TY - BOOK
T1 - Effektivität eines Gleichgewichtstrainings und eines Krafttrainings auf die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität bei COPD-Patienten im Rahmen des ambulanten Lungensports
AU - Bott, Nicole
PY - 2021
Y1 - 2021
N2 - Einführung: Der Lungensport ist bis dato ein in Deutschland einzigartiges langfristig angelegtes Trainingsprogramm für Betroffene mit Lungenkrankheiten, welches seitens der Kostenträger und dem Gesetzgeber unterstützt wird und sich zunehmenden Zuspruchs auf Seiten der Patienten erfreut (BAR 2011; Spielmanns et al. 2015). Dies spiegelt sich auch in der steigenden Anzahl an Lungensportgruppen wieder (Halle et al. 2008). Ein regelmäßiges körperliches Training von COPD-Patienten gilt als wichtiger Therapiebaustein in der nicht- medikamentösen Therapie der Erkrankung (Ries et al. 2007; Spruit et al. 2013) und wirkt der zunehmenden physischen Dekonditionierung der Betroffenen entgegen (Maltais et al. 2014; Berry et al. 2018). Die Skelettmuskelmasse insbesondere in den unteren Extremitäten unterliegt aufgrund einer multifaktoriellen Genese morphologischen Umbauprozessen (Gea et al. 2015). Daher sind Kraft, Leistungsfähigkeit, Mobilität und Balance reduziert (Nici et al. 2006; Roig et al. 2011; Mkacher et al. 2015; Castro et al. 2016). Ein Krafttraining soll zu einer Verbesserung der Muskelkraft bzw. einer Erhöhung der Muskelmasse beitragen, ebenso wie ein Training der Gleichgewichtsfähigkeiten zu einer Verbesserung der posturalen Kontrolle führen kann.Die vorliegende Studie vergleicht ein entsprechendes, speziell konzipiertes Gleichgewichtstraining mit dem bisher üblichen Training und einem nicht-gerätegestützten Krafttraining im Rahmen des ambulanten Lungensports. Dabei sollen Effekte auf die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität untersucht werden.Methodik: Insgesamt wurden 111 Patienten mit chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung in drei verschiedene 12 Wochen andauernde Trainingsprogramme randomisiert: Klassische Lungensportgruppe (KG: n = 38), Kraftgruppe (KT: n = 42) und Gleichgewichtsgruppe (GG: n = 31). Die Programme umfassten zwei Trainingseinheiten à 60 Minuten pro Woche und beinhalteten theoretische Abhandlungen zum Thema Lunge sowie praktische Übungen zur Verbesserung der Beinkraft (KT) und des Gleichgewichts (GG). Die KG erhielt neben der Theorie ein überwiegendes Training der Muskulatur des Oberkörpers und erlernteANHANG 151 verschiedene Atemtechniken. Die Einheiten wurden mit Kleingeräten verschiedener Art durchgeführt. Die Interventionsgruppen (KT und GG) bekamen zusätzlich ein Heimprogramm. Zu Beginn und nach drei Monaten wurden Fragebögen zur Beurteilung der Lebensqualität (SGRQ) und der Symptomlast (CAT) sowie Tests zur Beurteilung motorischer Parameter analysiert. Hierzu gehörten der stair climb Test, der isometrische Maximalkrafttest und die Gleichgewichtstests Berg-Balance-Scale (BBS) und Fullerton-Advanced-Balance-Scale (FAB). An jeweils drei Messzeitpunkten (Beginn, sechs Wochen und 12 Wochen) wurden der sit-to-stand-Test (5 STST) als primärer Endpunkt und der 6-Minuten-Gehtest (6 MWT) durchgeführt, wobei die CR-10-Skala die Erfassung des subjektiven Empfindens der Dyspnoe nach Belastungsende des 6 MWT erlaubte.Ergebnisse: Die