Abstract
In den letzten Jahrzehnten hat Sport als Mittel der Entwicklungszusammenarbeit auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene erheblichen Zuspruch gefunden. Sport hat den Ruf, die Lebensumstände von marginalisierten Gruppen zu verbessern, indem er nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Bildung, die individuelle und soziale Entwicklung und den Frieden fördert. Über diese positiven Zuschreibungen hinaus gibt es auch Stimmen, die kritische Fragen zur Wirksamkeit des Sports stellen und wie die Effekte des Sports bewiesen werden können. Um Licht in das breite und oft unergründliche Feld von Sport und Entwicklung zu bringen, untersucht diese Studie, welchen Stellenwert Sport im Hinblick auf die Förderung von individueller und sozialer Entwicklung einnimmt und welche Faktoren in Sportprogrammen entscheidend für Erfolg und Misserfolg sind. Zusätzlich generiert diese Studie Wissen über die Herausforderungen, denen Forscher (aus dem Global Norden) bei Untersuchungen von Sportprojekten in komplexen und instabilen Umgebungen gegenüberstehen.
Vier Theorien bilden das theoretische Grundgerüst der Studie. Die Theorie ‚critical left-realism‘ stellt dabei den philosophischen Unterbau dar. Sie hält den Forscher an, die in der Gesellschaft existierenden ungleichen Machtbeziehungen kritisch zu beleuchten, um herauszufinden welchen Einfluss Sport bzw. Sportprojekte realistisch auf individuelle und soziale Entwicklungen haben können. Darauf aufbauend ermöglicht Bronfenbrenners ökosystemische Theorie eine systematische Analyse der Faktoren, die Sportprojekte und deren Teilnehmer/-innen beeinflussen unter Berücksichtigung ihrer wechselseitigen Interaktionen. Das ‚social development model‘ ergänzt die Theorie zur menschlichen Entwicklung und liefert Erklärungsmuster, wie Verhalten geprägt wird. Es gestattet auch zu untersuchen, welche Rolle die Sportprogramme und der Sport an sich dabei spielen. Die ‚theory of (social) change‘ bietet darüber hinaus eine Orientierung, wie Veränderungsprozesse entstehen können. Sie zeigt auf, dass diese nicht linear verlaufen, sondern von vielen einander bedingenden Einflüssen abhängig sind. Damit stellt sie einen flexiblen Ansatz für die Studie dar, Veränderungsprozesse aufzudecken und einzuordnen.
Die Datenerhebung findet über einen Gesamtzeitraum von einem Jahr in vier Sportprojekten im Township Khayelitsha in Südafrika statt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Teilnehmern, Trainern und ihnen nahestehenden Personen sowie auf dem gesellschaftspolitischen Kontext, der das Leben in Khayelitsha prägt. Um der Notwendigkeit einer kultursensiblen und kontextspezifischen Methodik nachzukommen, wird ein ethnographischer Ansatz mit einer Vielzahl von qualitativen und quantitativen Methoden angewandt. Teilnehmende Beobachtung, einschließlich informeller und formeller Gespräche, und allgemeine Feldbeobachtungen sowie Erfahrungen des Forschers werden in Feldnotizen erfasst. Ein semi-strukturierter Interview-Leitfaden wird ebenfalls in dieser Studie verwendet, um detaillierte Informationen zur Bedeutung der Sportprojekte im Leben der Teilnehmer, Trainer und ihnen nahestehenden Personen zu erhalten und erwartete sowie unerwartete Wirkungen aufzudecken.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Sportprojekte den Teilnehmern und Trainern eine Vielzahl von Möglichkeiten bieten, die im Township Khayelitsha ansonsten kaum vorhanden sind. Die Nutzung der unterschiedlichen Angebote führt, mindestens für den Zeitraum der aktiven Teilnahme (bei vielen auch darüber hinaus) zu einer Steigerung ihres Wohlbefindens. Diese positive Veränderung ist nicht nur bei den aktiv Tätigen festzustellen, sondern auch bei vielen der ihnen nahestehenden Personen. Unter anderem liegt dies oftmals an der Gewissheit, dass die Teilnehmer und Trainer gut und sicher im Projekt aufgehoben sind. Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass, wenn die Sportprojekte gewisse Gelingensfaktoren beinhalten, sie bei einigen Personen die Entwicklung von Fähigkeiten und Verhaltensänderungen hervorrufen. Der Sport bzw. die sportliche Betätigung an sich spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Neben diesen projektinternen Faktoren hängen die Effekte stark von den infrastrukturellen, politischen und sozioökonomischen Gegebenheiten in Khayelitsha ab. Diese beeinflussen nicht nur die Sportprojekte und ihre Teilnehmer selbst, sondern sind auch der Rahmen dafür, das im Projekt Erlernte ins „echte“ Leben zu übertragen. Jede Auswirkung über die Mikroebene hinaus ist daher individuell und hängt von der Biographie des Einzelnen, den kontext-spezifischen Umständen und strukturellen Ungleichheiten in Khayelitsha ab. Im Wesentlichen zeigt die Studie, dass Sport dem hohen Anspruch per se ein effektives Mittel zur Förderung von Entwicklungszusammenarbeit zu sein, nicht gerecht wird.
In Bezug auf die Durchführung von Forschung in weniger privilegierten Gebieten und mit marginalisierten Bevölkerungsgruppen zeigen die Ergebnisse dieser Studie, dass die Lebensbedingungen in Khayelitsha auch den Forschungsprozess stark beeinflussen. Die – meistens von westlichen Denkmustern geprägten – Anforderungen können in einem solchen Kontext kaum umgesetzt werden. Weitere Faktoren, die die Durchführung der Studie in Khayelitsha beeinflussen, sind die Strukturen der Sportprojekte sowie der geringe Stellenwert, welcher der Forschung auf allen Ebenen in den Organisationen beigemessen wird. Zusätzlich stellen die ungleichen Machtverhältnisse zwischen Forscher und Studienteilnehmern, die fremde isiXhosa Kultur, dominant vorherrschende Geschlechterideologien sowie Menschenrechtsverletzungen Herausforderungen für den Forscher dar, die den Forschungsprozess beeinflussen und die Interpretation bedingen.
