TY - BOOK
T1 - Der Einfluss von Gleichgewicht auf kognitive Fähigkeiten von Grundschulkindern
AU - Lobert, Ann-Kathrin
PY - 2024
Y1 - 2024
N2 - Macht Bewegung wirklich schlau? Dieser Frage widmen sich ein interdisziplinäres For-schungsfeld und zahlreiche positive Befunde zeigen, dass Bewegung nicht per se schlau macht, aber dass bestimmte Bedingungen durchaus fördernde Effekte besitzen (Jansen & Richter, 2016). Aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse über die lernför-derliche Wirkung von Bewegung, erhielt das Thema Bewegung mehr Aufmerksamkeit im deutschen Bildungssystem. Der Großteil der bisherigen Forschung wurde allerdings außerhalb des Schulsettings durchgeführt, sodass die positiven Ergebnisse nicht auf ein komplexes Feld wie Schule übertragen werden können. An dieser Stelle setzt diese Arbeit an. Ziel war es, Bedingungen in Grundschule zu identifizieren unter denen Be-wegung kognitionsfördernde Potentiale besitzt.Die Dissertation entstand im Projekt Abenteuer Bewegung. Ziel des Projektes ist die bewegungsbasierte Förderung von Kindern. Im Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule in Köln (DSHS) wurde ein Bewegungskonzept entwickelt, das eine ganzheitliche Förderung von Kindern in der Grundschule fokussiert (Memmert et al., 2017 a,b; Memmert et al., 2020 a,b). Auf Grundlage des Bewegungskonzeptes wurde der Einfluss eines Gleichgewichtstrainings auf verschiedene kognitive Fähigkeiten im Grundschulalter untersucht. Das Gleichgewicht ist unabdingbar für die Ausführung jeg-licher Alltagsaktivitäten sowie sportspezifische Bewegungen und spielt im mittleren Kin-desalter eine zentrale Rolle in der motorischen Entwicklung (Hirtz, 200; Golle et al., 2019). Korrelationsstudien und gemeinsame neuronale Korrelate verweisen auf Zusam-menhänge der Gleichgewichtsfähigkeit mit verschiedenen kognitiven Fähigkeiten: den Exekutiven Funktionen, der Mentalen Rotationsfähigkeit und dem Gedächtnis. Interven-tionsstudien verweisen auf Effekte koordinativ anspruchsvoller Interventionen auf diese Fähigkeiten. Folglich wurde nun der Effekt des Gleichgewichtes auf die genannten kog-nitiven Fähigkeiten untersucht. Insgesamt werden drei Studien präsentiert.In der ersten und zweiten Studie wurden im Rahmen eines quasi experimentellen De-signs mit Interventions- und Kontrollgruppe zwei gleichgewichtsbasierte Interventions-studien im Sportunterricht verschiedener Grundschulen durchgeführt. Im Fokus standen dabei die Auswirkung eines Gleichgewichtstrainings auf die Exekutiven Funktionen, die Mentale Rotationsfähigkeit sowie die Motorische Selbstwirksamkeit. Die Befunde zei-gen keine Effekte eines Gleichgewichtstrainings im Sportunterricht bezogen auf die Exekutiven Funktionen und die Mentale Rotationsfähigkeit. Die Motorische Selbstwirk-samkeit konnte durch die zielgerichtete Intervention gesteigert werden. Die Ergebnisse werden in Hinblick auf den Einfluss von Reifungsprozessen, Inhalt und Gestaltung des Trainings sowie methodische Aspekte diskutiert.Die dritte Studie untersuchte im Rahmen einer Doppelaufgabe den Effekt einer Gleich-gewichtsaufgabe auf das Lösen einer Gedächtnisaufgabe. Die Befunde zeigen keine Unterschiede der Gedächtnisleistung in den unterschiedlichen Konditionen. DieVIIProbanden konnten die Aufgabe unter allen Bedingungen gleich gut lösen. Auch diese Befunde werden in Hinblick auf aktuelle Befunde sowie die Bedeutsamkeit für die Schul-praxis diskutiert.Auf Grundlage dieser Arbeit wird die Notwendigkeit weiterer Interventionsstudien mit unterschiedlichen Treatmentgruppen empfohlen, um Effekte besser Vergleichen zu können. Des Weiteren sollte der Fokus auf Interventionsstudien im schulischen Alltag liegen, um die Wirksamkeit von Interventionen im Setting überprüfen zu können.AbstractDoes exercise really make you smarter? This question is the focus of an interdisciplinary field of research, and numerous positive findings show that exercise does not inherently make one smarter, but that certain conditions can indeed have beneficial effects (Jan-sen & Richter, 2016). Due to scientific findings on the learning-enhancing effects of ex-ercise, the topic has received more attention in the German educational system. How-ever, most of the existing research has been conducted outside of school settings, so the positive results cannot be directly applied to a complex environment like school. This is where this work comes in. The aim was to identify conditions in elementary schools under which exercise has cognitive-enhancing potential.The dissertation was developed as part of the project "Abenteuer Bewegung". The pro-ject's goal is the movement-based promotion of children. In collaboration with the Ger-man Sport