Abstract
Fachlichkeit als zentrale Dimension von Unterricht konstituiert sich über die jeweilige Fachspezifik, die wiederum eingebettet in den historisch gewachsenen und keineswegs unhinterfragten Fächerkanon nicht nur organisationale Funktionen hat, sondern darüber hinaus auch als soziales Phänomen zu betrachten ist (vgl. Huber, 2001). Die Modellierung der Fachlichkeit oszilliert dabei – spätestens seit den großen Vergleichsstudien – zwischen der Herausstellung der Fachspezifik und der Herstellung von Vergleichbarkeit mit anderen Fächern – nicht zuletzt durch die Bemühungen, ein Modell zu finden, das begründet, welche Rolle die einzelnen Fächer für die Allgemeinbildung spielen (vgl. z. B. Baumert, 2002). Geht man mit Baumert davon aus, dass die Schulfächer bestimmte Modi der Weltbegegnung repräsentieren, so wird man feststellen, dass einige Fächer dem Sportunterricht näher sind als andere. Eine Nähe lässt sich auch darüber herstellen – und das deutet der Titel des Arbeitskreises an –, dass manche Fächer ihren zentralen Bezugspunkt in kulturellen Praxen haben und nichtprimär auf wissenschaftliche Disziplinen rekurrieren. Besonders daraus, was in diesen Fächern unter „Praxis“ verstanden wird, ergeben sich Folgen für die Figurationen von Fachlichkeit. Dazu werden zwei andere Fächer (Religion und Musik) herangezogen, deren Argumentationen und Legitimationen denen des Faches Sport ähneln. Es wird analysiert, welche Auffassung von „Praxis“ in den genannten Fächern konstruiert wird, welche Parallelen, aber auch welche Unterschiede es zum sportdidaktischen Diskurs gibt. Es ist vor allem zu diskutieren, welches figurative Verhältnis zwischen der kulturellen Praxis außerhalb der Schule und der Praxis im schulischen Unterricht konstruiert wird. Übergreifend stellt sich das Problem, welches Ziel die Thematisierung der „Praxis“ haben soll. Sollen die Schüler*innen in die jeweilige kulturelle Praxis initiiert werden, an ihr partizipieren oder sich reflexiv von ihr distanzieren können? Um dieses Problem zu bearbeiten, kann man drei Ebenen unterscheiden: die fachdidaktisch-wissenschaftliche, die curriculare in den Lehrplänen und die empirische im realen Unterricht. Der Arbeitskreis wendet sich zunächst der ersten Ebene zu, um grundsätzliche Argumentationsfiguren herauszuarbeiten und zu vergleichen. Der Gewinn der vergleichenden Betrachtung liegt darin, den bisher wenig hinterfragten Praxisbegriff im Fach Sport genauer zu bestimmen und als Ausgangspunkt für fachdidaktische Überlegungen zu reflektieren.
Originalsprache | Deutsch |
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Titel | Figurationen sportpädagogischer Forschung und Lehre : 34. Jahrestagung der dvs-Sektion Sportpädagogik vom 03. Juni - 04. Juni 2021 |
Herausgeber*innen | Vera Volkmann, Peter Frei, Alexander Kranz |
Seitenumfang | 1 |
Erscheinungsort | Hildesheim |
Herausgeber (Verlag) | Universitätsverlag Hildesheim |
Erscheinungsdatum | 06.05.2021 |
Seiten | 28 |
DOIs | |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 06.05.2021 |
Veranstaltung | Jahrestagung der dvs-Sektion Sportpädagogik: Figurationen sportpädagogischer Forschung und Lehre - Online, Hildesheim, Deutschland Dauer: 03.06.2021 → 04.06.2021 Konferenznummer: 34 https://www.uni-hildesheim.de/34-jahrestagung-der-dvs-sektion-sportpaedagogik/ |