Vier Theorien bilden das theoretische Grundgerüst der Studie. Die Theorie ‚critical left-realism‘ stellt dabei den philosophischen Unterbau dar. Sie hält den Forscher an, die in der Gesellschaft existierenden ungleichen Machtbeziehungen kritisch zu beleuchten, um herauszufinden welchen Einfluss Sport bzw. Sportprojekte realistisch auf individuelle und soziale Entwicklungen haben können. Darauf aufbauend ermöglicht Bronfenbrenners ökosystemische Theorie eine systematische Analyse der Faktoren, die Sportprojekte und deren Teilnehmer/-innen beeinflussen unter Berücksichtigung ihrer wechselseitigen Interaktionen. Das ‚social development model‘ ergänzt die Theorie zur menschlichen Entwicklung und liefert Erklärungsmuster, wie Verhalten geprägt wird. Es gestattet auch zu untersuchen, welche Rolle die Sportprogramme und der Sport an sich dabei spielen. Die ‚theory of (social) change‘ bietet darüber hinaus eine Orientierung, wie Veränderungsprozesse entstehen können. Sie zeigt auf, dass diese nicht linear verlaufen, sondern von vielen einander bedingenden Einflüssen abhängig sind. Damit stellt sie einen flexiblen Ansatz für die Studie dar, Veränderungsprozesse aufzudecken und einzuordnen.
Die Datenerhebung findet über einen Gesamtzeitraum von einem Jahr in vier Sportprojekten im Township Khayelitsha in Südafrika statt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Teilnehmern, Trainern und ihnen nahestehenden Personen sowie auf dem gesellschaftspolitischen Kontext, der das Leben in Khayelitsha prägt. Um der Notwendigkeit einer kultursensiblen und kontextspezifischen Methodik nachzukommen, wird ein ethnographischer Ansatz mit einer Vielzahl von qualitativen und quantitativen Methoden angewandt. Teilnehmende Beobachtung, einschließlich informeller und formeller Gespräche, und allgemeine Feldbeobachtungen sowie Erfahrungen des Forschers werden in Feldnotizen erfasst. Ein semi-strukturierter Interview-Leitfaden wird ebenfalls in dieser Studie verwendet, um detaillierte Informationen zur Bedeutung der Sportprojekte im Leben der Teilnehmer, Trainer und ihnen nahestehenden Personen zu erhalten und erwartete sowie unerwartete Wirkungen aufzudecken.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Sportprojekte den Teilnehmern und Trainern eine Vielzahl von Möglichkeiten bieten, die im Township Khayelitsha ansonsten kaum vorhanden sind. Die Nutzung der unterschiedlichen Angebote führt, mindestens für den Zeitraum der aktiven Teilnahme (bei vielen auch darüber hinaus) zu einer Steigerung ihres Wohlbefindens. Diese positive Veränderung ist nicht nur bei den aktiv Tätigen festzustellen, sondern auch bei vielen der ihnen nahestehenden Personen. Unter anderem liegt dies oftmals an der Gewissheit, dass die Teilnehmer und Trainer gut und sicher im Projekt aufgehoben sind. Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass, wenn die Sportprojekte gewisse Gelingensfaktoren beinhalten, sie bei einigen Personen die Entwicklung von Fähigkeiten und Verhaltensänderungen hervorrufen. Der Sport bzw. die sportliche Betätigung an sich spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Neben diesen projektinternen Faktoren hängen die Effekte stark von den infrastrukturellen, politischen und sozioökonomischen Gegebenheiten in Khayelitsha ab. Diese beeinflussen nicht nur die Sportprojekte und ihre Teilnehmer selbst, sondern sind auch der Rahmen dafür, das im Projekt Erlernte ins „echte“ Leben zu übertragen. Jede Auswirkung über die Mikroebene hinaus ist daher individuell und hängt von der Biographie des Einzelnen, den kontext-spezifischen Umständen und strukturellen Ungleichheiten in Khayelitsha ab. Im Wesentlichen zeigt die Studie, dass Sport dem hohen Anspruch per se ein effektives Mittel zur Förderung von Entwicklungszusammenarbeit zu sein, nicht gerecht wird.
In Bezug auf die Durchführung von Forschung in weniger privilegierten Gebieten und mit marginalisierten Bevölkerungsgruppen zeigen die Ergebnisse dieser Studie, dass die Lebensbedingungen in Khayelitsha auch den Forschungsprozess stark beeinflussen. Die – meistens von westlichen Denkmustern geprägten – Anforderungen können in einem solchen Kontext kaum umgesetzt werden. Weitere Faktoren, die die Durchführung der Studie in Khayelitsha beeinflussen, sind die Strukturen der Sportprojekte sowie der geringe Stellenwert, welcher der Forschung auf allen Ebenen in den Organisationen beigemessen wird. Zusätzlich stellen die ungleichen Machtverhältnisse zwischen Forscher und Studienteilnehmern, die fremde isiXhosa Kultur, dominant vorherrschende Geschlechterideologien sowie Menschenrechtsverletzungen Herausforderungen für den Forscher dar, die den Forschungsprozess beeinflussen und die Interpretation bedingen.
Originalsprache | Englisch |
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Erscheinungsort | Köln |
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Verlag | Deutsche Sporthochschule Köln |
Seitenumfang | 368 |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 19.12.2016 |