University Cologne (DSHS), a movement concept was developed that fo-cuses on the holistic promotion of children in elementary schools (Memmert et al., 2017 a,b; Memmert et al., 2020 a,b). Based on this movement concept, the influence of bal-ance training on various cognitive abilities in elementary school age was investigated. Balance is essential for performing any everyday activities as well as sports-specific movements and plays a central role in motor development during middle childhood (Hirtz, 2002; Golle et al., 2019). Correlational studies and shared neural correlates point to connections between balance ability and various cognitive abilities: executive func-tions, mental rotation ability, and memory. Intervention studies indicate effects of coor-dinatively demanding interventions on these abilities. Consequently, the effect of bal-ance on the aforementioned cognitive abilities was now investigated. A total of three studies are presented.In the first and second studies, two balance-based intervention studies were conducted in the physical education classes of various elementary schools within a quasi-experi-mental design with intervention and control groups. The focus was on the impact of balance training on executive functions, mental rotation ability, and motor self-efficacy. The findings show no effects of balance training in physical education on executive func-tions and mental rotation ability. Motor self-efficacy, however, could be increased through the targeted intervention. The results are discussed in terms of the influence ofVIIImaturation processes, the content and design of the training, and methodological as-pects.The third study examined the effect of a balance task on solving a memory task within a dual-task framework. The findings show no differences in memory performance under the different conditions. The participants were able to solve the task equally well under all conditions. These findings are also discussed in the context of current findings and their significance for school practice.Based on this work, the necessity of further intervention studies with different treatment groups is recommended to better compare effects. Furthermore, the focus should be on intervention studies in the everyday school setting to be able to check the effectiveness of interventions in that context.
AB - Macht Bewegung wirklich schlau? Dieser Frage widmen sich ein interdisziplinäres For-schungsfeld und zahlreiche positive Befunde zeigen, dass Bewegung nicht per se schlau macht, aber dass bestimmte Bedingungen durchaus fördernde Effekte besitzen (Jansen & Richter, 2016). Aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse über die lernför-derliche Wirkung von Bewegung, erhielt das Thema Bewegung mehr Aufmerksamkeit im deutschen Bildungssystem. Der Großteil der bisherigen Forschung wurde allerdings außerhalb des Schulsettings durchgeführt, sodass die positiven Ergebnisse nicht auf ein komplexes Feld wie Schule übertragen werden können. An dieser Stelle setzt diese Arbeit an. Ziel war es, Bedingungen in Grundschule zu identifizieren unter denen Be-wegung kognitionsfördernde Potentiale besitzt.Die Dissertation entstand im Projekt Abenteuer Bewegung. Ziel des Projektes ist die bewegungsbasierte Förderung von Kindern. Im Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule in Köln (DSHS) wurde ein Bewegungskonzept entwickelt, das eine ganzheitliche Förderung von Kindern in der Grundschule fokussiert (Memmert et al., 2017 a,b; Memmert et al., 2020 a,b). Auf Grundlage des Bewegungskonzeptes wurde der Einfluss eines Gleichgewichtstrainings auf verschiedene kognitive Fähigkeiten im Grundschulalter untersucht. Das Gleichgewicht ist unabdingbar für die Ausführung jeg-licher Alltagsaktivitäten sowie sportspezifische Bewegungen und spielt im mittleren Kin-desalter eine zentrale Rolle in der motorischen Entwicklung (Hirtz, 200; Golle et al., 2019). Korrelationsstudien und gemeinsame neuronale Korrelate verweisen auf Zusam-menhänge der Gleichgewichtsfähigkeit mit verschiedenen kognitiven Fähigkeiten: den Exekutiven Funktionen, der Mentalen Rotationsfähigkeit und dem Gedächtnis. Interven-tionsstudien verweisen auf Effekte koordinativ anspruchsvoller Interventionen auf diese Fähigkeiten. Folglich wurde nun der Effekt des Gleichgewichtes auf die genannten kog-nitiven Fähigkeiten untersucht. Insgesamt werden drei Studien präsentiert.In der ersten und zweiten Studie wurden im Rahmen eines quasi experimentellen De-signs mit Interventions- und Kontrollgruppe zwei gleichgewichtsbasierte Interventions-studien im Sportunterricht verschiedener Grundschulen durchgeführt. Im Fokus standen dabei die Auswirkung eines Gleichgewichtstrainings auf