Abstract
Einleitung: Unbewusste Bewegungen in Interaktionen sind Bestandteil ausdruckspsycholgischer Studien in der psychologischen Forschung. Patient*innen mit Depression und sozialer Angst weisen eine irreguläre Struktur der Handbewegung mit Fokus am Körper auf. Gleichfalls ist Synchronisation innerhalb der Interaktion von Patient*in und Therapeut*in mit Symptomatik der Sozialen Phobie (SP) assoziiert. Die Art der Handkoordination bietet Möglichkeiten der gestischen Expressivität, die bei Patient*innen mit gestörter psychischer Funktionsfähigkeit eingeschränkt sind. Das Bewegungsprofil von Patient*innen mit SP wird für die psychologisch relevanten Parameter Bewegungsstruktur, Simultanbewegungen und Koordination herausgearbeitet. Anhand der Ergebnisse werden neue Vorgehensweisen für Symptomerhebung sowie für den interventionsbezogenen therapeutischen Nutzen aufgezeigt.
Methoden: Für die systematische Bewegungsanalyse wurde das Analysesystem NEUROGES®-ELAN verwendet. Aktivierung und Struktur von Hand- und Simultanbewegungen sowie Handkoordination wurden bei Patient*innen und ihren Therapeut*innen analysiert. Die Studie wies Videomaterial von 49 Patient*innen mit SP und ihren Therapeut*innen zu einem (Studie I) oder zwei (Studie II und Studie III) Beobachtungszeitpunkten auf. Die Datenauswertung umfasste zusätzlich Fragebögen zur Symptomatik der SP (LSAS) und komorbider Depressivität (BDI-II) sowie weitere Erhebungsinstrumente aus dem SOPHO-NET-Projekt.
Ergebnisse: Eine irreguläre Bewegungsstruktur („Knibbelbewegungen“) zu Therapiebeginn korreliert mit der Komorbidität von depressiven Symptomen. Die Beobachtung von Veränderungen in der Bewegungssimultanität zwischen Patient*in und Therapeut*in im Therapieverlauf korreliert mit Verbesserungen der SP-Symptomatik. Der Zeitanteil der Bewegungsaktivierung der dominanten Hand der Patient*innen hängt mit erfolgreichem Aufbau der Arbeitsbeziehung zusammen. Patient*innen mit nicht-verbesserter SP-Symptomatik zeichnen sich durch kurze expressive Handkoordination (getrennt) sowie durch eine ausgeprägte stimulierende Form der Handkoordination (aneinander) aus.
Fazit: Handbewegungen korrelieren mit der Symptomatik der SP sowie der komorbiden Depressivität. In den ersten sechs Minuten nach der Einstiegsfrage der Therapiesitzung bildet die beobachtbare Trias aus (i) einer wenig expressiven irregulär-repetitiven Struktur, (ii) wenig Flexibilität in Simultanbewegungen und (iii) wenig Expressivität und ausgeprägter somatosensorischer Stimulation in der Handkoordination die Symptomschwere ab. Bewegungen, die mit Selbstregulationsprozessen assoziiert sind (irregulär, aneinander) sowie Veränderungen in Simultanbewegungen sind änderungssensitiv und dienen neben der Verwendung von Fragebögen als ad hoc-Marker für Veränderungsprozesse. Psychotherapeut*innen sollten strukturierte Bewegungsanalysen der Therapiesitzungen zur Identifikation von Veränderungsmarkern sowie für Intervisionszwecke nutzen.
Methoden: Für die systematische Bewegungsanalyse wurde das Analysesystem NEUROGES®-ELAN verwendet. Aktivierung und Struktur von Hand- und Simultanbewegungen sowie Handkoordination wurden bei Patient*innen und ihren Therapeut*innen analysiert. Die Studie wies Videomaterial von 49 Patient*innen mit SP und ihren Therapeut*innen zu einem (Studie I) oder zwei (Studie II und Studie III) Beobachtungszeitpunkten auf. Die Datenauswertung umfasste zusätzlich Fragebögen zur Symptomatik der SP (LSAS) und komorbider Depressivität (BDI-II) sowie weitere Erhebungsinstrumente aus dem SOPHO-NET-Projekt.
Ergebnisse: Eine irreguläre Bewegungsstruktur („Knibbelbewegungen“) zu Therapiebeginn korreliert mit der Komorbidität von depressiven Symptomen. Die Beobachtung von Veränderungen in der Bewegungssimultanität zwischen Patient*in und Therapeut*in im Therapieverlauf korreliert mit Verbesserungen der SP-Symptomatik. Der Zeitanteil der Bewegungsaktivierung der dominanten Hand der Patient*innen hängt mit erfolgreichem Aufbau der Arbeitsbeziehung zusammen. Patient*innen mit nicht-verbesserter SP-Symptomatik zeichnen sich durch kurze expressive Handkoordination (getrennt) sowie durch eine ausgeprägte stimulierende Form der Handkoordination (aneinander) aus.
Fazit: Handbewegungen korrelieren mit der Symptomatik der SP sowie der komorbiden Depressivität. In den ersten sechs Minuten nach der Einstiegsfrage der Therapiesitzung bildet die beobachtbare Trias aus (i) einer wenig expressiven irregulär-repetitiven Struktur, (ii) wenig Flexibilität in Simultanbewegungen und (iii) wenig Expressivität und ausgeprägter somatosensorischer Stimulation in der Handkoordination die Symptomschwere ab. Bewegungen, die mit Selbstregulationsprozessen assoziiert sind (irregulär, aneinander) sowie Veränderungen in Simultanbewegungen sind änderungssensitiv und dienen neben der Verwendung von Fragebögen als ad hoc-Marker für Veränderungsprozesse. Psychotherapeut*innen sollten strukturierte Bewegungsanalysen der Therapiesitzungen zur Identifikation von Veränderungsmarkern sowie für Intervisionszwecke nutzen.
Originalsprache | Deutsch |
---|
Erscheinungsort | Köln |
---|---|
Verlag | Deutsche Sporthochschule Köln |
Seitenumfang | 44 |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 2022 |