Media integration of persons with disabilities: media effects on recipients’ attitudes and behaviors

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

Abstract

Die massenmediale Darstellung von Menschen mit einer sichtbaren körperlichen Behinderung (MmB) zeigt verschiedene quantitative wie qualitative Auffälligkeiten. Generell werden MmB massenmedial nur selten berücksichtigt und erfahren zum Teil sogar einen gänzlichen Ausschluss aus der medial hergestellten Öffentlichkeit. Wenn MmB eine mediale Berücksichtigung finden, fokussiert die Berichterstattung in vielen Fällen – unabhängig von dem jeweiligen Thema – auf die Behinderung des dargestellten Protagonisten. Des Weiteren werden MmB sowie Athleten mit Behinderung (AmB) häufig mittels spezifischer (negativer) news cues sowie mit unvorteilhaften Nachrichtenframes abgebildet. Massenmedien verstärken somit theoretisch eher die negativen Sichtweisen, die MmB/AmB entgegengebracht werden, anstatt zu einer positiven Veränderung beizutragen. Der Forschungsstand im Bereich der Medienwirkungen im Zusammenhang mit der Darstellung von MmB kann als widersprüchlich und kaum erforscht bezeichnet werden. Bis heute fehlen experimentelle Wirkungsstudien, die einen Ursache-Wirkungsbezug zwischen medialen Darstellungen sowie entsprechenden Einstellungen und Verhaltensweisen bei Rezipienten erlauben, sogar gänzlich. Das Ziel der vorliegenden Dissertation fokussierte daher darauf, die beschriebene Forschungslücke in einem ersten Schritt zu schließen. In Kapitel zwei der vorliegenden Arbeit wird analysiert, inwiefern der Kommunikationskontext in dem MmB dargestellt werden, einen Einfluss auf Wahrnehmungsprozesse (Personenbeurteilung) bei Rezipienten hat. Hierzu wurden zwei experimentelle Studien durchgeführt. In Studie 1 wurden nichtbehinderte Teilnehmer (N = 97) zufällig auf vier Untersuchungsgruppen verteilt. Der Kontext wurde mit Hilfe eines subliminalen Text-Primes (30ms) manipuliert. Probanden wurden in den jeweiligen Gruppen den Primes Behinderung, Sport, Politik, oder keinem Prime (Kontrollgruppe) ausgesetzt. Im Anschluss beurteilten die Teilnehmer einen visuell dargestellten MmB (Armamputation). In der zweiten Studie wurden nichtbehinderte Teilnehmer (N = 63) auf drei Untersuchungsgruppen verteilt und lasen einen illustrierten Printartikel (abgebildet war dasselbe Foto, welche bereits in Studie 1 verwendet wurde). Der Kontext des Artikels wurde mit Hilfe verschiedener news cues (Behinderung, Sport, Politik) manipuliert. Der Rest des Artikels war dagegen in allen Gruppen identisch. Beide Studien zeigten, dass der Kontext Behinderung (subliminal sowie supraliminal) einen systematisch negativen Einfluss auf die Wahrnehmung der Probanden bezüglich des jeweils dargestellten MmB hatte (negativere Einstellungen). Verschiedene Untersuchungen konnten belegen, dass nichtbehinderte Personen automatisch negative Stereotype aktivieren, wenn Sie mit Personen von stigmatisierten Gruppen konfrontiert werden. In Kapitel drei der vorliegenden Dissertation werden sowohl explizite Einstellungen, als auch implizite Assoziationen (IAT) gegenüber AmB sowie Athleten ohne Behinderung untersucht. Hierbei kam es zur Anwendung eines mehrstufigen Untersuchungsdesigns. Auf der ersten Stufe der Untersuchung (n = 143), wurden relevante Begrifflichkeiten (Adjektive) ermittelt, welche die Teilnehmer mit den Begriffen „Behinderung“ und „Sport“ in Verbindung bringen. Stufe zwei diente dazu, die Begriffe hinsichtlich ihrer Valenz und Bedeutsamkeit zu testen (n = 102). Auf Stufe drei beurteilten Teilnehmer (n = 85) dann Athleten mit und ohne Behinderung auf einer bipolaren Skala. Im Anschluss wurde dann ein impliziter Assoziationstest mit 41 Probanden durchgeführt. Die Ergebnise zeigten unter anderem, dass implizite Assoziationen soziale Beurteilungsprozesse bezüglich Sportlern mit und ohne Behinderung in unterschiedlicher Weise beeinflussten. In Kapitel vier der Arbeit werden die Effekte von spezifischen textlichen Nachrichtenframes im Bereich des Behindertensports untersucht. In einer experimentellen Studie (between-subjects design) wurden 90 Teilnehmer zufällig auf drei Untersuchungsgruppen verteilt. Die Probanden lasen jeweils eine Sportnachricht über die Situation von AmB in der