Prävalenz arterieller (Prä-)Hypertonie und Weißkittelhypertonie bei Leistungssportler*innen gemäß den europäischen und amerikanischen Leitlinien für Kardiologie

Eva Bierschneider, Thomas Schmidt, Argiris Vassiliadis, Hans-Georg Predel, Lena Riemer, Jonas Zacher

Publikation: Beitrag in FachzeitschriftKonferenz-Abstract in FachzeitschriftForschungBegutachtung

Abstract

Hintergrund

Die arterielle Hypertension (aHT) ist der häufigste Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen im Leistungssport. Die Prävalenz der aHT und Prähypertonie (präHT) ist aufgrund einer häufig unzureichend standardisierten Messmethodik sowie unterschiedlicher Grenzwert-Definitionen (ESC vs. AHA) bei dieser Zielgruppe unklar. Der Einfluss einer Weißkittelhypertonie ist unbekannt.



Methoden

Retrospektive Analyse (n=302, w=118; 19.8 4.9 Jahre alt) von sportmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen am Olympiastützpunkt NRW/Rheinland. Detaillierte Informationen zur Zielgruppe können in Tab. 1 eingesehen werden. Untersucht wurden u.a. die arteriellen Blutdruckwerte zu 4 verschiedenen Zeitpunkten: in Ruhe (RR1), in der Ruhephase vor Beginn der Fahrradergometrie (RR2), bei 100 Watt (RR3) und bei maximaler Ausbelastung (RR4). Die Einordnung in die Kategorien normotensiv, prähypertensiv und hypertensiv erfolgte anhand der jeweiligen Definitionen der ESC und AHA.



Ergebnisse

Die Prävalenz der aHT in RR1 war hoch und unterschied sich je nach Leitliniendefinition deutlich (32%ESC vs. 69%AHA, p<0.001). Der weitere Verlauf zeigte jedoch, dass in der Mehrheit der Fälle die aHT in RR2 nicht mehr bestätigt werden konnte (75/95ESC und 124/208AHA). Die beobachtete Weißkittelhypertonie lag signifikant häufiger bei männlichen Athleten vor (m=45,2%ESC vs. w=27,2%ESC, p<0.001). Bei der Belastungsuntersuchung (RR3) waren insgesamt nur noch 10 Athlet*innen (6%) auffällig (≥ 180mmHg systolisch). Ähnlich verhielten sich die Messwerte der präHT (RR1: 29,1% ESC vs. 18,5% AHA; präHT nicht bestätigt in RR2 bei: 67/88 ESC vs. 41/56 AHA). Die Weißkittelhypertonie lag hier unabhängig vom Geschlecht vor (m=62,5%ESC vs. w=59,4%ESC). Weitere Ergebnisse und den Bezug zu den verschiedenen Sportarten können in Abb. 1 eingesehen werden.



Schlussfolgerung:

Die Prävalenz der aHT variierte zum Teil erheblich, abhängig von der jeweiligen Leitliniendefinition, vom Mess-Setting und dem Geschlecht. Bei Leistungssportler*innen führte die Praxis-Messung (RR1) regelhaft zu falsch-positiv erhöhten Blutdruckwerten. Durch Änderung des Mess-Settings (RR2) konnte in den meisten Fällen eine Weißkittelhypertonie demaskiert werden. Diese Ergebnisse spiegeln die aktuelle diverse Studienlage zur Prävalenz der aHT wider und verdeutlichen die Schwierigkeit, anhand dieser eine allgemein gültige Aussage treffen zu können. Eine standardisierte Messmethodik, als auch die Berücksichtigung des Geschlechts und der unterschiedlichen Leitliniendefinitionen sind erforderlich, um eine bessere Vergleichbarkeit zu ermöglichen.
OriginalspracheDeutsch
AufsatznummerV1057
ZeitschriftClinical research in cardiology : official journal of the German Cardiac Society
Jahrgang113
ISSN1861-0684
PublikationsstatusVeröffentlicht - 26.02.2024

Zitation