Abstract
Die Hauptzielrichtung dieses Promotionsprojekts bestand in der Entwicklung und Evaluation eines motivationstheoretisch fundierten Interventionsprogramms, das Tischtennis-Trainer befähigen sollte, die z. T. eklatanten Trainings-Wettkampf-Diskrepanzen ihrer Spieler planmäßig zu verringern. Um heraus- zufinden, ob die eingesetzten Treatments tatsächlich zu den intendierten Verhaltensmodifikationen auf Trainer- und Spielerseite geführt haben, kamen neben dem BELT (Beobachtungsbogen zur Erfassung von leistungsmotivationsförderndem Trainerverhalten) auch das individualdiagnostische Interview- und Fragebogensystem (IZUB) zum Einsatz: Indem die zu Beginn mit dem Eingangsinterview (incl. der dazugehörigen Fragebögen) und nach erfolgter Intervention per Ausgangsinterview (dto.) erhobenen Daten miteinander verglichen werden, ließ sich feststellen, ob und inwieweit sich Veränderungen während der zirka 11/2-jährigen Untersuchungszeit ergeben haben.
Aufgrund der vorliegenden Befunde kann indes nicht durchgängig auf die Wirksamkeit des motivationstheoretisch begründeten Trainer-Trainingsprogramms geschlossen werden (s. Kap. 6.7.3.). Zwar wenden die meisten Versuchstrainer nach der Kursdurchführung verstärkt HE-fördernde und seltener FM- induzierende Maßnahmen im Training an (gem. Rahmenhypothese I) – womit eigentlich auch die Basis- Voraussetzungen für eine positive Einflußnahme auf Strukturen der Wettkampfstabilität bei ihren Spielern gegeben sein müßten (gem. Rahmen-Hypothese II). Doch durch die gewonnenen Erkenntnisse der hypothesengeleiteten Einzelfallanalysen konnte diese Grundannahme letztendlich nicht bestätigt worden: Bis auf eine Ausnahme (s. Kap. 6.7.2.9. - Pbd. J.O.) hatte das (partiell) modifizierte Trainerverhalten offenbar keinen generell positiven Einfluß bezogen auf die intendierten Veränderungen im Wettkampfverhalten der VersuchsspielerInnen – im Gegenteil: Bei dem Gros der Probanden haben sich die Ausprägungen relevanter Inhaltsbereiche der Wettkampfstabilität nicht nur nicht verbessert, sondern tendenziell eher verschlechtert).
Das war aber kein Anlaß zur Resignation, sondern eher Stimulus für weiter(führend)e Reflexionen und Interventionen (Kap. 7). Der persistierende Verlauf der Versagensängste und Blockaden bei vielen „Trainingsweltmeistern“ gab Anlaß zu der naheliegenden Überlegung, den begrenzten konzeptuellen Rahmen eines ausschließlich motivationstheoretisch fundierten Interventionsprogramms zu einem ganz- heitlichen biopsychosozialen zu „transzendieren“. In einem mehrperspektivischen Zugang wurde der individuell so unterschiedliche Umgang mit Belastungssituationen nunmehr kontextabhängig, karriere- bezogen und multifaktoriell bestimmt gesehen – zumal sich aus den „Sekundär“-Interpretationen der empirischen Hauptbefunde im Lichte systemtheoretisch und tiefenpsychologisch orientierter Ansätze (Kap. 7.3.) die folgende Hypothese ableiten läßt: Das anhaltende Wettkampfversagen /„Ausbrennen“ wird offenbar durch eine Kombination von überfordernden Belastungsstrukturen der jeweiligen Situationskonstellation, ungenügender Regeneration, unangemessenen persönlichen Zielsetzungen / Prioritäten und erschwerten (sozialen / organisatorischen) Rahmenbedingungen (keine stützende Umwelt / zunehmender Zeitdruck / zu wenig Autonomie) begünstigt (z.B. Kleiber/Enzmann 1990; Burisch 2005; Aderhold 2011; Prieß 2013).
Durch den reflexiven „Blick aufs Ganze“ der Wettkampfstabilitäts-/Burnoutresistenz und das zielgerichtete Herausarbeiten zugrundeliegender Faktoren und Gelingensbedingungen für nachhaltiges Innovations- bzw. Veränderungsmanagement (wonach Versuchstrainer in einem kohärenten Kontext psychologischer Sicher- heit viel länger und „unterstützender“ begleitet werden müssen) hat die vorliegende Re-/Evaluation trotz oder besser: gerade wegen des konfirmatorischen Scheiterns des motivationstheoretisch fundierten Trainer- Trainings einen substantiellen Beitrag zur Weiterentwicklung und Erprobung innovativer Denkansätze in der Traineraus- und –fortbildung geleistet. Aus einer retrospektiv und kritisch angelegten Zusammenschau der Haupt- und Zusatzuntersuchungen verdeutlicht sich jedoch, dass unbedingt auch die Grenzen solcher Innovationsmaßnahmen reflektiert werden müssen, etwa indem nachdrücklich auf strukturell bedingte Grund-Probleme und die Gefahren überhöhter Ansprüche an die Trainer hingewiesen wird (Kap. 8).
