Abstract
Zusammenfassung:
Hintergrund:
Seit den 1980er Jahren steigt die Anzahl von Läufern und auch die Prävalenz von laufbedingten Überlastungsbeschwerden (LÜB) deutlich an. Aufgrund dessen hat die Untersuchung von Laufverletzungen einen hohen Stellenwert in der sportwissenschaftlichen und biomechanischen Forschung eingenommen. Angesichts widersprüchlicher Studienergebnisse sind keine eindeutigen Ursachen für LÜB evident. Der traditionelle retrospektive statistische Vergleich zwischen Gruppen scheint nicht angebracht, da der Läufer als Individuum vernachlässigt wird. Meistens werden einzelne Risikofaktoren anstatt Kombinationen von bestimmten Risikofaktoren evaluiert. Normierte kinematische und kinetische Vergleichsdaten von beschwerdefreien Läufern existieren in der Literatur nicht. Deswegen ist das Ziel dieser Arbeit, mit einem neuen, individuellen und multifaktoriellen Ansatz prospektiv Risikofaktoren für LÜB aufzudecken.
Methoden:
In dieser Querschnittsstudie im prospektiven Design wurden 253 beschwerdefreie Läufer (148 Männer, 105 Frauen) mittels 3-D Bewegungsanalyse als Eingangsuntersuchung, untersucht. In den folgenden 6 Monaten führten die Teilnehmer ein Lauftagebuch. Trat eine LÜB auf wurden die Läufer zu einem Orthopäden zur klinischen Untersuchung überwiesen. Zur statistischen Analyse von Risikofaktoren wurde eine binär logistische Regression herangezogen. Zur Berechnung der Kinematik und Kinetik wurden Winkel und Momente für das Hüft-, Knie und Sprunggelenk in drei Ebenen (Ab-/Adduktion, Flexion/Extension, Innen-/Außenrotation) bestimmt. Die Verletzungsfälle wurden mit dem eigenen unverletzten Bein und der unverletzten Gruppe verglichen.
Ergebnisse:
Während der 6-monatigen Phase erlitten 80 Läufer eine LÜB (31,6%). Die Regressionsberechnung konnte keinen der Faktoren Laufdistanz, Laufgeschwindigkeit, Alter, Geschlecht und BMI als Risikofaktor für LÜB einschließen. 155 Läufer blieben beschwerdefrei, deren biomechanische Daten für alle Gelenke und Ebenen der unteren Extremitäten präsentiert sind. Acht Fälle erlitten Knieverletzungen: drei Fälle mit Plica Mediopatellaris Syndrom (PMS), zwei Fälle mit Hoffa’s Syndrom (HS) und drei Fälle mit Iliotibialen Bandsyndrom (ITBS). Alle Fallanalysen zeigten das Auftreten der Beschwerden erst bei einer plötzlichen Veränderung der individuellen Laufdistanz. Aus der Eingangsuntersuchung konnten Kombinationen aus erhöhter Knieadduktion und Knieinnenrotation für das PMS, sowie erhöhte Knieabduktion, Knieaußenrotation und Hüftaußenrotation für das HS festgestellt werden. Für das ITBS konnte keine Kombination gefunden werden.
Diskussion:
Alle Verletzungsfälle zeigten beschwerdefrei Prädispositionen zur Eingangsuntersuchung. Die Symptome traten jedoch erst bei einer plötzlichen Erhöhung der Laufdistanz auf. Es ist anzunehmen, dass diese Prädispositionen Überlastungen hervorrufen, die jedoch von dem Körper toleriert werden, bis eine plötzliche Erhöhung der Laufdistanz die Überlastung verstärkt und somit Schmerzen auftreten. Diese Studie konnte zeigen, dass ein individueller Ansatz zur Ursachenklärung von LÜB geeigneter ist als ein statistischer Ansatz. Zukünftige Studien sollten prospektiv die gefundenen Prädispositionen verifizieren, um präventiv Verletzungen zu verhindern und die Anzahl von LÜB zu verringern.
Abstract:
Background/Introduction:
Since an increase of recreational and competitive running around the 1980s, running related overuse injuries (RROI) have become a major interest in sport scientific and biomechanical research. To date, clear biomechanical risk factors as a cause for RROI cannot be detected due to contradicting results between studies. Most investigations using a retrospective approach do not seem to be appropriate -- the individual runner is neglected. Often single risk factors are evaluated and combinations of risk factors are not considered. Comparable normative data of the kinematics and kinetics of injury-free runners are non-existent in the literature. Therefore, this study is using a new individual and multifactorial approach prospectively and aims to detect risk factors that are responsible for RROI. Kinematic and kinetic data of an injury-free cohort are presented, as well as cases of individual knee injuries.