die Exekutiven Funktionen, die Mentale Rotationsfähigkeit sowie die Motorische Selbstwirksamkeit. Die Befunde zei-gen keine Effekte eines Gleichgewichtstrainings im Sportunterricht bezogen auf die Exekutiven Funktionen und die Mentale Rotationsfähigkeit. Die Motorische Selbstwirk-samkeit konnte durch die zielgerichtete Intervention gesteigert werden. Die Ergebnisse werden in Hinblick auf den Einfluss von Reifungsprozessen, Inhalt und Gestaltung des Trainings sowie methodische Aspekte diskutiert.Die dritte Studie untersuchte im Rahmen einer Doppelaufgabe den Effekt einer Gleich-gewichtsaufgabe auf das Lösen einer Gedächtnisaufgabe. Die Befunde zeigen keine Unterschiede der Gedächtnisleistung in den unterschiedlichen Konditionen. DieVIIProbanden konnten die Aufgabe unter allen Bedingungen gleich gut lösen. Auch diese Befunde werden in Hinblick auf aktuelle Befunde sowie die Bedeutsamkeit für die Schul-praxis diskutiert.Auf Grundlage dieser Arbeit wird die Notwendigkeit weiterer Interventionsstudien mit unterschiedlichen Treatmentgruppen empfohlen, um Effekte besser Vergleichen zu können. Des Weiteren sollte der Fokus auf Interventionsstudien im schulischen Alltag liegen, um die Wirksamkeit von Interventionen im Setting überprüfen zu können.AbstractDoes exercise really make you smarter? This question is the focus of an interdisciplinary field of research, and numerous positive findings show that exercise does not inherently make one smarter, but that certain conditions can indeed have beneficial effects (Jan-sen & Richter, 2016). Due to scientific findings on the learning-enhancing effects of ex-ercise, the topic has received more attention in the German educational system. How-ever, most of the existing research has been conducted outside of school settings, so the positive results cannot be directly applied to a complex environment like school. This is where this work comes in. The aim was to identify conditions in elementary schools under which exercise has cognitive-enhancing potential.The dissertation was developed as part of the project "Abenteuer Bewegung". The pro-ject's goal is the movement-based promotion of children. In collaboration with the Ger-man Sport University Cologne (DSHS), a movement concept was developed that fo-cuses on the holistic promotion of children in elementary schools (Memmert et al., 2017 a,b; Memmert et al., 2020 a,b). Based on this movement concept, the influence of bal-ance training on various cognitive abilities in elementary school age was investigated. Balance is essential for performing any everyday activities as well as sports-specific movements and plays a central role in motor development during middle childhood (Hirtz, 2002; Golle et al., 2019). Correlational studies and shared neural correlates point to connections between balance ability and various cognitive abilities: executive func-tions, mental rotation ability, and memory. Intervention studies indicate effects of coor-dinatively demanding interventions on these abilities. Consequently, the effect of bal-ance on the aforementioned cognitive abilities was now investigated. A total of three studies are presented.In the first and second studies, two balance-based intervention studies were conducted in the physical education classes of various elementary schools within a quasi-experi-mental design with intervention and control groups. The focus was on the impact of balance training on executive functions, mental rotation ability, and motor self-efficacy. The findings show no effects of balance training in physical education on executive func-tions and mental rotation ability. Motor self-efficacy, however, could be increased through the targeted intervention. The results are discussed in terms of the influence ofVIIImaturation processes, the content and design of the training, and methodological as-pects.The third study examined the effect of a balance task on solving a memory task within a dual-task framework. The findings show no differences in memory performance under the different conditions. The participants were able to solve the task equally well under all conditions. These findings are also discussed in the context of current findings and their significance for school practice.Based on this work, the necessity of further intervention studies with different treatment groups is recommended to better compare effects. Furthermore, the focus should be on intervention studies in the everyday school setting to be able to check the effectiveness of interventions in that context.
M3 - Dissertationsschrift
BT - Der Einfluss von Gleichgewicht auf kognitive Fähigkeiten von Grundschulkindern
PB - Deutsche Sporthochschule Köln
CY - Köln
ER -