Abstract
Hintergrund:
Prostatakrebs tritt in Deutschland mit gleichbleibender Neuerkrankungsrate in 2018
und 2019 bei Männern nach wie vor am häufigsten auf (Robert Koch Institut, 2022;
Robert Koch Institut, 2021). Die Diagnostik erfolgt mittels unterschiedlicher Methoden
und die Biopsie ermöglicht ein genaues Staging. Die medizinischen Therapien bieten
umfassende Vorteile für die Prostatakrebspatienten, gehen aber auch mit einigen
Nebenwirkungen wie Harninkontinenz, sexueller Dysfunktion, metabolischen und
muskuloskelettalen Veränderungen sowie vaskulären, psychiatrischen und
neurologischen Störungen einher. Die aktuelle Studienlage zeigt das große Potential
der Bewegungsinterventionen zur Therapie dieser Nebenwirkungen. Dennoch ist noch
unklar, wie die ideale Trainingssteuerung des Schließmuskeltrainings (PFME)
aussieht, welche Evidenz Bewegungsinterventionen zur Verbesserung sexueller
Dysfunktion haben, welche nachhaltigen Effekte umfassende
Bewegungsinterventionen bei androgener Deprivationstherapie (ADT) haben und ob
Polyneuropathie (PNP), sensorische Symptome an den Genitalorganen, sexuelle
Dysfunktion und körperliche Aktivität bei Patienten unter Chemo- und Immuntherapie
zusammenhängen.
Methodik:
Diese Arbeit umfasst die Durchführung einer systematischen Literaturrecherche von
Studien zur Effektivität von PFME auf die Harninkontinenz von Prostatakrebspatienten
in relevanten Datenbanken, welche durch eine Meta-Analyse ergänzt wurde. Zudem
wurde ein systematisches Review von Bewegungsstudien zu den Effekten auf die
sexuelle Dysfunktion durchgeführt. Diese Arbeit umfasst außerdem ein
Studienprotokoll, welches das Design einer Studie wiedergibt, die nachhaltige Effekte
einer einjährigen, supervidierten Bewegungsintervention mit Patienten unter ADT
misst. Ergänzend ermöglichte eine Befragung von Patienten mit PNP die Gewinnung
von ersten Daten zu einer möglichen Existenz sensorischer Symptome an den
Genitalorganen und dem Zusammenhang mit PNP, sexueller Dysfunktion und
körperlicher Aktivität.
Ergebnisse:
Die Meta-Analyse zur Harninkontinenz zeigt die Relevanz von Supervision auf, da
nicht supervidiert durchgeführtes PFME den gleichen Effekt hat wie kein PFME.
2
Zudem optimiert ein höheres Volumen den Trainingseffekt. Zur Verbesserung der
Harninkontinenz in der Anfangsphase bietet sich ergänzend Biofeedback-
Unterstützung an. Die Ergebnisse des systematischen Reviews deuten die erste
Tendenz an, dass Biofeedback-unterstütztes PFME ebenfalls zur Verbesserung der
sexuellen Dysfunktion nach Prostatektomie sinnvoll sein könnte. Zudem deutet es auf
die Effektivität von Kraft- und Ausdauertraining zur Verbesserung der ADT-bedingten
sexuellen Dysfunktion hin. Weitere randomisierte, kontrollierte Studien mit optimierter
Methodik müssen zur Untermauerung folgen. Das Studienprotokoll zeigt auf, dass die
Burgdorf study die erste Studie ist, die Daten zur Effektivität der Trainingsintervention
bis zu einem Jahr nach Ende der Intervention erfasst und somit erstmalig Auskunft
über die nachhaltigen Effekte geben können wird. Die erste Datenerhebung zu
möglichen sensorischen Symptomen an den Genitalorganen bei PNP lässt vermuten,
dass es diese bei Patientinnen und Patienten unter Chemo- und Immuntherapie geben
könnte und sie mit PNP, insbesondere bei sexuell inaktiven Frauen, zusammenhängen
könnte, mit sexueller Dysfunktion vermutlich eher nicht.
Schlussfolgerung:
Diese Arbeit bewertet die Wirksamkeit von postoperativ durchgeführtem PFME auf die
Harninkontinenz als gut. Die scheinbar gute Wirkung von PFME auf die sexuelle
Dysfunktion nach Prostatektomie sowie von Kraft- und Ausdauertraining unter ADT,
müssen weitere Studien bestätigen. Supervision und Biofeedback sind für die direkte
oder indirekte Verbesserung von Nebenwirkungen sehr relevant. Die Arbeit zeigt
zudem, dass zu den nachhaltigen Trainingseffekten bei ADT und bei PNP-Patienten
mit möglichen sensorischen Symptomen an den Genitalorganen bislang keine
Aussage zur Wirksamkeit möglich ist und umfassende Studien notwendig sind. Zudem
sind weitere Studien mit Bewegungsinterventionen alleine und in Kombination mit
anderen Supportivtherapien und als digitale Intervention relevant, insbesondere zur
Bewertung der Wirksamkeit auf die sexuelle Dysfunktion und die Harninkontinenz. Die
Versorgung aller harninkontinenten Patienten mit PFME muss gewährleistet sein,
wozu ausreichend kompetentes Personal und digitale Angebote vorhanden sein
müssen. Weitere Forschung bietet das Potential der Weiterentwicklungen von
Versorgungsstrukturen sowohl Prostatakrebs-spezifisch als auch Entitätenübergreifend.
