Personality Profile of Team Handball Referees

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

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Abstract

Handball ist eine der beliebtesten Mannschaftssportarten in Deutschland. Handballschiedsrichter stellen einen wesentlichen Bestandteil des organisierten Sports dar und sorgen für einen regel- konformen Spielbetrieb. Neben Trainern und Sportlern bilden sie die dritte Säule im Netzwerk der Hauptakteure. Leider nimmt die Zahl der Schiedsrichter seit Jahren kontinuierlich ab, da immer weniger Menschen bereit sind, diese Aufgabe zu übernehmen. Der Schiedsrichtermangel hat in einigen Landesverbänden bereits zu gravierenden Folgen geführt, wie zum Beispiel Spielabsagen oder - verlegungen. Mit dem neuen digitalen Schiedsrichterportal des DHB wurde zwar ein modernes und motivierendes Ausbildungsprogramm geschaffen, aber einer der wichtigsten Aspekte des Schieds- richterwesens bleibt unberücksichtigt: die persönliche Eignung. Die Kreise und Vereine, die für die Rekrutierung neuer Schiedsrichter verantwortlich sind, müssen nach neuen Lösungen und Ansätzen suchen, um die Sichtbarkeit des Schiedsrichterwesens zu erhöhen und den Einstieg zu erleichtern.
In diesem Zusammenhang spielt die Persönlichkeitsforschung eine entscheidende Rolle bei der Frage, welche Personen über geeignete Persönlichkeitsmerkmale für den Job des Handballschiedsrichters verfügen. Bisher gibt es keine empirischen Studien oder Referenzwerte zu den Persönlichkeitsmerk- malen von Handballschiedsrichtern. Die Ergebnisse solcher Studien wären jedoch von großer Bedeutung, da sie den Schiedsrichteranwärtern helfen könnten, ihre persönlichkeitsbezogene Eignung für dieses Amt einzuschätzen. Ziel dieser Dissertation ist es, kritische Persönlichkeitsmerkmale von Handballschiedsrichtern zu identifizieren und ein Persönlichkeitsprofil von Schiedsrichtern unter- schiedlicher Leistungsstufen zu erstellen. Die Untersuchung von Schiedsrichtern sowohl auf Experten- als auch auf Amateurniveau kann wertvolle Einblicke in die psychologischen Faktoren liefern, die einerseits an der Basis erforderlich und andererseits für eine erfolgreiche Karriere notwendig sind bzw. zur Spitzenleistung beitragen. Zu diesem Zweck wurden drei Studien durchgeführt, darunter zwei quantitative und eine Mixed-Methods-Studie. An den Studien nahmen insgesamt 745 Schiedsrichter, 89 Spieler und 35 Trainer aus dem Handballsport teil.
Die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Studien basieren auf dem Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit, dem derzeit am weitesten verbreiteten Modell in der Persönlichkeitsforschung. Die ersten beiden Studien beschreiben die Persönlichkeitsprofile von Amateur- und Expertenschiedsrichtern auf der Basis von Selbstauskünften. Darüber hinaus werden die Ergebnisse der Studien (i) miteinander
verglichen und (ii) mit Referenzwerten der deutschen Allgemeinbevölkerung in Beziehung gesetzt. Die dritte Studie basiert auf dem Ansatz der Fremdeinschätzung und befragt Handballspieler und -trainer zu den notwendigen Persönlichkeitsmerkmalen, die ein Handballschiedsrichter mitbringen sollte. Dieser Ansatz (Triangulation) reduziert mögliche Verzerrungen, die durch Selbst- oder Fremdein- schätzungen entstehen können, und gewährleistet eine ausgewogene Sicht aus mehreren Perspektiven. Meine Ergebnisse deuten darauf hin, dass es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Persön- lichkeitsmerkmalen von Amateur- und Profischiedsrichtern gibt, mit Ausnahme von niedrigeren Werten in den Domänen Extraversion und den Facetten Geselligkeit und Energieniveau bei den Amateur- schiedsrichtern. Darüber hinaus weisen Amateurschiedsrichter höhere Werte in der Facette Ästheti- sches Empfinden auf. Im Vergleich zur deutschen Allgemeinbevölkerung weisen Handballschiedsrichter jedoch unabhängig von ihrem Leistungsniveau signifikant höhere Werte in den Facetten Durchsetzungs- fähigkeit, Emotionale Stabilität und Verlässlichkeit auf. Dies spiegelt sich auch in höheren Werten in den Domänen Extraversion und Verträglichkeit und niedrigeren Werten in Negativer Emotionalität wider. Diese Ergebnisse können aus Sicht der Spieler und Trainer bestätigt werden. Die drei am häufigsten genannten Antworten konnten den Facetten Durchsetzungsfähigkeit, Geselligkeit und Selbst- bewusstsein zugeordnet werden. Auf Domänenebene sind die Antworten vor allem den Domänen Extra- version, Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus zuzuordnen. Antworten, die nicht dem Fünf-Faktoren- Modell zugeordnet werden konnten, wurden in vier neue Kategorien eingeteilt: (i) Charakter und Führung, (ii) Urteilsvermögen und Entscheidungsfindung, (iii) Spielmanagement und (iv) körperliche Fitness und kognitive Anforderungen.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse der drei Publikationen das Potenzial für praktische Anwendungsfelder, z. B. bei der Rekrutierung und Auswahl oder der Entwicklung von Schiedsrichtern. Gleichzeitig stellen sich wichtige Fragen, wie z. B. der Einfluss von Selektions- oder Sozialisationseffekten auf die Persön- lichkeit von Schiedsrichtern. Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit empfehle ich, weitere Forschungen zur Persönlichkeit von Handballschiedsrichtern durchzuführen, die sich i) auf die Dynamik der Persönlichkeit mit Längsschnittstudien konzentrieren und ii) auf Persönlichkeitskonstrukte außerhalb des Fünf-Faktoren-Modells, die sich als relevant für das Schiedsrichterwesen erwiesen haben.
OriginalspracheEnglisch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang91
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2024

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