Internetbasierte Gesundheitsförderung von Berufsschülern am Beispiel der Gesundheitskompetenz - Implikationen für die Gesundheitsförderungsforschung und -praxis

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

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Abstract

Die Stärkung der Gesundheitskompetenz gilt als eine zentrale Zielsetzung der Gesundheitsförderung. Gleichzeitig unterliegt das Gesundheitskompetenzverständnis jedoch einer fortlaufenden Begriffs- und Modellentwicklung. Lenartz, Soellner et al. legten ein empirisch entwickeltes und überprüftes Strukturmodell vor, welches das Outcome Gesundheitsverhalten und Gesundheit durch den indirekten und direkten Einfluss von sechs Komponenten erklärt. Als hochrelevante Zielgruppe für die Gesundheitskompetenzförderung gelten – sowohl aufgrund des demografischen Wandels als auch aufgrund der sensiblen Lebensphase junges Erwachsenenalter – Berufsschüler. Internetbasierte Maßnahmen weisen ein hohes Potenzial zur Zielgruppenerreichung auf. Die vorliegende kumulative Dissertation befasst sich davon ausgehend mit der Hauptfragestellung, wie die Gesundheitskompetenz von Berufsschülern durch eine internetbasierte Intervention gefördert werden kann. Zur Beantwortung wurden drei Studien durchgeführt:
In Studie I wurde über eine Strukturmodellprüfung die Struktur des Modells von Lenartz, Soellner et al. bei der Zielgruppe der Berufsschüler untersucht (n = 495), wobei fünf der sechs Modelldimensionen („weiterentwickelte Fähigkeiten“) einen indirekten oder direkten signifikanten Einfluss auf die Arbeitsfähigkeit zeigten (β = 0,05-0,31) und 24,8 % der Varianz erklärt wurde.
Studie II untersuchte über eine dreiarmige clusterrandomisiert kontrollierte Interventionsstudie (achtwöchige Intervention, 6-Monats-Follow-Up, n = 531, insg. 33 Berufs-schulklassen) summativ die Wirksamkeit einer internetbasierten Lebensstilintervention hinsichtlich der Gesundheitskompetenzförderung. Weder alleine noch in Kombination mit einer initialen Face-to-Face-Maßnahme zeigten sich in einer Mehrebenenanalyse signifikante Steigerungen in einer der Dimensionen des Strukturmodells im Vergleich zur Kontrollgruppe (alleiniger curricularer Unterricht).
In Studie III ergaben sich vor diesem Hintergrund im Rahmen einer Nutzer- und Nutzungsverlaufsanalyse (n = 336) niedrige Teilnehmerquoten (insg. 16,1 %) mit einer in beiden Interventionsgruppen geringen und im Verlauf abnehmenden Nutzung (Interventionsgruppe mit initialer Face-to-Face-Maßnahme: 2,5 ± 4,1 Logins, Interventionsgruppe ohne initiale Face-to-Face-Maßnahme: 3,2 ± 2,3 Logins).
Für die Gesundheitsförderungsforschung und -praxis ergeben sich anknüpfend mit Blick auf die Konzipierung und Evaluation zukünftiger internetbasierter Interventionen verschiedene Implikationen. Spezifische Interventionen benötigen ausdifferenzierte Konstruktverständnisse mit Verbindungen zwischen Gesundheitskompetenz und -verhalten. Internetbasierte Interventionen sollten dahingehend inhaltlich „reduziert“, theoriebasiert konzipiert und im Rahmen kontrollierter Studien leitlinienorientiert evaluiert werden. Ausdifferenzierte Nutzungsmessungen und die Erhebung von Zufriedenheit, Akzeptanz und Usability ergänzen entsprechend summative Überprüfungen. Verstärkt partizipativ entwickelte und zeitgemäße Interventionen sollten zudem gezielt in zentrale Settings der Ausbildungszeit integriert werden.
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang69
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2022

Zitation