Abstract
Die häufigste Therapie für das metastasierte Prostatakarzinom ist die Androgendeprivations-therapie (ADT). Die ADT verlangsamt zwar wirksam den Krankheitsprogress, führt aber häufig zu unerwünschten Nebenwirkungen, wie Beeinträchtigungen von Muskeln, Knochen, Herz-Kreislauf-System und Stoffwechsel, welche die körperliche Fitness beeinträchtigen. Die Abnahme der allgemeinen Leistungsfähigkeit kann durch den Einsatz von Androgenrezeptor-Inhibitoren (ARI) verschlimmert werden. Es ist bekannt, dass körperliche Aktivität diesen negativen Effekten entgegenwirken, sowie Vorteile für die allgemeine Gesundheit und das Krebswachstum bewirken kann. Mögliche Grundlage für diese Effekte von körperlicher Aktivität sind entzündungshemmende Immunreaktionen, welche durch Muskelaktivierung stimuliert werden. Besonders strukturiertes körperliches Training ist mit positiven gesundheitlichen Effekten, wie verbesserter körperlicher Fitness und niedrigeren systemischen Entzündungswerten, assoziiert, jedoch könnten diese durch die systemische Wirkung der ADT beeinflusst werden. Es bleibt zu untersuchen, wie sich die durch körperliche Aktivität und strukturiertes Training ausgelösten physiologischen Anpassungsprozesse während einer ADT verhalten. Ziel dieser Arbeit war es daher, den Zusammenhang von alltäglicher körperlicher Aktivität mit körperlicher Fitness und Immunfunktion in Prostatakrebspatienten unter ADT zu analysieren, sowie Veränderungen von Fitness und Immunfunktion durch eine chronische, strukturierte Trainingsintervention zu untersuchen.
Basierend auf Daten der Eingangstestung einer multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Studie für Männer mit metastasiertem Prostatakrebs unter ADT wurden zwei Querschnittsanalysen durchgeführt. Studie 1 untersuchte in einer multizentrischen Stichprobe (140 Teilnehmer) das Ausmaß subjektiver körperlicher Aktivität und die Einhaltung allgemeiner Aktivitätsvorgaben, sowie den Zusammenhang zwischen subjektiver körperlicher Aktivität und Fitness. In einer Teilstichprobe (27 Teilnehmer) wurde diese Analyse am deutschen Studienstandort in Studie 2 um die Untersuchung des Ausmaßes objektiver körperlicher Aktivität erweitert, sowie die Übereinstimmung mit subjektiv erhobener Aktivität bestimmt. Außerdem wurde der Zusammenhang von objektiver körperlicher Aktivität mit Fitness und Immunparametern analysiert, und in beiden Studien Vergleiche zwischen Teilnehmern mit und ohne ARI in Bezug auf körperliche Aktivität und Fitness durchgeführt. Zusätzlich wurde eine Längsschnittstudie (Studie 3) durchgeführt, die Veränderungen von körperlicher Fitness und Immunparametern in Teilnehmern einer 6-monatigen Trainingsintervention im Vergleich zur Kontrollgruppe untersuchte (19 Teilnehmer; 8 Intervention, 11 Kontrolle).
Die subjektive körperliche Aktivität der Stichprobe lag unterhalb der Aktivitätsvorgaben, die nur 29% der Teilnehmer einhielten, wohingegen die objektive Aktivität wesentlich höher war.
4
Die Übereinstimmung beider Messmethoden war gering. Es bestand ein positiver Zusammenhang zwischen subjektiver moderat-bis-anstrengender Aktivität (MVPA) und maximaler Sauerstoffaufnahme (VO2peak), sowie einer schnelleren Gehzeit bei Männern ohne ARI, nicht aber bei ARI-Nutzern. Die Ergebnisse der objektiven Aktivitätserfassung bestätigten den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Gehzeit, während hingegen VO2peak nur mit leichter Aktivität assoziiert war. Bei der Maximalkraft bestand kein Zusammenhang mit subjektiver Aktivität, während objektiv gemessene leichte Aktivität und MVPA mit einer höheren Unterkörperkraft zusammenhingen. Die Immunanalyse zeigte, dass eine höhere leichte Aktivität mit einer geringeren Monozytenzahl, sowie mehr regulatorischen T-Zellen einhergingen, während eine geringere Schlafdauer mit mehr Neutrophilen zusammenhing.
