TY - CHAP
T1 - Leistungsverbesserungen durch Training unter Stress
T2 - ASP-Jahrestagung
AU - Voigt, Laura
AU - Renninghoff, Johannes
AU - Stiegler, Gunnar
AU - Tischer, Martin
AU - Zinner, Christoph
N1 - Conference code: 55
PY - 2023/5
Y1 - 2023/5
N2 - Trainingsprinzipien wie "Practice as you play" oder "Train as you fight" zeigen,dass in Bereichen wie dem Sport, Feuerwehr, Medizin und Polizei die Auffassung vorherrscht, dass das Training möglichst genau die Gegebenheiten des stressreichen „Einsatzes“ widerspiegeln sollte. Tatsächlich legen Ergebnisse aus diesen Bereichen nahe, dass das Training von perzeptuell-motorischen Fertigkeiten unter simulierten Stressoren Leistungseinbrüchen unter Stress entgegenwirken kann (Low et al., 2021). Im Einklang mit Theorien zur Verarbeitungseffizienz (Eysenck et al., 2007; Nieuwenhuys & Oudejans, 2017) bleiben trotz der Leistungsverbesserungen der wahrgenommene Stress und die mentale Anstrengung in den Stresssituationen nach dem Training unverändert (z.B. Nieuwenhuys & Oudejans, 2011). Bislang wurde die Wirksamkeit des Trainings unter Stress untersucht, indem die Fertigkeiten unter denselben Stressoren getestet wurden, die auch während dem Training eingesetzt wurden. Aus theoretischer Sicht ist daher unklar, ob die Leistungssteigerungen nach dem Training eine allgemeine oder situationsspezifische Fertigkeit zur Leistung unter Stress darstellen. Wenn das Training unter Stress eine allgemeine Fertigkeit zum Umgang mit Stress trainiert, dann sollte das Training einer Fertigkeit unter bestimmten Stressoren auch den Abruf dieser oder anderer Fertigkeiten unter anderen Stressoren verbessern (Giessing, 2021; Kegelaers & Oudejans, 2021).In der vorliegenden Studie testeten wir die Effekte eines Trainings unter Stress auf die Leistung von 84 Polizeikräften (18 Frauen) in kritischen Einsatzszenarien, die sich in ihrer Hintergrundgeschichte, den damit verbundenen Stressoren und den getesteten Fertigkeiten von denen des Trainings unterschieden. Die Studienteilnehmer:innen wurden aus drei Studiengruppen im dritten Semester und aus einer Stichprobe von aktiven Polizeivollzugsbeamt:innen rekrutiert. Im Training erlernten die Polizeikräfte motorische Abwehrtechniken eines Messerangriffes in verschiedenen Übungen ohne (Kontrollgruppe, n = 33) oder mit Stressoren (z.B. Unkontrollierbarkeit, Zeitdruck, aversive Stimuli und soziale Evaluation; Experimentalgruppe, n = 51). Die Zuordnung zu den Gruppen erfolgte randomisiert für die Polizeivollzugsbeamt:innen und klassenweise für die Polizeistudierende. Die Einsatzszenarien erforderten Techniken zur Messerabwehr (vor und nach dem Training) und zum Umgang mit passivem Widerstand (nach dem Training). Die Leistung wurde mit Hilfe von Videoanalysen von drei unabhängigen Polizeitrainern anhand verschiedener Kriterien (z.B. Distanzverhalten, körperliche Abwehr, Situationskontrolle, Einsatz von Zwangsmitteln) bewertet. Wie erwartet blieben der wahrgenommene Stress und mentale Anstrengung in den Messerszenarien vor und nach dem Training gleich. Allerdings verbesserte sich sowohl die Experimental- und Kontrollgruppe signifikant in allen Leistungsparametern nach dem Training (ηp2 = .36 - .46).Entgegen der bestehenden Literatur verbesserte der zusätzliche Einsatz von (simulierten) Stressoren die Wirksamkeit des Trainings nicht. Im Gegensatz zur bestehenden Literatur unterschieden sich in der vorliegenden Studie die Aufgaben und Stressoren zwischen Training und Testung. Die Effekte von Training unter Stress scheinen folglich aufgaben- und situationsspezifisch zu sein.
