Anfeindungen, Ausschreitungen und Randale: Immer wieder kommt es im Rahmen von Rivalitäten im Teamsport zu negativen Begleiterscheinungen. Im Projekt „Rivalität und Fan-Aggressionen“ wird untersucht, inwiefern Kommunikationsstrategien dabei helfen können, aggressive Verhaltenstendenzen seitens rivalisierender Fans zu reduzieren.
In einem ersten Schritt wurden dazu verschiedene kommunikative Ansätze identifiziert. Aus der Praxis stammt dabei der Versuch, die Rivalität öffentlich herunterzuspielen. Häufig tätigen Verantwortliche Aussagen wie „Das Derby ist kein Krieg“ oder „Ein Sieg gibt auch nur drei Punkte“, ohne jedoch zu wissen, wie derartige Botschaften wirken. Basierend auf Erkenntnissen der Sozialpsychologie entwickelte das Forscherteam einen alternativen Ansatz, der mit dem Label „duale Identität“ versehen ist. Die entsprechenden Botschaften betonen die Besonderheiten beider rivalisierender Klubs, um der Wichtigkeit der Rivalität in den Augen der Fans gerecht zu werden. Gleichzeitig enthalten die Botschaften aber Gemeinsamkeiten beider Rivalen auf einer übergeordneten Ebene. So mögen Dortmunder und Schalker zwar verschieden sein, trotzdem stehen beide Lager auch für das Ruhrgebiet, ähnlich wie Nürnberger und Fürther, die beide Franken repräsentieren.
In Zusammenarbeit mit mehreren Bundesligisten wurden in experimentellen Studien über 4.000 Fans befragt, unter anderem von Eintracht Braunschweig, Hannover 96, dem 1. FC Nürnberg, Borussia Dortmund und Fortuna Köln.
Die Ergebnisse lassen erste Schlüsse zu. Der Ansatz, Rivalität herunterzuspielen, ist die schlechteste Wahl – er macht Fans sogar noch aggressiver als gar nichts zu sagen. Probanden, die ein beschwichtigendes Statement gelesen hatten, wiesen signifikant höhere aggressive Verhaltenstendenzen auf als Probanden in einer Kontrollgruppe, die gar kein Statement des Klubs gelesen hatten. Die Klubs machen in der Praxis folglich mitunter genau das Falsche. Durch das Herunterspielen lösen sie bei ihren Anhängern sogenannte psychologische Reaktanz aus – Widerstand gegen einen wahrgenommenen Beeinflussungsdruck. Da Rivalität ein wichtiger Teil der Fan-Identität ist, reagierten Fans verärgert, wenn das nicht gewürdigt wird.
Am besten schneidet die Strategie der „dualen Identität“ ab. Fußballfans, die ein entsprechendes Statement gelesen hatten, wiesen signifikant geringere aggressive Verhaltenstendenzen auf als solche Fans, die ein beschwichtigendes bzw. gar kein Statement erhalten hatten.