Fair bleiben, auch neben dem Platz: Perspektiven, Herausforderungen und Lösungsansätze zum Elternverhalten im Kinder- und Jugendfußball

Valeria Eckardt, T. Vester, Alexandra Pizzera, Babett Lobinger, A. Kaufmann, J. Ostermann, Mika Siebler, Sebastian Schwab, R. Fehl

Publikation: Beitrag in Buch/Bericht/KonferenzbandKonferenzbeitrag - Abstract in KonferenzbandForschungBegutachtung

Abstract

Zuletzt war eine Zunahme von Gewaltvorfällen und damit verbundenen Spielabbrüchen im Kinder- und Jugendfußball zu verzeichnen (DFB, 2023). Neben der wachsenden medialen Aufmerksamkeit und polarisierenden Schlagzeilen wie „Vater attackiert Schiedsrichterin bei Jugendspiel“ (Nink, 2025) rückt das Verhalten von Eltern zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen und Präventionsmaßnahmen. Der Arbeitskreis widmet sich dem Verhalten von Eltern am Spielfeldrand und dessen Bedeutung für ein faires, sicheres und entwicklungsförderndes Umfeld im Kinder- und Jugendfußball. Die fünf Beiträge beleuchten das Thema aus theoretischen (Beitrag 1), empirischen (Beitrag 2, 3, 4) und praxisorientierten Perspektiven (Beitrag 5) und zeigen auf, wie Eltern als zentrale Bezugspersonen das System Nachwuchsfußball erleben, in ihm agieren und in Präventionsstrategien integriert werden (können). Der erste Beitrag (Vester) führt zunächst ins Thema ein, definiert zentrale Begrifflichkeiten und zeigt das dokumentierte Ausmaß von Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen im Kinder- und Jugendfußball unter Einbezug von Lagebildern des DFB, Pressemeldungen und Dunkelfeldstudien. Diese aktuellen Entwicklungen werden im zweiten Beitrag (Eckardt & Vester) um Ergebnisse einer quantitativen Online-Erhebung zur Wahrnehmung verbaler und physischer Grenzverletzungen von Eltern am Spielfeldrand sowie der Wahrnehmung, Nutzung und Wirksamkeit der DFB-Fairplay-Maßnahmen ergänzt. Daran anknüpfend stellt der dritte Beitrag (Pizzera et al.) die Spielleitungs-Variante „miteinander!“ vor. Durch die hohe Einbindung von Spielerinnen in Entscheidungsprozesse wie Einwürfe oder Abstöße schafft „miteinander!“ eine neue Verantwortungsstruktur, welche nicht nur positive Auswirkungen auf die Spielerinnen, sondern auch deren Eltern hat. Vertiefend befasst sich der vierte Beitrag (Eckardt) mit elterlichen Perspektiven auf faires und unfaires Verhalten im Sport. Anhand der qualitativen Ergebnisse von Fokusgruppen wird gezeigt, wie Eltern ihr eigenes Verhalten reflektieren, welche Einflussfaktoren sie benennen und wie elterliche Fairness im Nachwuchs(leistungs)sport gefördert werden kann. Der fünfte Beitrag (Fehl) schließlich beschreibt die Entwicklung, Implementierung und Evaluierung eines wertebasierten Verhaltenskodex im Fußball-Leistungszentrum (LZ) von Bayer 04 Leverkusen und schafft damit den Übertrag in die Sportpraxis. Durch die strukturelle Einbettung, eine transparente Kommunikation und konkrete Maßnahmen trägt dieser zur nachhaltigen Verhaltensänderung bei Eltern im LZ bei. In ihrer Gesamtschau machen die Beiträge deutlich, dass elterliches Verhalten im Kinder- und Jugendfußball ein komplexes, aber noch ausbaufähiges und gestaltbares Feld ist. Durch multiperspektivische Forschung, kontextspezifische Präventionskonzepte und systematische Verankerung von Werten können nachhaltige Veränderungen hin zu mehr Fairness, Sicherheit und Unterstützung im Nachwuchs(leistungs)sport angestoßen werden.
OriginalspracheDeutsch
TitelDFB meets dvs : 29. Jahrestagung der dvs-Kommission Fußball
Seitenumfang2
Erscheinungsdatum2025
Seiten25-26
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2025

Zitation