Prostatakrebs tritt in Deutschland mit gleichbleibender Neuerkrankungsrate in 2018
und 2019 bei Männern nach wie vor am häufigsten auf (Robert Koch Institut, 2022;
Robert Koch Institut, 2021). Die Diagnostik erfolgt mittels unterschiedlicher Methoden
und die Biopsie ermöglicht ein genaues Staging. Die medizinischen Therapien bieten
umfassende Vorteile für die Prostatakrebspatienten, gehen aber auch mit einigen
Nebenwirkungen wie Harninkontinenz, sexueller Dysfunktion, metabolischen und
muskuloskelettalen Veränderungen sowie vaskulären, psychiatrischen und
neurologischen Störungen einher. Die aktuelle Studienlage zeigt das große Potential
der Bewegungsinterventionen zur Therapie dieser Nebenwirkungen. Dennoch ist noch
unklar, wie die ideale Trainingssteuerung des Schließmuskeltrainings (PFME)
aussieht, welche Evidenz Bewegungsinterventionen zur Verbesserung sexueller
Dysfunktion haben, welche nachhaltigen Effekte umfassende
Bewegungsinterventionen bei androgener Deprivationstherapie (ADT) haben und ob
Polyneuropathie (PNP), sensorische Symptome an den Genitalorganen, sexuelle
Dysfunktion und körperliche Aktivität bei Patienten unter Chemo- und Immuntherapie
zusammenhängen.
Methodik:
Diese Arbeit umfasst die Durchführung einer systematischen Literaturrecherche von
Studien zur Effektivität von PFME auf die Harninkontinenz von Prostatakrebspatienten
in relevanten Datenbanken, welche durch eine Meta-Analyse ergänzt wurde. Zudem
wurde ein systematisches Review von Bewegungsstudien zu den Effekten auf die
sexuelle Dysfunktion durchgeführt. Diese Arbeit umfasst außerdem ein
Studienprotokoll, welches das Design einer Studie wiedergibt, die nachhaltige Effekte
einer einjährigen, supervidierten Bewegungsintervention mit Patienten unter ADT
misst. Ergänzend ermöglichte eine Befragung von Patienten mit PNP die Gewinnung
von ersten Daten zu einer möglichen Existenz sensorischer Symptome an den
Genitalorganen und dem Zusammenhang mit PNP, sexueller Dysfunktion und
körperlicher Aktivität.
Ergebnisse:
Die Meta-Analyse zur Harninkontinenz zeigt die Relevanz von Supervision auf, da
nicht supervidiert durchgeführtes PFME den gleichen Effekt hat wie kein PFME.
2
Zudem optimiert ein höheres Volumen den Trainingseffekt. Zur Verbesserung der
Harninkontinenz in der Anfangsphase bietet sich ergänzend Biofeedback-
Unterstützung an. Die Ergebnisse des systematischen Reviews deuten die erste
Tendenz an, dass Biofeedback-unterstütztes PFME ebenfalls zur Verbesserung der
sexuellen Dysfunktion nach Prostatektomie sinnvoll sein könnte. Zudem deutet es auf
die Effektivität von Kraft- und Ausdauertraining zur Verbesserung der ADT-bedingten
sexuellen Dysfunktion hin. Weitere randomisierte, kontrollierte Studien mit optimierter
Methodik müssen zur Untermauerung folgen. Das Studienprotokoll zeigt auf, dass die
Burgdorf study die erste Studie ist, die Daten zur Effektivität der Trainingsintervention
bis zu einem Jahr nach Ende der Intervention erfasst und somit erstmalig Auskunft
über die nachhaltigen Effekte geben können wird. Die erste Datenerhebung zu
möglichen sensorischen Symptomen an den Genitalorganen bei PNP lässt vermuten,
dass es diese bei Patientinnen und Patienten unter Chemo- und Immuntherapie geben
könnte und sie mit PNP, insbesondere bei sexuell inaktiven Frauen, zusammenhängen
könnte, mit sexueller Dysfunktion vermutlich eher nicht.
Schlussfolgerung:
Diese Arbeit bewertet die Wirksamkeit von postoperativ durchgeführtem PFME auf die
Harninkontinenz als gut. Die scheinbar gute Wirkung von PFME auf die sexuelle
Dysfunktion nach Prostatektomie sowie von Kraft- und Ausdauertraining unter ADT,
müssen weitere Studien bestätigen. Supervision und Biofeedback sind für die direkte
oder indirekte Verbesserung von Nebenwirkungen sehr relevant. Die Arbeit zeigt
zudem, dass zu den nachhaltigen Trainingseffekten bei ADT und bei PNP-Patienten
mit möglichen sensorischen Symptomen an den Genitalorganen bislang keine
Aussage zur Wirksamkeit möglich ist und umfassende Studien notwendig sind. Zudem
sind weitere Studien mit Bewegungsinterventionen alleine und in Kombination mit
anderen Supportivtherapien und als digitale Intervention relevant, insbesondere zur
Bewertung der Wirksamkeit auf die sexuelle Dysfunktion und die Harninkontinenz. Die
Versorgung aller harninkontinenten Patienten mit PFME muss gewährleistet sein,
wozu ausreichend kompetentes Personal und digitale Angebote vorhanden sein
müssen. Weitere Forschung bietet das Potential der Weiterentwicklungen von
Versorgungsstrukturen sowohl Prostatakrebs-spezifisch als auch Entitätenübergreifend.
Originalsprache | Deutsch |
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Erscheinungsort | Köln |
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Verlag | Deutsche Sporthochschule Köln |
Seitenumfang | 117 |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 2024 |