Wahrgenommene Anforderungen im Sportlehramt: Ein Vergleich von Sportlehrkräften in unterschiedlichen Berufsphasen

Studien haben gezeigt, dass ein bedeutsamer Teil (angehender) Sportlehrkräfte häufig Stress erlebt (Schäfer et al., 2019). Typische Anforderungen sind insbesondere curriculare Vorgaben und räumliche/ materielle Bedingungen (von Haaren-Mack et al., 2020). Inwiefern sich das Auftreten typischer Anforderungen bei Sportlehrkräften unterschiedlicher Berufsphasen unterscheidet, wurde bisher nicht untersucht. Daher war das Ziel dieser Untersuchung, Sportlehramtsstudierende, Sportreferendar*innen und Sportlehrkräfte in Bezug auf ihre Wahrnehmung von Anforderungen im Sportunterricht miteinander zu vergleichen. An der Querschnittsbefragung nahmen 255 Sportlehramtsstudierende (Alter: M = 21.65, SD = 0.50), 117 Sportreferendar*innen (Alter: M = 28.53, SD = 2.78) und 351 Sportlehrkräfte (Alter: M = 42.43, SD = 11.02) teil. Die Auftretenshäufigkeit beruflicher Anforderungen wurde anhand des Fragebogens „Arbeitsbelastungen im Sportlehrerberuf“ (Heim & Klimek, 1999) erhoben und ergänzt durch zwei Single-Items (Lärm, Heterogenität der Schüler*innen). Varianzanalysen zeigen, dass die Berufsphasen sich signifikant unterschieden in der wahrgenommenen Auftretenshäufigkeit von Lärm (F(2, 720) = 15.70, p < .001, η2 = .04), Heterogenität der Schüler*innen (F(2, 720) = 8.13, p < .001, η2 = .02), Disziplinproblemen der Schüler*innen (F(2, 720) = 88.24, p < .001, η2 = .20), räumlichen/materiellen Bedingungen (F(2, 720) = 28.81, p < .001, η2 = .07), fehlender Motivation der Schüler*innen (F(2, 720) = 236.16, p < .001, η2 = .40), Kollegiumsproblemen (F(2, 720) = 21.51, p < .001, η2 = .06) und körperlicher Beanspruchung (F(2, 720) = 5.28, p = .005, η2 = .01). Es konnte kein Unterschied für curriculare Vorgaben gefunden werden (F(2, 720) = 2.08, p = .125, η2 = .01). Post-hoc-Analysen zeigen, dass Sportlehrkräfte Lärm, Heterogenität der Schüler*innen und körperliche Beanspruchung signifikant häufiger wahrnehmen als Sportlehramtsstudierende und Referendar*innen. Die anderen Anforderungen werden von Sportlehramtsstudierenden signifikant häufiger wahrgenommen als von Sportlehrkräften und Referendar*innen. Außerdem nehmen Sportlehrkräfte Disziplinprobleme der Schüler*innen und räumliche/materielle Bedingungen signifikant häufiger wahr als Referendar*innen. Somit gibt es Unterschiede zwischen Sportlehrkräften unterschiedlicher Berufsphasen in der wahrgenommenen Auftretenshäufigkeit von Anforderungen. Die hohen Werte der Sportlehrkräfte für Lärm und körperliche Beanspruchung sind in Einklang mit bisherigen Studien (Greier et al., 2009; Miethling & Sohnsmeyer, 2009) und könnten auf das höhere Alter zurückgeführt werden. Obwohl Referendar*innen üblicherweise mehr Stress erleben (Schäfer et al., 2019), nehmen sie die Anforderungen seltener wahr als Sportlehrkräfte und Sportlehramtsstudierende. Dies könnte damit zusammenhängen, dass sie für den Umgang mit unterrichtlichen Anforderungen gut ausgebildet sind, zusätzliche Belastungen (z.B. Unterrichtsbesuche) in dieser Studie jedoch nicht erfasst wurden. Die teils höheren Werte der Sportlehramtsstudierenden können mit ihrer geringeren Berufserfahrung erklärt werden (Kelchtermans & Ballet, 2002).