Nach sechs Monaten strukturiertem Training zeigte die Interventionsgruppe eine Zunahme der Maximalkraft des Unterkörpers, wohingegen die Handgriffkraft in beiden Gruppen anstieg, allerdings mit einem größeren Effekt in der Interventionsgruppe. Keine chronischen Veränderungen wurden bei der aeroben Fitness und den Immunparametern beobachtet, mit Ausnahme eines Anstiegs des Lymphozytenanteils, welcher allerdings keine Unterschiede zwischen den Gruppen zeigte. Was den Effekt der Trainingsdosis betrifft, so war ein höheres Maß an aerobem Training mit einer niedrigeren Anzahl natürlicher Killerzellen verbunden. Insgesamt schwankte die Adhärenz der Trainingsintervention erheblich, wobei die höchste Beteiligung beim Krafttraining festgestellt wurde.
Die Ergebnisse zeigen, dass höhere körperliche Aktivität mit einer verbesserten Fitness, sowie möglichen Reduktionen in ausgewählten entzündungsfördernden Immunzellen bei Männern mit fortgeschrittenem Prostatakrebs verbunden ist. Der Einsatz von ARIs könnte die vorteilhaften Effekte von körperlicher Aktivität abschwächen, obwohl die Ergebnisse hinsichtlich ARI-abhängiger Unterschiede in Aktivitäts- und Fitnesslevel nicht eindeutig sind. Da ältere Menschen mit Krebs viel Zeit mit niedrig-intensiven Aktivitäten verbringen, können subjektive, auf Erinnerungen basierende Messmethoden die Ergebnisse verzerren, weswegen objektive Messmethoden von Vorteil sein könnten. Unabhängig von der Messmethode war das Ausgangsniveau der körperlichen Aktivität, insbesondere die Prävalenz von Krafttraining, bei einigen Teilnehmern niedrig. Im Gegensatz dazu wurde bei der strukturierten Trainingsintervention die höchste Adhärenz beim Krafttraining beobachtet. Daraus kann geschlossen werden, dass Männer mit fortgeschrittenem Prostatakrebs trotz reduzierter Knochen- und Muskelgesundheit ein intensives Krafttrainingsprogramm durchführen können, was wiederum mit Vorteilen für die neuromuskuläre Fitness verbunden ist. In Bezug auf die Immunfunktion zeigte das chronische Trainingsprogramm nur wenige Veränderungen der zirkulierenden Immunparameter, deren Bedeutung für die Immunabwehr gegen Prostatakrebs weiter untersucht werden sollte.
Basierend auf Daten der Eingangstestung einer multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Studie für Männer mit metastasiertem Prostatakrebs unter ADT wurden zwei Querschnittsanalysen durchgeführt. Studie 1 untersuchte in einer multizentrischen Stichprobe (140 Teilnehmer) das Ausmaß subjektiver körperlicher Aktivität und die Einhaltung allgemeiner Aktivitätsvorgaben, sowie den Zusammenhang zwischen subjektiver körperlicher Aktivität und Fitness. In einer Teilstichprobe (27 Teilnehmer) wurde diese Analyse am deutschen Studienstandort in Studie 2 um die Untersuchung des Ausmaßes objektiver körperlicher Aktivität erweitert, sowie die Übereinstimmung mit subjektiv erhobener Aktivität bestimmt. Außerdem wurde der Zusammenhang von objektiver körperlicher Aktivität mit Fitness und Immunparametern analysiert, und in beiden Studien Vergleiche zwischen Teilnehmern mit und ohne ARI in Bezug auf körperliche Aktivität und Fitness durchgeführt. Zusätzlich wurde eine Längsschnittstudie (Studie 3) durchgeführt, die Veränderungen von körperlicher Fitness und Immunparametern in Teilnehmern einer 6-monatigen Trainingsintervention im Vergleich zur Kontrollgruppe untersuchte (19 Teilnehmer; 8 Intervention, 11 Kontrolle).