Methods:
In this cross-sectional study with a prospective design, 253 injury-free runners (148 men, 105 women) were examined using a 3-D gait analysis to evaluate kinetics and kinematics of the lower extremities as a baseline. During a 6-month follow-up, runners filled out a training diary for each run they performed. Runners that experienced a RROI during that period reported the injury and were referred to the studies orthopedic specialist for clinical examination. For kinematics and kinetics, angles and moments of the hip, knee and ankle joint in all three planes (ab-/adduction, flexion/extension, internal/external rotation) were determined. Data of the injury cases were compared to the own injury-free counterleg and to the injury-free cohort.
Results/Findings:
Out of 253 runners measured at baseline, 80 runners sustained a RROI during the 6-month period (31.6%). A binary logistic regression model revealed that running distance, running speed, age, gender and BMI of these cases did not correlate to RROI. 155 runners stayed injury-free, whose biomechanical data for all joints and planes of the lower extremities were presented. Eight cases presented knee injuries which divided up into three cases with Plica Mediopatellaris Syndrome, two with Hoffa’s Syndrome and three with Iliotibial Band Friction Syndrome (ITBS). Individual analysis revealed that all injuries occurred with a sudden increase of the individual running distance. From the baseline examination, increased knee adduction and knee internal rotation were found for Plica Mediopatellaris Syndrome. For Hoffa’s Syndrome, a combination of increased knee abduction, knee external rotation and hip external rotation was found. For ITBS, a combination of risk factors that were present in all cases could not be found.
Discussion:
All injured subjects demonstrated predispositions (biomechanical risk factors) at baseline when they were injury-free. But only the sudden increase in running-distance promoted the symptoms. The biomechanical abnormalities may have caused an irritation, but may be tolerated by the body until an increase of running distance causes an increase of irritation and, therefore, pain. This study showed that an individual approach is more appropriate to find risk factors for RROI compared to a statistical analysis. Future research should prospectively verify the demonstrated predispositions and use this knowledge for injury prevention and the reduction of RROI.
Hintergrund:
Seit den 1980er Jahren steigt die Anzahl von Läufern und auch die Prävalenz von laufbedingten Überlastungsbeschwerden (LÜB) deutlich an. Aufgrund dessen hat die Untersuchung von Laufverletzungen einen hohen Stellenwert in der sportwissenschaftlichen und biomechanischen Forschung eingenommen. Angesichts widersprüchlicher Studienergebnisse sind keine eindeutigen Ursachen für LÜB evident. Der traditionelle retrospektive statistische Vergleich zwischen Gruppen scheint nicht angebracht, da der Läufer als Individuum vernachlässigt wird. Meistens werden einzelne Risikofaktoren anstatt Kombinationen von bestimmten Risikofaktoren evaluiert. Normierte kinematische und kinetische Vergleichsdaten von beschwerdefreien Läufern existieren in der Literatur nicht. Deswegen ist das Ziel dieser Arbeit, mit einem neuen, individuellen und multifaktoriellen Ansatz prospektiv Risikofaktoren für LÜB aufzudecken.
Methoden:
In dieser Querschnittsstudie im prospektiven Design wurden 253 beschwerdefreie Läufer (148 Männer, 105 Frauen) mittels 3-D Bewegungsanalyse als Eingangsuntersuchung, untersucht. In den folgenden 6 Monaten führten die Teilnehmer ein Lauftagebuch. Trat eine LÜB auf wurden die Läufer zu einem Orthopäden zur klinischen Untersuchung überwiesen. Zur statistischen Analyse von Risikofaktoren wurde eine binär logistische Regression herangezogen. Zur Berechnung der Kinematik und Kinetik wurden Winkel und Momente für das Hüft-, Knie und Sprunggelenk in drei Ebenen (Ab-/Adduktion, Flexion/Extension, Innen-/Außenrotation) bestimmt. Die Verletzungsfälle wurden mit dem eigenen unverletzten Bein und der unverletzten Gruppe verglichen.