Aufgrund der vorliegenden Befunde kann indes nicht durchgängig auf die Wirksamkeit des motivationstheoretisch begründeten Trainer-Trainingsprogramms geschlossen werden (s. Kap. 6.7.3.). Zwar wenden die meisten Versuchstrainer nach der Kursdurchführung verstärkt HE-fördernde und seltener FM- induzierende Maßnahmen im Training an (gem. Rahmenhypothese I) – womit eigentlich auch die Basis- Voraussetzungen für eine positive Einflußnahme auf Strukturen der Wettkampfstabilität bei ihren Spielern gegeben sein müßten (gem. Rahmen-Hypothese II). Doch durch die gewonnenen Erkenntnisse der hypothesengeleiteten Einzelfallanalysen konnte diese Grundannahme letztendlich nicht bestätigt worden: Bis auf eine Ausnahme (s. Kap. 6.7.2.9. - Pbd. J.O.) hatte das (partiell) modifizierte Trainerverhalten offenbar keinen generell positiven Einfluß bezogen auf die intendierten Veränderungen im Wettkampfverhalten der VersuchsspielerInnen – im Gegenteil: Bei dem Gros der Probanden haben sich die Ausprägungen relevanter Inhaltsbereiche der Wettkampfstabilität nicht nur nicht verbessert, sondern tendenziell eher verschlechtert).
Das war aber kein Anlaß zur Resignation, sondern eher Stimulus für weiter(führend)e Reflexionen und Interventionen (Kap. 7). Der persistierende Verlauf der Versagensängste und Blockaden bei vielen „Trainingsweltmeistern“ gab Anlaß zu der naheliegenden Überlegung, den begrenzten konzeptuellen Rahmen eines ausschließlich motivationstheoretisch fundierten Interventionsprogramms zu einem ganz- heitlichen biopsychosozialen zu „transzendieren“. In einem mehrperspektivischen Zugang wurde der individuell so unterschiedliche Umgang mit Belastungssituationen nunmehr kontextabhängig, karriere- bezogen und multifaktoriell bestimmt gesehen – zumal sich aus den „Sekundär“-Interpretationen der empirischen Hauptbefunde im Lichte systemtheoretisch und tiefenpsychologisch orientierter Ansätze (Kap. 7.3.) die folgende Hypothese ableiten läßt: Das anhaltende Wettkampfversagen /„Ausbrennen“ wird offenbar durch eine Kombination von überfordernden Belastungsstrukturen der jeweiligen Situationskonstellation, ungenügender Regeneration, unangemessenen persönlichen Zielsetzungen / Prioritäten und erschwerten (sozialen / organisatorischen) Rahmenbedingungen (keine stützende Umwelt / zunehmender Zeitdruck / zu wenig Autonomie) begünstigt (z.B. Kleiber/Enzmann 1990; Burisch 2005; Aderhold 2011; Prieß 2013).
Durch den reflexiven „Blick aufs Ganze“ der Wettkampfstabilitäts-/Burnoutresistenz und das zielgerichtete Herausarbeiten zugrundeliegender Faktoren und Gelingensbedingungen für nachhaltiges Innovations- bzw. Veränderungsmanagement (wonach Versuchstrainer in einem kohärenten Kontext psychologischer Sicher- heit viel länger und „unterstützender“ begleitet werden müssen) hat die vorliegende Re-/Evaluation trotz oder besser: gerade wegen des konfirmatorischen Scheiterns des motivationstheoretisch fundierten Trainer- Trainings einen substantiellen Beitrag zur Weiterentwicklung und Erprobung innovativer Denkansätze in der Traineraus- und –fortbildung geleistet. Aus einer retrospektiv und kritisch angelegten Zusammenschau der Haupt- und Zusatzuntersuchungen verdeutlicht sich jedoch, dass unbedingt auch die Grenzen solcher Innovationsmaßnahmen reflektiert werden müssen, etwa indem nachdrücklich auf strukturell bedingte Grund-Probleme und die Gefahren überhöhter Ansprüche an die Trainer hingewiesen wird (Kap. 8).
Originalsprache | Deutsch |
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Erscheinungsort | Köln |
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Verlag | Deutsche Sporthochschule Köln |
Seitenumfang | 945 |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 2015 |