Identifikation von Bewegungsphänotypen bei Beuge- und Streckbewegungen des humanen Kniegelenks

Erik Schrödter

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

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Abstract

Die Art sich zu bewegen ist stark wiedererkennbar, sehr individuell. Das Konzept der Bewegungsphänotypen soll die etablierten Überlegungen des bevorzugten Bewegungspfades – einer individuell ausgeprägten, energe- tisch optimalen Gelenkbewegung – und der funktionellen Gruppen – über- geordnete funktionelle Ansprüche an externe Hilfsmittel – zusammenbrin- gen und Personengruppen mit ähnlichen individuellen Bewegungsansätzen identifizieren. Es wurden in einer bewegungsanalytischen Querschnittstu- die 81 gesunde Versuchspersonen barfuß in vier Bewegungsformen analy- siert, deren zentrales Element die Beugung und Streckung des Kniege- lenks ist (Schwungbeineinsatz beim Gehen, Kniehub, beidbeinige Kniebeu- ge, Treppensteigen). Zusätzlich wurden die Personen anthropometrisch vermessen. Aus den Bewegungsdaten wurden mittels funktioneller Haupt- komponentenanalyse und anschließender Clusteranalyse Gruppen von Personen identifiziert, die ähnliche Bewegungsstrategien nutzten. In jeder der vier kniebeugenden Bewegungen waren signifikant voneinander unter- scheidbare Bewegungsphänotypen zu identifizieren. Besonders bei der Kniebeuge und dem Kniehub zeigen sich hierbei auch sehr unterschiedli- che Bewegungsabläufe zwischen den Bewegungsphänotypen. Die Streu- ungen innerhalb der Bewegungsphänotypen legen nahe, dass durch grö- ßere Untersuchungsstichproben weitere Differenzierungen wahrscheinlich sind. Auf der Suche nach anthropometrischen Anhaltspunkten für die Zu- ordnung der Probanden zu den Bewegungsphänotypen taten sich die sta- tische Kniegelenkachse in der Transversalebene und der Oberschenkelumfang hervor. Mit einer stärker innenrotierten statischen Gelenkachse war bei allen untersuchten Bewegungen eine stärker in Richtung Innenrotation verschobene Bewegungsausführung assoziiert. Der Oberschenkelumfang zeigte hier verschiedene Zusammenhänge, vor allem in der Bewegung der Frontalebene und wurde als Indiz für die Einflussnahme der Kraftfähigkeit der Oberschenkelmuskulatur verstanden. Es scheint des Weiteren so, als ob eine übergeordnete Bewegungsstrategie, vor allem für die Bewegun- gen der geschlossenen kinematischen Kette, existiert und für die spezielle Bewegungsaufgabe modifiziert wird. Die in dieser Studie untersuchten Bewegungen waren sich aber offenbar nicht ähnlich genug um verlässliche Voraussagen zur gegenseitigen Bewegungsausführung zu treffen. Die Un- tersuchungen bilden die Grundlage die identifizierten Bewegungsphänoty- pen durch mehr Versuchspersonen weiter zu differenzieren und zu konkre- tisieren, weitere mögliche Determinanten zur Bewegungsphänotypenzu- ordnung, wie z.B. die Kraftfähigkeit der unteren Extremität, zu identifizie- ren sowie die Entstehung der lokalen Kniegelenkbewegung hinsichtlich distaler und proximaler Einflüsse genauer zu betrachten. Perspektivisch könnten die Bewegungsphänotypen ein gutes Konzept zur Zusammenfas- sung der Bandbreite individueller Bewegungsstrategien darstellen.
Erkenntnisse auf einen Blick
- Die vier Bewegungen zeigen systematisch unterscheidbare Bewe-
gungsphänotypen; teils sehr verschiedene Bewegungsausführung
- Anthropometrische Determinanten der Bewegungsphänotypenzu-
ordnung: Statische Beinrotation und Oberschenkelumfang
- Aufgabenübergreifende Ähnlichkeit der Kniegelenkbewegung nach- gewiesen – insgesamt aber unzureichend genau für akkurate Prog-
nosen der gegenseitigen Bewegungsdurchführung
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang213
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2022

Zitation