Vororientierung als leistungsrelevanter Parameter im Sportspiel Fußball

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

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Abstract

Spielsituationen adäquat wahrzunehmen, nimmt im Fußball eine zentrale Rolle ein.
Die zahlreichen Aktionen 22 interagierender Spieler erfordern eine stetige
Vororientierung auf dem Spielfeld, um Kenntnis über die Positionierung und
Bewegungen von Mit- und Gegenspielern zu erlangen. Fußballspieler müssen ihren
Kopf zwecks Vororientierung drehen, um Handlungsmöglichkeiten (Affordances)
wahrzunehmen und ihre Handlungen auf Basis der erhaltenen Informationen
auszurichten. Mithilfe der visuellen Wahrnehmung des Spielgeschehens und dem
frühzeitigen Erkennen zweckmäßiger Affordances lässt sich ein Aktionsvorsprung
gegenüber Gegenspielern generieren und die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Aktion
mit dem Ball erhöhen. Die bisherige Erforschung visueller Wahrnehmungsprozesse
erfolgte primär in Laborsettings. Der in diesem Zuge unzureichend berücksichtigten
Kopplung von Wahrnehmung und fußballspezifischer Aktion kann mittels
Durchführung von Feldstudien entgegengewirkt werden. Die theoretische Grundlage
für die Erforschung der Vororientierung in der so genannten realen Welt liefert der
ökologische Ansatz zur visuellen Wahrnehmung von James J. Gibson. Das Ziel der im
Rahmen dieser Dissertation durchgeführten Feldstudien bestand darin, die Relevanz
der Vororientierung im Sportspiel Fußball tiefergehend zu erforschen und
insbesondere den Zusammenhang zwischen der Vororientierung von Fußballspielern
und ihrer Leistung zu ergründen sowie leistungsrelevante Kontextfaktoren zu
identifizieren. In die Analyse flossen Spiele der UEFA-U17- und UEFA-U19-
Europameisterschaft 2018 sowie der UEFA-U17- und UEFA-U21-
Europameisterschaft 2019 ein. Es konnte gezeigt werden, dass Spieler mit einer
häufigeren Vororientierung den Ball eher in einer offenen oder halboffenen als in einer
geschlossenen Körperstellung annahmen und ihr Passspiel erfolgreicher gestalteten.
Unter geringerem Gegnerdruck orientierten sich Spieler häufiger vor. Spieler in
zentralen Positionen orientierten sich zudem häufiger vor als Spieler in äußeren
Spielfeldzonen. Des Weiteren deutet die Analyse auf altersspezifische Unterschiede
hinsichtlich Häufigkeit und Timing der Vororientierung hin. Im Hinblick auf die
Kopfbewegungsrichtung ist herauszustellen, dass Spieler, die sich in eine bestimmte
Richtung – zum Beispiel nach rechts – vororientierten, den Ball in der Folge eher mit
dem korrespondierenden rechten Fuß annahmen und das Spiel eher in die rechte
Spielrichtung fortsetzten. Im Allgemeinen ließ sich ein positiver Zusammenhang
zwischen der Vororientierung von Fußballspielern und ihrer Leistung feststellen, wobei

eine zielführende Analyse der Berücksichtigung diverser Kontextvariablen bedarf. In
zukünftiger Forschung zu beachtende potenzielle Limitationen sowie Implikationen für
verschiedene Akteure werden zum Abschluss der Dissertation aufgezeigt und
diskutiert.


OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang30
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2024

Zitation