Wechselwirkung von Ernährung, Hormonsystem und körperliche Aktivität auf die Skelettmuskeladaptation: Fokus Schilddrüse

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

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Abstract

Etwa 3 - 8 % der europäischen Bevölkerung leiden an einer Hypothyreose. Hierbei kann zwischen den beiden Formen der manifesten und der subklinischen Hypothyreose (sHT) unterschieden werden. Die Symptome der Erkrankung reichen von einer unkontrollierten Gewichtszunahme, über Muskelschmerzen, Kälteintoleranz, und Antriebsarmut zu Obstipation, Bradykardie und Depressionen. Darüber hinaus wird die Hypothyreose mit einer reduzierten Lebensqualität (QoL) und einer erhöhten Mortalität in Verbindung gebracht. Bei der manifesten Hypothyreose wie auch der sHT mit TSH Werten über 10,0 mU/l erfolgt klassischerweise eine Behandlung mit dem Wirkstoff Levothyroxin (L-T4). Die Behandlung einer sHT bei TSH Werten zwischen 5 und 9 mU/l erfolgt in Abhängigkeit vom Alter, den Beschwerden oder dem Vorhandensein kardiovaskulärer Risikofaktoren. Der Großteil der Patienten berichten jedoch, trotz Behandlung mit L-T4, von bestehenden Symptomen und einer reduzierten QoL. Darüber hinaus zeigen Patienten mit einer Hypothyreose deutliche Leistungseinschränkungen bei sportlicher Aktivität. Aus diesem Grund besteht Notwendigkeit der Entwicklung einer ergänzenden bzw. alternativen Therapiemaßnahme.
Unter Berücksichtigung der Problematik einer oftmals nicht zufriedenstellenden Therapie der Hypothyreose, sollen in dieser Dissertation erstmalig Ansätze für ergänzende bzw. alternative Behandlungsmaßnahmen erarbeitet werden. Interventionen auf ernährungs- und sporttherapeutischer Ebene scheinen hierbei vielversprechende Ansatzmöglichkeiten zu sein. Im Rahmen von vier Publikationen wird zum einen untersucht welchen Einfluss Ernährungsmodifikationen und körperliche Aktivität auf die Schilddrüsenfunktion haben, und zum anderen, inwiefern L-T4 die körperliche Leistungsfähigkeit und die gesundheitsbezogene QoL beeinflussen kann.
Es konnte gezeigt werden, dass Interventionen auf Bewegungs- oder Ernährungsebene das Potential haben, die QoL der Patienten zu verbessern. So konnten beispielsweise durch eine Kalorienrestriktion oder Intervallfasten zwar keine Veränderungen der Schilddrüsenfunktion, jedoch eine Verbesserung Hypothyreose spezifischer ungünstiger Begleiterscheinungen gezeigt werden. Die Forschungslücke hinsichtlich ernährungsspezifischer Interventionen ist jedoch groß. Zum jetzigen Zeitpunkt können lediglich Tendenzen, jedoch keine eindeutigen Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Ebenso kann eine Ausdauertrainings- intervention die QoL wie auch die Entstehung ungünstiger Begleiterscheinungen einer Hypothyreose (z. B. Übergewicht oder ein ungünstiges Lipidprofil) von sHT-Patienten positiv beeinflussen. Es konnten Hinweise identifiziert werden, dass eine Ausdauertrainings- intervention dazu beitragen könnte die Stoffwechselaktivität auch bei niedrigeren Schilddrüsenhormonkonzentrationen (im Vergleich zum Zeitpunkt vor der Intervention) zu steigern. Die klinische Relevanz des Effektes gilt es jedoch in zukünftigen Forschungsprojekten zu überprüfen. Darüber hinaus stellt die Behandlung mit L-T4 eine geeignete Strategie dar, um Leistungseinschränkungen vor allem im Kraft- und Ausdauerbereich bei Patienten mit einer sHT zu kompensieren. Ob durch eine alleinige L-T4 Behandlung ein „gesundes“ Leistungsniveau erzielt werden kann, ist allerdings noch unklar. Die Identifikation von Maßnahmen, welche die QoL der Patienten weiter – auf ein gesundes Niveau – steigern können, sollte Gegenstand zukünftiger Forschung sein. Die im Rahmen dieser Promotion durchgeführten Untersuchungen liefern hierfür wertvolle Ansatzpunkte.
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang65
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2023

Zitation