Abstract
Die vorliegende Arbeit leistet einen Beitrag (1) zur Verortung des Forschungsfeldes ‚Sport für Entwicklung‘ (SfE), (2) zur Positionierung von Forschenden im Themenfeld und (3) zur Dokumentation der deutschen sportbezogenen Maßnahmen in der Entwick-lungszusammenarbeit (EZ).
Die Dokumentation der sportbezogenen Maßnahmen in Deutschland verdeutlicht, dass ‚der Sport‘ in der deutschen EZ zwar früh Einzug gehalten hat, dies international jedoch aufgrund bislang fehlender Dokumentationen kaum bekannt ist. Erstmalig werden die deutschen Bemühungen ab ihren Anfängen in den 1970er Jahren bis heute, inklusive inhaltlicher Schwerpunkte und Akteurskonstellationen, abgebildet. Die Betrachtung der SfE-Maßnahmen der Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) vor dem Hintergrund pädagogischer und sportwissenschaftlicher Ansätze und Erklärungs-modelle zeigt, dass v.a. inhaltliche und funktionslogische Überschneidungen zur Erleb-nispädagogik existieren. Zudem wird deutlich, dass die Zusammenarbeit mit Akteur*in-nen aus dem Sport maßgeblichen Einfluss auf die inhaltliche Ausgestaltung hat. Aus ei-ner terminologischen Reflexion resultiert, dass unklar bleibt, wie viele entwicklungsspe-zifische Inhalte Teil der SfE-Maßnahmen sind und ob eher eine Entwicklung des Sports (Sportförderung) nach dem Sport-für-Alle-Prinzip und durch den Ausbau von Infrastruk-tur stattfindet.
Zur Untersuchung von Evaluationsaktivitäten und Akteursstrukturen im allgemeinen EZ-Kontext, im Kontext SfE sowie im Kontext der wissenschaftlichen Begleitung des Sektor-vorhabens SfE der GIZ als evaluationspraktisches Beispiel wird eine Perspektive aus der Evaluationsforschung gewählt. Durch die Betrachtung der drei Kontexte mittels aufge-stellter Untersuchungskriterien zu den Evaluationsaktivitäten (Definitionen, Ansätze, Funktionen, Qualität) und den Akteursstrukturen (Bestimmung von beteiligten Stake-holdern, Rollen und Rollenverteilungen) wird deutlich, wie ‚wissenschaftlich‘ bzw. ‚an-wendungsorientiert‘ das Forschungsfeld gestaltet und wie dies durch beteiligte Ak-teur*innen beeinflusst ist. Das genutzte Modell arbeitet u.a. definitorische Schwächen, einen verwirrenden Theoretisierungsprozess (‚jede*r nutzt was er*sie kennt‘), einen
Kurzfassung
Mangel an Evaluationen zur Qualitätssicherung (Meta-Evaluationen) und ex-post-Evalu-ationen sowie Herausforderungen im Hinblick auf die Evaluation von Wirkungen und Nachhaltigkeit und damit verbundene Einflussfaktoren (Organisation/intern, Um-welt/extern) heraus. Auch Problematiken bzgl. unterschiedlicher oder einseitiger Funk-tionszuschreibungen sowie auf eingebundene Stakeholder werden ersichtlich. Der Fo-kus auf die Qualitätssicherung von Evaluationen und die damit einhergehende Nutzung der Evaluationsstandards verdeutlichen Missstände im allgemeinen und sportbezoge-nen EZ-Kontext, v.a. auch, was die Partizipation von Beteiligten und die Unabhängigkeit von Evaluierenden anbelangt. Durch die Betrachtung aus der Perspektive der Evalua-tionsforschung wird zwar deutlich, dass im SfE-Kontext weit mehr Evaluationsforschung betrieben als deklariert wird, allerdings stößt das Modell auch an Grenzen, bspw. sind klare Typisierungen von Studien nicht immer möglich.
Resultierend aus den Ergebnissen kommt die Autorin zu dem Schluss, dass sich das For-schungsfeld aus dem Spannungsverhältnis zwischen Verwissenschaftlichung und An-wendungsorientierung nur dann lösen kann, wenn Veränderungen sowohl auf Seiten der Forschenden als auch auf Seite der (staatlichen) EZ-Akteur*innen stattfinden. Eine Weiterentwicklung ist möglich, wenn es gelingt, sich von einem multidisziplinären zu ei-nem interdisziplinären Forschungsfeld zu entwickeln. Um dies zu erreichen, müssen sich SfE-Forschende aus ihrer disziplinären Isolation lösen und damit anders positionieren: Sie müssen eine gemeinsame Sprache (v.a. bzgl. Definitionen) und gemeinsame Prob-lemsichten (Orientierung an den SDGs) finden, und durch den Blick in andere For-schungs- und Evaluationsbereiche (v.a. in die allgemeine EZ) theoretische Ansätze und Methoden vereinheitlichen. Im Hinblick auf die EZ-Akteur*innen bedeutet dies, dass Evaluation sich wünschenswerterweise freier und flexibler gestalten ließe und sich da-mit aus der ‚Zwangsjacke der Auftraggeberwünsche‘ befreit. Schlussendlich kann das Forschungsfeld jedoch nur dann Bestand haben, wenn sich stabilere, nachhaltige Finan-zierungsstrukturen entwickeln, die bislang weder über das EZ- noch über das Hochschul-system gegeben sind. Optimistisch kann in beiden Fällen mit der Nachhaltigkeitsagenda argumentiert werden, die auf beide Systeme auch künftig einen großen Einfluss haben wird und i.R. derer Zielerreichung der Sport eine umfangreiche Rolle spielen kann.