Ergebnisse:
Während der 6-monatigen Phase erlitten 80 Läufer eine LÜB (31,6%). Die Regressionsberechnung konnte keinen der Faktoren Laufdistanz, Laufgeschwindigkeit, Alter, Geschlecht und BMI als Risikofaktor für LÜB einschließen. 155 Läufer blieben beschwerdefrei, deren biomechanische Daten für alle Gelenke und Ebenen der unteren Extremitäten präsentiert sind. Acht Fälle erlitten Knieverletzungen: drei Fälle mit Plica Mediopatellaris Syndrom (PMS), zwei Fälle mit Hoffa’s Syndrom (HS) und drei Fälle mit Iliotibialen Bandsyndrom (ITBS). Alle Fallanalysen zeigten das Auftreten der Beschwerden erst bei einer plötzlichen Veränderung der individuellen Laufdistanz. Aus der Eingangsuntersuchung konnten Kombinationen aus erhöhter Knieadduktion und Knieinnenrotation für das PMS, sowie erhöhte Knieabduktion, Knieaußenrotation und Hüftaußenrotation für das HS festgestellt werden. Für das ITBS konnte keine Kombination gefunden werden.
Diskussion:
Alle Verletzungsfälle zeigten beschwerdefrei Prädispositionen zur Eingangsuntersuchung. Die Symptome traten jedoch erst bei einer plötzlichen Erhöhung der Laufdistanz auf. Es ist anzunehmen, dass diese Prädispositionen Überlastungen hervorrufen, die jedoch von dem Körper toleriert werden, bis eine plötzliche Erhöhung der Laufdistanz die Überlastung verstärkt und somit Schmerzen auftreten. Diese Studie konnte zeigen, dass ein individueller Ansatz zur Ursachenklärung von LÜB geeigneter ist als ein statistischer Ansatz. Zukünftige Studien sollten prospektiv die gefundenen Prädispositionen verifizieren, um präventiv Verletzungen zu verhindern und die Anzahl von LÜB zu verringern.
Abstract:
Background/Introduction:
Since an increase of recreational and competitive running around the 1980s, running related overuse injuries (RROI) have become a major interest in sport scientific and biomechanical research. To date, clear biomechanical risk factors as a cause for RROI cannot be detected due to contradicting results between studies. Most investigations using a retrospective approach do not seem to be appropriate -- the individual runner is neglected. Often single risk factors are evaluated and combinations of risk factors are not considered. Comparable normative data of the kinematics and kinetics of injury-free runners are non-existent in the literature. Therefore, this study is using a new individual and multifactorial approach prospectively and aims to detect risk factors that are responsible for RROI. Kinematic and kinetic data of an injury-free cohort are presented, as well as cases of individual knee injuries.
Methods:
In this cross-sectional study with a prospective design, 253 injury-free runners (148 men, 105 women) were examined using a 3-D gait analysis to evaluate kinetics and kinematics of the lower extremities as a baseline. During a 6-month follow-up, runners filled out a training diary for each run they performed. Runners that experienced a RROI during that period reported the injury and were referred to the studies orthopedic specialist for clinical examination. For kinematics and kinetics, angles and moments of the hip, knee and ankle joint in all three planes (ab-/adduction, flexion/extension, internal/external rotation) were determined. Data of the injury cases were compared to the own injury-free counterleg and to the injury-free cohort.
Results/Findings:
Out of 253 runners measured at baseline, 80 runners sustained a RROI during the 6-month period (31.6%). A binary logistic regression model revealed that running distance, running speed, age, gender and BMI of these cases did not correlate to RROI. 155 runners stayed injury-free, whose biomechanical data for all joints and planes of the lower extremities were presented. Eight cases presented knee injuries which divided up into three cases with Plica Mediopatellaris Syndrome, two with Hoffa’s Syndrome and three with Iliotibial Band Friction Syndrome (ITBS). Individual analysis revealed that all injuries occurred with a sudden increase of the individual running distance. From the baseline examination, increased knee adduction and knee internal rotation were found for Plica Mediopatellaris Syndrome. For Hoffa’s Syndrome, a combination of increased knee abduction, knee external rotation and hip external rotation was found. For ITBS, a combination of risk factors that were present in all cases could not be found.
Discussion:
All injured subjects demonstrated predispositions (biomechanical risk factors) at baseline when they were injury-free. But only the sudden increase in running-distance promoted the symptoms. The biomechanical abnormalities may have caused an irritation, but may be tolerated by the body until an increase of running distance causes an increase of irritation and, therefore, pain. This study showed that an individual approach is more appropriate to find risk factors for RROI compared to a statistical analysis. Future research should prospectively verify the demonstrated predispositions and use this knowledge for injury prevention and the reduction of RROI.
Originalsprache | Englisch |
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Erscheinungsort | Köln |
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Verlag | Deutsche Sporthochschule Köln |
Seitenumfang | 208 |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 2015 |