und beim MZW-Test beobachtet werden, aber nicht für BL, IB und MB. Und für die LOM konnte für IB und VB eine signifikante Zunahme der KIA festgestellt werden, während für BL, MB und HB keine signifikante Steigerung diagnostiziert wurde.
Diesen Untersuchungsergebnissen zufolge kann zusammenfassend festgehalten werden, dass zur Steigerung der MAFisoliert das Training am Hangboard und Vibrationsboard empfohlen werden kann, was dadurch erklärt werden kann, dass am Hangboard und Vibrationsboard die Isolierung einer Griffart mit maximalen Belastungsintensitäten bis zur individuellen Ausbelastung erfolgt. Weiterhin kann zur Steigerung der KAS ebenfalls das Training am Hangboard und Vibrationsboard empfohlen werden, während die time under tension und die Belastungsintensität der Armbeuger und der Muskeln des Schultergürtels beim Bouldern, Intervall Bouldern und beim Training am Moonboard nicht hoch genug sind, um vergleichbare Effekte wie beim Training am Hangboard und Vibrationsboard zu erzielen. Und schließlich kann zur Steigerung der LOM das Intervall Bouldern und das Training am Vibrationsboard eingesetzt werden, während Bouldern und das Training am Moonboard aufgrund der niedrigen Kletterhöhe und einer durchschnittlichen Anzahl von vier bis acht Klettergriffen nicht zur Steigerung der LOM geeignet sind.
The aim of the study was to investigate the effects of bouldering (BL), interval bouldering (IB), training on the Moonboard (MB) and fingerboard in the presence (VB) and absence (HB) of vibration stimuli on maximum finger strength (MAF), the strength of the arm flexors and the shoulder girdle (KAS), and finger endurance (LOM). 57 highly advanced male boulderers (25.4 ± 4.5 y, 177.9 ± 5.7 cm, 70.0 ± 5.6 kg, 6.6 ± 2.9 y climbing, 7b Fb ability level) were randomly allocated to BL (n = 12), IB (n = 12), MB (n = 11), HB (n = 11), and VB (n = 11). Twelve training sessions of 150 min were completed over a 4-week regimen and pre- and posttests for data collection were of 120 min duration. After the four-week regimen, the MAF increased significantly (p < .001) for VB (+7.3%) and HB (+5.0%), but not for BL (+2.6%), IB (+1.0%), and MB (+1.2%). The Tabata-Protocol and the number of pull-ups increased significantly (p < .001) for VB (+36.8%; +38.4%) and HB (+32.4%; +21.3%), but not for BL (+14%; +4.8%), IB (+10.2%; +7.1%), and MB (-7.5%; +3.8%). A significant (p < .001) increase was found for the climbing time to exhaustion in IB (+38.8%) and VB (+31.1%), but not for BL (+6.6%), MB (+2.6%), and HB (+10%). These results suggest that FB and HB are highly effective to increase the MAF and the KAS, whereas the LOM can best be increased by IB and VB.
M3 - Dissertationsschrift
BT - Einsatz sportartspezifischer Trainingsmethoden im Wettkampfbouldern
PB - Deutsche Sporthochschule Köln
CY - Köln
ER -