Vorbereitungsphase auf die Paralympischen Spiele in London. Der spezifische Frame wurde in Abhängigkeit der Gruppe manipuliert und fokussierte in der ersten Gruppe auf die sportliche Leistungsfähigkeit von AmB. In der zweiten Gruppe wurde die „Behinderung“ und die (angebliche, finanzielle) Abhängigkeit von AmB hervorgehoben. In Gruppe drei erhielten die Teilnehmer einen Nachrichtenframe, der eine aus den beiden erstgenannten Frames kombiniert wurde (Mixed-Bedingung). Unter anderem wurde die wahrgenommene Wichtigkeit bezüglich verschiedener Aspekte untersucht und die Einstellungen der Probanden gegenüber einem AmB, der in dem Text dargestellt wurde, untersucht. Die Resultate zeigen, dass ein Nachrichtenframe, der auf sport-spezifische Aspekte (Leistung) fokussierte, zu positiveren Einstellungen der Probanden gegenüber dem dargestellten AmB führte. Verschiedene inhaltsanalytische Studien konnten belegen, dass AmB regelmäßig mit Hilfe von stereotypen und unvorteilhaften visuellen Nachrichtenframes in den Massenmedien dargestellt werden. In Kapitel fünf werden daher die spezifischen Wirkungen unterschiedlicher visueller Nachrichtenframes im Bereich des Behindertensports untersucht. In einem Experiment mit einem 3 (Framingbedingungen) x 2 (Kontakt der Probanden zu MmB) between-subjects design wurden insgesamt 88 Probanden zufällig auf drei Untersuchungsgruppen verteilt. Die Teilnehmer lasen eine Sportnachricht (identisch in allen Gruppen) mit dem Foto eines Speerwerfers mit Behinderung (Armamputation). Der Hintergrund (visueller Frame) wurde systematisch manipuliert, sodass die Teilnehmer der unterschiedlichen Gruppen den Athleten bei der Ausübung seines Sports entweder mit viel Publikum im Bildhintergrund, wenig Publikum oder gar keinem Publikum im Bildhintergrund präsentiert bekamen. Die Ergebnisse der Studie belegten, dass ein visueller Frame, der Zuschauer in Bildhintergrund zeigte, zu signifikant positiveren Einstellungen der Teilnehmer gegenüber dem dargestellten AmB führte. Die in Kapitel sechs dargestellte Untersuchung verfolgte zwei Ziele. Zunächst sollten die Erkenntnisse im Bereich der Wirkung textlicher Nachrichtenframes im Zusammenhang mit Kommunikaten über MmB erweitert werden, indem ermittelt wurde, inwieweit spezifische Textframes die Wahrnehmung der Qualität von journalistischen Produkten beeinflusst (z.B. Qualität eines Nachrichtenbeitrages). In einem zweiten Schritt wurde untersucht, ob die Rezeption eines bestimmten Nachrichtenartikels bzw. Nachrichtenframes das nachgelagerte Verhalten in einer spontanen Interaktionssituation mit einem MmB beeinflusst. Hierzu wurden zwei experimentelle Studien durchgeführt. In Studie 1 wurden 69 Probanden zufällig auf drei Untersuchungsgruppen verteilt. Ihnen wurde jeweils ein Artikel zur Situation von AmB vor den Paralympsichen Spielen in London vorgelegt. In Studie 2 lasen Teilnehmer Nachrichtentexte mit unterschiedlichen Nachrichtenframes und interagierten im Anschluss mit einer zuvor in dem Artikel dargestellten Person mit körperlicher Behinderung (Armamputation). Während der Interaktionssituation wurden unter anderem die Blickbewegungen der Probanden sowie ihr verbales Kommunikationsverhalten aufgezeichnet. Die Ergebnisse der beiden Studien verdeutlichen, dass ein sportspezifischer Nachrichtenframe (im Vergleich zu einem Frame der die Behinderung eines MmB in stereotyper Weise thematisiert) die Qualitätswahrnehmung in positiver Weise beeinflusst. Weitergehend zeigte sich, das Nachrichtenframes, welche die Behinderung in einer positiven bzw. negativen Weise hervorheben zu systematischen Beeinflussungen hinsichtlich des verbalen Kommunikationsverhaltens in der anschließenden Interaktionssituation führten. Außerdem zeigten sich entsprechende Beeinflussungen (Vermeidungsverhalten) hinsichtlich des Blickkontaktes zu der Person mit Behinderung, das mit Hilfe eines mobilen Eye-Tracking-Systems aufgezeichnet wurde. Die Ergebnisse der vorliegenden Dissertation werden hinsichtlich ihrer Implikationen für die massenmediale Darstellung von MmB diskutiert.
OriginalspracheEnglisch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang195
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2014

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