Vermittlung im Tennis: Zur Effektivität des Aufschlags im Weltklasse-Tennis: Analysen und Konsequenzen für das Training

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

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Abstract

Ganz egal auf welcher sportlichen Ebene man sich im Tennis bewegt: Jedes Spiel und jeder Ballwechsel werden mit einem Aufschlag begonnen. Dies gilt im Jugend- oder Erwachsenentennis, im Damen- oder Herrenbereich, im Breiten- oder Leistungssport. Demnach kommt dem Aufschlag als Eröffnungsschlag per se eine hohe Bedeutung zu. Zudem ist der Aufschlag der einzige Schlag, der ohne Beeinflussung des Gegenübers und aus einer selbst gewählten Position durchgeführt werden kann. Betrachtet man die Länge der Ballwechsel im modernen (Profi-)Tennis, so sind sowohl bei den Damen als auch bei den Herren knapp 70% der Ballwechsel nach 0-4 erfolgreichen Schlägen beendet, wodurch zusehends die Sonderstellung des Aufschlags deutlich wird, weshalb es nur folgerichtig erscheint, dass der Aufschlag im modernen Tennis als wichtigster Schlag gilt.
Die vorliegende kumulative Dissertationsschrift verfolgt das Ziel, sowohl die historische Entwicklung (und vermeintlich gesteigerte Bedeutung) der Aufschlageffektivität innerhalb der Weltklasse im Damen- und Herrentennis festzuhalten und auszuwerten, als auch diese (möglichen) Entwicklungen direkt gegenüberzustellen und daraus resultierende Erkenntnisse für die jeweilige Praxisvermittlung nutzbar zu machen. Zudem wurde erstmals ein Vergleich innerhalb der jeweiligen Weltklasse anhand einer direkten Gegenüberstellung der Kennzahlen/Parameter der ersten und zweiten Turnierwoche des bedeutendsten Tennisturniers der Welt, den All England Championships von Wimbledon, durchgeführt. Die Studien I und II umfassen alle Herren- bzw. Damen Einzelmatches im Hauptfeld von Wimbledon über einen Zeit-raum von 14 Jahren (2002 bis 2015), Studie III vergleicht die beobachteten geschlechter-spezifischen Entwicklungsunterschiede innerhalb dieses Zeitraumes.
Die Ergebnisse der ersten Untersuchung zeigen, dass sich die Aufschlageffektivität im Verlauf des Untersuchungszeitraumes signifikant verbessert hat und die Serve & Volley Quote signifikant gesunken ist, wobei die Gewinnquote dieser Taktik gleichbleibend erfolgreich geblieben ist. Beim direkten Vergleich innerhalb der Herren Weltklasse konnten ausschließlich signifikante Vorteile im Bereich der Aufschlageffektivität zugunsten der Spieler der zweiten Turnierwoche festgestellt werden, wodurch eine gesteigerte Bedeutung der Aufschlageffektivität für den Titelgewinn auf dem höchsten Level im professionellen Tennis gefolgert werden kann. Die Ergebnisse der zweiten Untersuchung deuten auf eine Entwicklung in Richtung einer breiteren Weltspitze im Damentennis hin. Ähnlich wie im Herrenbereich, konnten auch im Damenbereich signifikante Verbesserungen bezüglich der Aufschlageffektivität im Verlauf des Untersuchungszeitraumes festgestellt werden, wobei die Veränderungen innerhalb der ersten Turnierwoche stattgefunden haben. Im Rahmen der dritten Untersuchung sind ausschließlich geschlechterspezifische Entwicklungsunterschiede zugunsten der Herren gegenüber den Damen beobachtet worden. Die Ergebnisse zeigen signifikante Vorteile bezüglich der Qualität der 2. Aufschläge bzw. der Doppelfehleranzahl. In keinem untersuchten Parameter konnte ein Entwicklungsvorteil, signifikant oder nicht, zugunsten der Damen festgehalten werden.
Das Vorhandensein von Zahlen und Statistiken als festem Bestandteil sowohl der Berichterstattung, aber auch der Matchanalyse bzw. der Trainingsvorbereitung im professionellen Tennis, ermöglicht Zuschauer*innen einen tieferen Einblick in die Sportart, Spieler*innen und Trainer*innen eine gezielte Analyse des eigenen Spieles bzw. der eigenen (und folgerichtig auch gegnerischen) Stärken und Schwächen und Wissenschaftler*innen eine gezielte Auseinandersetzung mit Entwicklungen bzw. der Evaluation des Tennissports bzw. des modernen Sportes generell. Mit Blick auf den Transfer der Ergebnisse dieser Doktorarbeit, erscheinen sowohl die im Rahmen der Langzeituntersuchung beobachteten deskriptiven Prozentwerte der untersuchten Parameter, als auch (prüf-) statistisch signifikanten Haupterkenntnisse als wertvoll. Folgerichtig lassen sich aus den Ergebnissen der Studie I Richtwerte und Orientierungen für die Vermittlung im Leistungs- bzw. Profitennis der Herren ableiten, während sich aus den Ergebnissen der Studie II Richtwerte und Orientierungen für die Vermittlung im Leistungs- bzw. Profitennis der Damen ableiten lassen (vgl. Kapitel 4.2). Der geschlechterspezifische Vergleich im Rahmen von Studie III lässt auf Entwick-lungsdefizite im Bereich des 2. Aufschlages im Damenbereich rückschließen, wodurch eine veränderte Trainingsweise oder Schwerpunktsetzung zu hinterfragen ist.
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang89
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2022

Zitation