Ergebnisse von 65 Teilnehmern (KG: n = 19, KT: n = 23, GG: n = 23) konnten zur abschließenden Analyse verwendet werden. Im primären Endpunkt konnte keine Gruppe sich um mehr als -1,7 Sekunden verbessern. Signifikante Ergebnisse ließen sich jedoch in den Gruppen KT und GG feststellen (p < 0,05). Im 6-Minuten-Gehtest verbesserten sich die Interventionsgruppen hoch signifikant (p = 0,001), wobei die Gruppe KT 29,13 Meter und die Gruppe GG 33,04 Meter (MCID) zurücklegten. In den Ergebnissen der isometrischen Testung profitierten die Gruppen KT und GG von der Intervention, da sie beide Zuwächse in der Beinkraft erzielten und die MCID mit 7,5 Newtonmeter (Nm) auf der linken Beinseite übertrafen (KT = 13,09 Nm und GG = 10,22 Nm). In den Gleichgewichtstests gab es nur bei der Gruppe GG im BBS keine signifikanten Veränderungen. Gruppenunterschiede konnten in den motorischen Tests nicht festgestellt werden. Bei der Analyse des Lebensqualitätsfragebogens SGRQ erreichte die Gruppe GG einzig in allen Dimensionen signifikante und klinisch relevante Werte (p < 0,05 und MCID > -4).Schlussfolgerung: Die Studie belegt die Effizienz von Lungensport in der Therapie der COPD, wobei gezeigt werden konnte, dass eine höhere Belastungsanforderung zu größeren Veränderungen in der Leistungsfähigkeit führt und die Lebensqualität sich deutlich verbessert. Eine wichtige Voraussetzung für die Effizienz ist die regelmäßige Anwesenheit und die Fortführung der Übungen zu Hause. Insbesondere schwer Betroffene müssen mit dieser Maßnahme erreicht werden, um neben der medizinischen Relevanz auch einen gesundheitspolitischen Beitrag zu leisten.
AB - Einführung: Der Lungensport ist bis dato ein in Deutschland einzigartiges langfristig angelegtes Trainingsprogramm für Betroffene mit Lungenkrankheiten, welches seitens der Kostenträger und dem Gesetzgeber unterstützt wird und sich zunehmenden Zuspruchs auf Seiten der Patienten erfreut (BAR 2011; Spielmanns et al. 2015). Dies spiegelt sich auch in der steigenden Anzahl an Lungensportgruppen wieder (Halle et al. 2008). Ein regelmäßiges körperliches Training von COPD-Patienten gilt als wichtiger Therapiebaustein in der nicht- medikamentösen Therapie der Erkrankung (Ries et al. 2007; Spruit et al. 2013) und wirkt der zunehmenden physischen Dekonditionierung der Betroffenen entgegen (Maltais et al. 2014; Berry et al. 2018). Die Skelettmuskelmasse insbesondere in den unteren Extremitäten unterliegt aufgrund einer multifaktoriellen Genese morphologischen Umbauprozessen (Gea et al. 2015). Daher sind Kraft, Leistungsfähigkeit, Mobilität und Balance reduziert (Nici et al. 2006; Roig et al. 2011; Mkacher et al. 2015; Castro et al. 2016). Ein Krafttraining soll zu einer Verbesserung der Muskelkraft bzw. einer Erhöhung der Muskelmasse beitragen, ebenso wie ein Training der Gleichgewichtsfähigkeiten zu einer Verbesserung der posturalen Kontrolle führen kann.Die vorliegende Studie vergleicht ein entsprechendes, speziell konzipiertes Gleichgewichtstraining mit dem bisher üblichen Training und einem nicht-gerätegestützten Krafttraining im Rahmen des ambulanten Lungensports. Dabei sollen Effekte auf die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität untersucht werden.Methodik: Insgesamt wurden 111 Patienten mit chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung in drei verschiedene 12 Wochen andauernde Trainingsprogramme randomisiert: Klassische Lungensportgruppe (KG: n = 38), Kraftgruppe (KT: n = 42) und Gleichgewichtsgruppe (GG: n = 31). Die Programme umfassten zwei Trainingseinheiten à 60 Minuten pro Woche und beinhalteten theoretische Abhandlungen zum Thema Lunge sowie praktische Übungen zur Verbesserung der Beinkraft (KT) und des Gleichgewichts (GG). Die KG erhielt neben der Theorie ein überwiegendes Training der Muskulatur des Oberkörpers und erlernteANHANG 151 verschiedene Atemtechniken. Die Einheiten wurden mit Kleingeräten verschiedener Art durchgeführt. Die Interventionsgruppen (KT und GG) bekamen zusätzlich ein Heimprogramm. Zu Beginn und nach drei Monaten wurden Fragebögen zur Beurteilung der Lebensqualität (SGRQ) und der Symptomlast (CAT) sowie Tests zur Beurteilung motorischer Parameter analysiert. Hierzu gehörten der stair climb Test, der isometrische Maximalkrafttest und die Gleichgewichtstests Berg-Balance-Scale (BBS) und Fullerton-Advanced-Balance-Scale (FAB). An jeweils drei Messzeitpunkten (Beginn, sechs Wochen und 12 Wochen) wurden der sit-to-stand-Test (5 STST) als primärer Endpunkt und der 6-Minuten-Gehtest (6 MWT) durchgeführt, wobei die CR-10-Skala die Erfassung des subjektiven Empfindens der Dyspnoe nach Belastungsende des 6 MWT erlaubte.Ergebnisse: Die Ergebnisse von 65 Teilnehmern (KG: n = 19, KT: n = 23, GG: n = 23) konnten zur abschließenden Analyse verwendet werden. Im primären Endpunkt konnte keine Gruppe sich um mehr als -1,7 Sekunden verbessern. Signifikante Ergebnisse ließen sich jedoch in den Gruppen KT und GG feststellen (p < 0,05). Im 6-Minuten-Gehtest verbesserten sich die Interventionsgruppen hoch signifikant (p = 0,001), wobei die Gruppe KT 29,13 Meter und die Gruppe GG 33,04 Meter (MCID) zurücklegten. In den Ergebnissen der isometrischen Testung profitierten die Gruppen KT und GG von der Intervention, da sie beide Zuwächse in der Beinkraft erzielten und die MCID mit 7,5 Newtonmeter (Nm) auf der linken Beinseite übertrafen (KT = 13,09 Nm und GG = 10,22 Nm). In den Gleichgewichtstests gab es nur bei der Gruppe GG im BBS keine signifikanten Veränderungen. Gruppenunterschiede konnten in den motorischen Tests nicht festgestellt werden. Bei der Analyse des Lebensqualitätsfragebogens SGRQ erreichte die Gruppe GG einzig in allen Dimensionen signifikante und klinisch relevante Werte (p < 0,05 und MCID > -4).Schlussfolgerung: Die Studie belegt die Effizienz von Lungensport in der Therapie der COPD, wobei gezeigt werden konnte, dass eine höhere Belastungsanforderung zu größeren Veränderungen in der Leistungsfähigkeit führt und die Lebensqualität sich deutlich verbessert. Eine wichtige Voraussetzung für die Effizienz ist die regelmäßige Anwesenheit und die Fortführung der Übungen zu Hause. Insbesondere schwer Betroffene müssen mit dieser Maßnahme erreicht werden, um neben der medizinischen Relevanz auch einen gesundheitspolitischen Beitrag zu leisten.
M3 - Dissertationsschrift
BT - Effektivität eines Gleichgewichtstrainings und eines Krafttrainings auf die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität bei COPD-Patienten im Rahmen des ambulanten Lungensports
PB - Deutsche Sporthochschule Köln
CY - Köln
ER -