Die subjektive körperliche Aktivität der Stichprobe lag unterhalb der Aktivitätsvorgaben, die nur 29% der Teilnehmer einhielten, wohingegen die objektive Aktivität wesentlich höher war.
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Die Übereinstimmung beider Messmethoden war gering. Es bestand ein positiver Zusammenhang zwischen subjektiver moderat-bis-anstrengender Aktivität (MVPA) und maximaler Sauerstoffaufnahme (VO2peak), sowie einer schnelleren Gehzeit bei Männern ohne ARI, nicht aber bei ARI-Nutzern. Die Ergebnisse der objektiven Aktivitätserfassung bestätigten den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Gehzeit, während hingegen VO2peak nur mit leichter Aktivität assoziiert war. Bei der Maximalkraft bestand kein Zusammenhang mit subjektiver Aktivität, während objektiv gemessene leichte Aktivität und MVPA mit einer höheren Unterkörperkraft zusammenhingen. Die Immunanalyse zeigte, dass eine höhere leichte Aktivität mit einer geringeren Monozytenzahl, sowie mehr regulatorischen T-Zellen einhergingen, während eine geringere Schlafdauer mit mehr Neutrophilen zusammenhing.
Nach sechs Monaten strukturiertem Training zeigte die Interventionsgruppe eine Zunahme der Maximalkraft des Unterkörpers, wohingegen die Handgriffkraft in beiden Gruppen anstieg, allerdings mit einem größeren Effekt in der Interventionsgruppe. Keine chronischen Veränderungen wurden bei der aeroben Fitness und den Immunparametern beobachtet, mit Ausnahme eines Anstiegs des Lymphozytenanteils, welcher allerdings keine Unterschiede zwischen den Gruppen zeigte. Was den Effekt der Trainingsdosis betrifft, so war ein höheres Maß an aerobem Training mit einer niedrigeren Anzahl natürlicher Killerzellen verbunden. Insgesamt schwankte die Adhärenz der Trainingsintervention erheblich, wobei die höchste Beteiligung beim Krafttraining festgestellt wurde.
Die Ergebnisse zeigen, dass höhere körperliche Aktivität mit einer verbesserten Fitness, sowie möglichen Reduktionen in ausgewählten entzündungsfördernden Immunzellen bei Männern mit fortgeschrittenem Prostatakrebs verbunden ist. Der Einsatz von ARIs könnte die vorteilhaften Effekte von körperlicher Aktivität abschwächen, obwohl die Ergebnisse hinsichtlich ARI-abhängiger Unterschiede in Aktivitäts- und Fitnesslevel nicht eindeutig sind. Da ältere Menschen mit Krebs viel Zeit mit niedrig-intensiven Aktivitäten verbringen, können subjektive, auf Erinnerungen basierende Messmethoden die Ergebnisse verzerren, weswegen objektive Messmethoden von Vorteil sein könnten. Unabhängig von der Messmethode war das Ausgangsniveau der körperlichen Aktivität, insbesondere die Prävalenz von Krafttraining, bei einigen Teilnehmern niedrig. Im Gegensatz dazu wurde bei der strukturierten Trainingsintervention die höchste Adhärenz beim Krafttraining beobachtet. Daraus kann geschlossen werden, dass Männer mit fortgeschrittenem Prostatakrebs trotz reduzierter Knochen- und Muskelgesundheit ein intensives Krafttrainingsprogramm durchführen können, was wiederum mit Vorteilen für die neuromuskuläre Fitness verbunden ist. In Bezug auf die Immunfunktion zeigte das chronische Trainingsprogramm nur wenige Veränderungen der zirkulierenden Immunparameter, deren Bedeutung für die Immunabwehr gegen Prostatakrebs weiter untersucht werden sollte.
Originalsprache | Englisch |
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Erscheinungsort | Köln |
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Verlag | Deutsche Sporthochschule Köln |
Seitenumfang | 183 |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 2024 |