Die Dokumentation der sportbezogenen Maßnahmen in Deutschland verdeutlicht, dass ‚der Sport‘ in der deutschen EZ zwar früh Einzug gehalten hat, dies international jedoch aufgrund bislang fehlender Dokumentationen kaum bekannt ist. Erstmalig werden die deutschen Bemühungen ab ihren Anfängen in den 1970er Jahren bis heute, inklusive inhaltlicher Schwerpunkte und Akteurskonstellationen, abgebildet. Die Betrachtung der SfE-Maßnahmen der Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) vor dem Hintergrund pädagogischer und sportwissenschaftlicher Ansätze und Erklärungs-modelle zeigt, dass v.a. inhaltliche und funktionslogische Überschneidungen zur Erleb-nispädagogik existieren. Zudem wird deutlich, dass die Zusammenarbeit mit Akteur*in-nen aus dem Sport maßgeblichen Einfluss auf die inhaltliche Ausgestaltung hat. Aus ei-ner terminologischen Reflexion resultiert, dass unklar bleibt, wie viele entwicklungsspe-zifische Inhalte Teil der SfE-Maßnahmen sind und ob eher eine Entwicklung des Sports (Sportförderung) nach dem Sport-für-Alle-Prinzip und durch den Ausbau von Infrastruk-tur stattfindet.
Zur Untersuchung von Evaluationsaktivitäten und Akteursstrukturen im allgemeinen EZ-Kontext, im Kontext SfE sowie im Kontext der wissenschaftlichen Begleitung des Sektor-vorhabens SfE der GIZ als evaluationspraktisches Beispiel wird eine Perspektive aus der Evaluationsforschung gewählt. Durch die Betrachtung der drei Kontexte mittels aufge-stellter Untersuchungskriterien zu den Evaluationsaktivitäten (Definitionen, Ansätze, Funktionen, Qualität) und den Akteursstrukturen (Bestimmung von beteiligten Stake-holdern, Rollen und Rollenverteilungen) wird deutlich, wie ‚wissenschaftlich‘ bzw. ‚an-wendungsorientiert‘ das Forschungsfeld gestaltet und wie dies durch beteiligte Ak-teur*innen beeinflusst ist. Das genutzte Modell arbeitet u.a. definitorische Schwächen, einen verwirrenden Theoretisierungsprozess (‚jede*r nutzt was er*sie kennt‘), einen
Kurzfassung
Mangel an Evaluationen zur Qualitätssicherung (Meta-Evaluationen) und ex-post-Evalu-ationen sowie Herausforderungen im Hinblick auf die Evaluation von Wirkungen und Nachhaltigkeit und damit verbundene Einflussfaktoren (Organisation/intern, Um-welt/extern) heraus. Auch Problematiken bzgl. unterschiedlicher oder einseitiger Funk-tionszuschreibungen sowie auf eingebundene Stakeholder werden ersichtlich. Der Fo-kus auf die Qualitätssicherung von Evaluationen und die damit einhergehende Nutzung der Evaluationsstandards verdeutlichen Missstände im allgemeinen und sportbezoge-nen EZ-Kontext, v.a. auch, was die Partizipation von Beteiligten und die Unabhängigkeit von Evaluierenden anbelangt. Durch die Betrachtung aus der Perspektive der Evalua-tionsforschung wird zwar deutlich, dass im SfE-Kontext weit mehr Evaluationsforschung betrieben als deklariert wird, allerdings stößt das Modell auch an Grenzen, bspw. sind klare Typisierungen von Studien nicht immer möglich.
Resultierend aus den Ergebnissen kommt die Autorin zu dem Schluss, dass sich das For-schungsfeld aus dem Spannungsverhältnis zwischen Verwissenschaftlichung und An-wendungsorientierung nur dann lösen kann, wenn Veränderungen sowohl auf Seiten der Forschenden als auch auf Seite der (staatlichen) EZ-Akteur*innen stattfinden. Eine Weiterentwicklung ist möglich, wenn es gelingt, sich von einem multidisziplinären zu ei-nem interdisziplinären Forschungsfeld zu entwickeln. Um dies zu erreichen, müssen sich SfE-Forschende aus ihrer disziplinären Isolation lösen und damit anders positionieren: Sie müssen eine gemeinsame Sprache (v.a. bzgl. Definitionen) und gemeinsame Prob-lemsichten (Orientierung an den SDGs) finden, und durch den Blick in andere For-schungs- und Evaluationsbereiche (v.a. in die allgemeine EZ) theoretische Ansätze und Methoden vereinheitlichen. Im Hinblick auf die EZ-Akteur*innen bedeutet dies, dass Evaluation sich wünschenswerterweise freier und flexibler gestalten ließe und sich da-mit aus der ‚Zwangsjacke der Auftraggeberwünsche‘ befreit. Schlussendlich kann das Forschungsfeld jedoch nur dann Bestand haben, wenn sich stabilere, nachhaltige Finan-zierungsstrukturen entwickeln, die bislang weder über das EZ- noch über das Hochschul-system gegeben sind. Optimistisch kann in beiden Fällen mit der Nachhaltigkeitsagenda argumentiert werden, die auf beide Systeme auch künftig einen großen Einfluss haben wird und i.R. derer Zielerreichung der Sport eine umfangreiche Rolle spielen kann.
Originalsprache | Deutsch |
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Erscheinungsort | Köln |
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Verlag | Deutsche Sporthochschule Köln |
Seitenumfang | 320 |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 2022 |