Abstract
Hintergrund: Die Schmerzmitteleinnahme ist in Deutschland weit verbreitet. Rund 1,9 Millionen Menschen nehmen täglich Analgetika; bei etwa 1,6 Millionen Personen besteht eine Schmerzmittelabhängigkeit. Im Sport soll der Schmerzmittelkonsum, auch ohne Vorliegen von Beschwerden, ebenfalls verbreitet sein. Ziel dieser Studie war es daher, die Schmerzmittelverwendung im Sport abzuschätzen. Methode: Gemäß PRISMA- und modifizierter PICO(S)-Kriterien wurde eine systematische Literaturrecherche (Openscienceframework, https://doi.org/10.17605/OSF.IO/VQ94D) angemeldet und mit PubMed sowie SURF durchgeführt. Die identifizierte Studienliteratur (25 Befragungsstudien, 12 Analysen von Dopingkontrollformularen, 18 Übersichtsarbeiten) wurde mittels Newcastle-Ottawa-Skala (NOS) und „a measurement tool to assess systematic reviews“ (AMSTAR) standardisiert bewertet. Ergebnisse: Im Spitzensport ist der Analgetikakonsum verbreitet. Dieser variiert zwischen 2,8 % (Profitennis) und 54,2 % (Profifußball). Auch in Bereichen des Leistungssports werden Schmerzmittel prophylaktisch und ohne Vorliegen von Beschwerden eingenommen. Im heterogenen Breitensport ist die Studienlage lückenhaft und es gibt keine verlässlichen Belege für einen verbreiteten Schmerzmittelkonsum. Im Ausdauerbereich gaben 2,1 % von über 50 000 Personen an, mindestens 1×/Monat Schmerzmittel im Zusammenhang mit Sport zu verwenden. Schlussfolgerung: Die Schmerzmitteleinnahme ist in vielen Bereichen des Profi-/Leistungssports zu einem Problem geworden, wohingegen der Schmerzmittelkonsum im Breitensport offenbar noch selten ist. Auch mit Blick auf die Verbreitung von schädlichem Schmerzmittelgebrauch/-abhängigkeit in der Gesellschaft sind bessere Aufklärungen, vor allem aber Werbeeinschränkungen erforderlich.
Originalsprache | Deutsch |
---|---|
Zeitschrift | Dtsch Arztebl International |
Jahrgang | 120 |
Ausgabenummer | 10 |
Seiten (von - bis) | 155-161 |
Seitenumfang | 7 |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 2023 |