AB - Trainingsprinzipien wie "Practice as you play" oder "Train as you fight" zeigen,dass in Bereichen wie dem Sport, Feuerwehr, Medizin und Polizei die Auffassung vorherrscht, dass das Training möglichst genau die Gegebenheiten des stressreichen „Einsatzes“ widerspiegeln sollte. Tatsächlich legen Ergebnisse aus diesen Bereichen nahe, dass das Training von perzeptuell-motorischen Fertigkeiten unter simulierten Stressoren Leistungseinbrüchen unter Stress entgegenwirken kann (Low et al., 2021). Im Einklang mit Theorien zur Verarbeitungseffizienz (Eysenck et al., 2007; Nieuwenhuys & Oudejans, 2017) bleiben trotz der Leistungsverbesserungen der wahrgenommene Stress und die mentale Anstrengung in den Stresssituationen nach dem Training unverändert (z.B. Nieuwenhuys & Oudejans, 2011). Bislang wurde die Wirksamkeit des Trainings unter Stress untersucht, indem die Fertigkeiten unter denselben Stressoren getestet wurden, die auch während dem Training eingesetzt wurden. Aus theoretischer Sicht ist daher unklar, ob die Leistungssteigerungen nach dem Training eine allgemeine oder situationsspezifische Fertigkeit zur Leistung unter Stress darstellen. Wenn das Training unter Stress eine allgemeine Fertigkeit zum Umgang mit Stress trainiert, dann sollte das Training einer Fertigkeit unter bestimmten Stressoren auch den Abruf dieser oder anderer Fertigkeiten unter anderen Stressoren verbessern (Giessing, 2021; Kegelaers & Oudejans, 2021).In der vorliegenden Studie testeten wir die Effekte eines Trainings unter Stress auf die Leistung von 84 Polizeikräften (18 Frauen) in kritischen Einsatzszenarien, die sich in ihrer Hintergrundgeschichte, den damit verbundenen Stressoren und den getesteten Fertigkeiten von denen des Trainings unterschieden. Die Studienteilnehmer:innen wurden aus drei Studiengruppen im dritten Semester und aus einer Stichprobe von aktiven Polizeivollzugsbeamt:innen rekrutiert. Im Training erlernten die Polizeikräfte motorische Abwehrtechniken eines Messerangriffes in verschiedenen Übungen ohne (Kontrollgruppe, n = 33) oder mit Stressoren (z.B. Unkontrollierbarkeit, Zeitdruck, aversive Stimuli und soziale Evaluation; Experimentalgruppe, n = 51). Die Zuordnung zu den Gruppen erfolgte randomisiert für die Polizeivollzugsbeamt:innen und klassenweise für die Polizeistudierende. Die Einsatzszenarien erforderten Techniken zur Messerabwehr (vor und nach dem Training) und zum Umgang mit passivem Widerstand (nach dem Training). Die Leistung wurde mit Hilfe von Videoanalysen von drei unabhängigen Polizeitrainern anhand verschiedener Kriterien (z.B. Distanzverhalten, körperliche Abwehr, Situationskontrolle, Einsatz von Zwangsmitteln) bewertet. Wie erwartet blieben der wahrgenommene Stress und mentale Anstrengung in den Messerszenarien vor und nach dem Training gleich. Allerdings verbesserte sich sowohl die Experimental- und Kontrollgruppe signifikant in allen Leistungsparametern nach dem Training (ηp2 = .36 - .46).Entgegen der bestehenden Literatur verbesserte der zusätzliche Einsatz von (simulierten) Stressoren die Wirksamkeit des Trainings nicht. Im Gegensatz zur bestehenden Literatur unterschieden sich in der vorliegenden Studie die Aufgaben und Stressoren zwischen Training und Testung. Die Effekte von Training unter Stress scheinen folglich aufgaben- und situationsspezifisch zu sein.
M3 - Konferenzbeitrag - Abstract in Konferenzband
SP - 67
EP - 68
BT - Human Performance: Assessment, Intervention & Analysen
A2 - Schott, Nadja
A2 - Korbus, Heide
A2 - Klotzbier, Thomas
CY - Stuttgart
Y2 - 18 May 2023 through 20 May 2023
ER -