Schwierigkeitsbewertung von Mountainbike-Trails

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

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Abstract

Studie I
In vielen Outdoorsportarten, wie zum Beispiel Kajaking oder Klettern, sind Schwierigkeitsbewertungssysteme mittlerweile obligatorisch. Sie ermöglichen es den Sportlern, Ihre eigenen Fähigkeiten mit den Anforderungen eines Flusses, oder einer Kletterroute zu vergleichen. Im Mountainbiking haben sich viele verschiedene Bewertungssysteme etabliert, die untereinander jedoch kaum vergleichbar sind. Um dies zu ändern, entwickelten Schymik et al. (2008) die Singletrail-Skala. Diese wird bis heute jedoch nicht von allen Institutionen unterstütz und eingesetzt und auch unter Mountainbikern kontrovers diskutiert. Ziel dieser Untersuchung war es deshalb, die Singletrail-Skala einer Evaluation zu unterziehen. Dafür wurde ein Online-Fragebogen entwickelt, mit dem 2040 vollständige Rückmeldungen von Mountainbikern generiert werden konnten.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Selbsteinschätzungen des eigenen Fahrkönnens der Teilnehmer sich von Ihrer tatsächlichen maximalen Schwierigkeitsstufe nach Singletrail-Skala signifikant unterscheidet: während Anfänger mit einer Mountainbike-Erfahrung von weniger als zwei Jahren ihr Fahrkönnen unterschätzen, überschätzen sich erfahrenere Mountainbiker zunehmend mit steigender Mountainbike-Erfahrung. Weiterhin konnten Korrelationen zwischen der Mountainbike-Erfahrung und der Selbsteinschätzung des eigenen Fahrkönnens ermittelt werden, während sich keine Korrelationen zwischen der Selbsteinschätzung und dem tatsächlichen Fahrkönnen nach Singletrail-Skala zeigten. Weitere Ergebnisse zeigen, dass die wahrgenommene Schwierigkeit eines Mountainbike-Trails vom fahrtechnischen Können der Mountainbiker abhängt: so steigt die wahrgenommene Schwierigkeit bei abnehmendem Fahrkönnen höchst signifikant an. Letztlich konnte noch festgestellt werden, dass die Schwierigkeitsbewertungen eines Trails und die Risikobewertung in einem starken Zusammenhang stehen. Dies führt zum Schluss, dass zwischen den Faktoren Risiko und Schwierigkeit eine kognitive Verbindung bestehen könnte. Um dieser Annahme weiter nachzugehen, wurde eine Folgestudie entwickelt. Die Ergebnisse dazu finden sich in Studie II.

Studie II
Ziel dieser Untersuchung war es, das Blickverhalten von Mountainbikern zu untersuchen, während sie die fahrtechnische Schwierigkeit von Mountainbike Trails analysieren. Das Blickverhalten wird in wissenschaftlichen Arbeiten stellvertretend für die visuelle Aufmerksamkeit herangezogen. In der vorliegenden Studie wurden Unterschiede in der visuellen Aufmerksamkeit zwischen Mountainbike-Anfängern und Experten bezüglich der Fixation des Trails selbst und der umgebenden Gefahrenstellen erwartet. Um dies zu untersuchen, wurde das Blickverhalten von 18 Mountainbike-Anfängern (m = 12, w = 6) und 17 Experten (m = 14, w = 3) analysiert.
Die Ergebnisse belegen, dass sowohl die Experten, als auch die Anfänger für die Beurteilung der fahrtechnischen Schwierigkeit neben dem Trail auch den umgebenden Gefahrenstellen visuelle Aufmerksamkeit schenken. In der Zusammenfassung aller Fahrsituationen fixieren Anfänger und Experten signifikant länger den Trail als die Gefahrenstellen. Bei der Einzelfallanalyse der Fahrsituationen fällt jedoch auf, dass bei den Anfängern kein signifikanter Unterschied in der Fixationsdauer auf den Trail und in die Gefahrenstellen besteht. Die Experten hingegen fixieren in allen Fällen signifikant länger den Trail als die Gefahrenstellen. Wie vermutet, unterscheidet sich die visuelle Aufmerksamkeit innerhalb bestimmter Areas of Interest signifikant: während die Experten signifikant länger den Trail fixieren als Anfänger, fixieren diese signifikant länger die Gefahrenstellen. Dennoch konnten keine statistisch signifikanten Zusammenhänge zwischen der Fixationszeit in einzelne Areas of Interest und der fahrtechnischen Schwierigkeit ermittelt werden.
Die Ergebnisse legen dennoch nahe, dass ein Schwierigkeitssystem für Mountainbike-Trails sowohl Informationen über die fahrtechnische Schwierigkeit, als auch über das Risikopotenzial umgebender Gefahrenstellen bereitstellen sollten.

Study I
In many outdoor sports, like kayaking or rock climbing, difficulty rating systems are obligatory by now. These difficulty rating systems allow athletes to match their own skill level to the challange of a river or a climb. In mountain biking, numerous types of different scales have spread locally without being comparable to each other. With the aim of altering that Schymik et al. (2008) established the Singletrail‐Skala in 2004. While several institutions support this rating system others disclaim it due to several reasons. The aim of this study was to substantiate the ongoing discussion about the advantages and disadvantages of the Singletrail‐Skala. Therefor an online survey was developed to evaluate the scale. 2040 subjects volunteered to participate in this study.
The results show that the subjects self‐assessed riding performance differs significatly from their actual riding performance in many cases. For example, while beginners underestimate their riding performance, advanced mountainbikers overestimate their performance the more their mountainbike‐experience increases. In addition, correlations could be determined between mountainbike‐experience and self‐assessed riding performance while no correlations could be determined between self‐assessed riding performance and actual riding performance. Furthermore, the perceived difficulty of a mountainbike trail significantly increases when riding performance of the subjects decreases. The difference between beginners and experts reaches up to one degree of difficulty. Finally, strong correlations could be found between difficulty rating and risk rating of the trails. This led to the conclusion, that there seems to be a cognitive connection between risk and difficulty. Therefore a follow‐up study was developed to investigate this connection.

Study II
The aim of this study was to investigate the gaze behavior of mountain bike riders while analyzing and rating the technical difficulty of mountain bike trails. Eye gaze is used as a proxy for visual attention in research. In the present study, differences in the visual attention to the trail itself and its surrounding danger areas were expected between mountainbike experts and beginners. To analyse visual attention, gaze behavior of 18 beginners (m = 12; w = 6) and 17 experts (m = 14; w = 3) was measured using a portable eye‐tracking system.
The results reveal that both, experts and beginners gaze towards the trail as well as towards the danger areas surrounding the trail to investigate the trails technical difficulty. In summary of all trails experts and beginners gaze significantly longer at the trail than at the danger areas. But the case‐by‐case review of the single trail situations illustrates that in some cases beginners gaze at the danger areas just as long as towards the trail while experts in all cases gaze significantly longer at the trail. As predicted, visual attention to certain areas of interest differed between beginners and experts. While the experts fixation duration towards the trail is significantly longer compared to the beginners, the beginners gaze significantly longer at the danger areas compared to the experts. However, no correlations could be found between fixation duration towards the danger areas and the difficulty rating.
The findings suggest that difficulty rating systems in mountain biking should provide both, information on the technichal challenge of the trail and also information on its potential danger areas surrounding the trail.
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang236
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2017

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