Abstract
Da das menschliche Sehen sensitiver für räumliche als für zeitliche Aspekte ist (Recanzone, 2009),
sollten sich Reduzierungen des visuellen Informationsgehalts bei Interzeptionsaufgaben – wie z. B.
beim Fangen eines Balls – insbesondere auf die räumliche und weniger auf die zeitliche Genauigkeit
auswirken. Um diese Vorhersage zu testen, führten 42 Probanden eine manuelle Interzeptionsaufgabe
auf einem großen Touchscreen aus. Den Probanden wurde ein weißer Kreis (Durchmesser: 4, 9 cm)
präsentiert, der einen Ball symbolisierte und der sich in einer Parabelflugkurve über einen schwarzen
Hintergrund bewegte. Bevor der Ball eine weiße Grundlinie kreuzte, wurde der Ball okkludiert und die
Probanden mussten den Zeitpunkt und den Ort des Kreuzens abschätzen, indem sie mit ihrem dominanten Zeigefinger zur richtigen Zeit an die richtige Stelle auf der Linie drückten (Interzeption). Der
visuelle Informationsgehalt wurde manipuliert, indem der Ball in fünf Schritten systematisch unschärfer
gemacht wurde (fünf Bedingungen). Das gesamte Experiment umfasste 270 randomisierte Trials mit
variierenden Trajektorien, Geschwindigkeiten, Okklusionszeiten, Richtungen und Unschärfegraden und
dauerte inklusive Instruktionen, Sehtest (Voraussetzung zur Teilnahme) und Fragebogen etwa eine
Stunde. Multilevel-Modelle zeigten, dass sich der räumliche variable Fehler (Streuung) mit steigender
Unschärfe signifikant vergrößerte (p < .001). Unerwarteterweise änderte sich der zeitliche variable Fehler in ähnlicher Weise (p < .001), während der zeitliche konstante Fehler (Mittelwert) mit steigender Unschärfe abnahm (p < .001). Eine mögliche Erklärung könnte damit zusammenhängen, dass das Weichzeichnen des Balles gleichzeitig mit einer Änderung im Kontrastwert und in der Größe des Balls einherging. Um zu kontrollieren, ob diese unerwarteten Effekte möglicherweise durch die Größenänderung
beeinflusst wurden und um zu untersuchen, ob Kontraständerungen die Effekte von Unschärfe erklären
können, wurde ein zweites Experiment durchgeführt. Anstelle von Unschärfe wurde der Kontrastwert
des Balls im Vergleich zum schwarzen Hintergrund manipuliert, um den visuellen Informationsgehalt zu
manipulieren, ohne die Größe des Objekts zu ändern. Im Gegensatz zum ersten Experiment gab es
keinen Effekt auf die räumliche Genauigkeit, allerdings einen signifikanten wenn auch unsystematischen
Effekt auf den zeitlichen variablen Fehler (p < .007) (die Reaktionen der Teilnehmer waren nur für den
zweitniedrigsten Kontrast unpräziser). Die Ergebnisse des ersten Experiments scheinen nicht durch die
konfundierenden Kontraständerungen erklärt werden zu können. Anders als vorhergesagt, deuten die
Ergebnisse beider Experimente darauf hin, dass Manipulationen des visuellen Informationsgehalts auch
die zeitliche Genauigkeit einer motorischen Reaktion beeinflussen können. Die räumliche Genauigkeit
scheint von Änderungen des Kontrasts unabhängig zu sein, wird allerdings durch Unschärfe verringert.
Original language | German |
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Title of host publication | Zukunft der Sportpsychologie : zwischen Verstehen und Evidenz; Book of Abstracts ; virtuelle Online-Tagung ; 52. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie 21. bis 23. Mai 2020, Salzburg |
Editors | Günther Amesberger, Sabine Würth, Thomas Finkenzeller |
Number of pages | 1 |
Place of Publication | Salzburg |
Publisher | Universität Salzburg |
Publication date | 2020 |
Pages | 156 |
Publication status | Published - 2020 |
Event | Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie: Zukunft der Sportpsychologie - Salzburg, Austria Duration: 21.05.2020 → 23.05.2020 Conference number: 52 |