Abstract
Zusammenfassung
Die tänzerischen Ausdrucksformen verschiedener Kulturen weisen eine große Diversität auf. Trotz der Universalität bestimmter Komponenten des emotionalen Ausdrucks unterscheiden sich dabei auch insbesondere die tänzerischen Darstellungen emotionaler Inhalte. Dennoch wurde bisher kaum untersucht, wie das Publikum die unterschiedlichen, kulturspezifischen Tanzformen erlebt.
Diese Arbeit erforscht daher das Erleben von Zuschauern zweier Kulturen beim Betrachten emotionaler Tänze der eigenen und einer fremden Kultur. Da sich das Erleben emotionaler, nonverbal vermittelter Inhalte unmittelbar in den sprachbegleitenden Handbewegungen und Gesten des Rezipienten spiegelt, wurde in dieser Studie das sprachbegleitende Handbewegungsverhalten der Probanden beim Beschreiben ihres Erlebens der Tänze analysiert.
Jeweils 30 Deutsche (16 w, 14 m) und koreanische (14 w, 16 m) Probanden beschrieben ihre erlebten Gefühle unmittelbar nach dem Betrachten (1) einer traurigen Tanzszene aus dem Ballett Giselle, (2) einer fröhlichen Tanzszene aus Giselle, (3) einer traurigen Tanzszene aus dem koreanischen Tanz Sung-Mu und (4) einer fröhlichen Tanzszene aus Sung-Mu. Zwei unabhängige zertifizierte Rater analysierten mit NEUROGES Analysesystem die videoaufgezeichneten sprachbegleitenden Handbewegungen der Probanden bei den Beschreibungen.
Die Deutschen zeigten im Allgemeinen signifikant mehr Handbewegungen und Gesten als koreanische Probanden.
In Bezug auf Funktionen und Typen von Gesten zeigten die deutschen und koreanischen Probanden jedoch unterschiedliches Verhalten beim Berichten ihres Erlebens der Tanzstimuli. Für Sung-Mu in Vergleich zu Giselle zeigten die Deutschen mehr solche Gesten, die bestimmte Aspekte verbalen Aussagen betonen, während die Koreaner signifikant mehr Zeigegesten ausführten. Beim Vergleich der fröhlichen und traurigen Tanzszenen zeigten deutsche Probanden signifikant mehr Bewegungsqualität präsentierende Gesten für die fröhlichen Tanzszenen und pantomimische Gesten für die traurigen Szenen.
Die höhere sprachbegleitenden Handbewegungen und Gesten bei den deutschen Probanden im Vergleich zu den Koreanern kann durch den ausgeprägten Individualismus der deutschen Kultur mit einhergehendem stärkerem Selbstausdruck im Vergleich mit koreanischer Kultur erklärt werden. Die Deutschen führten signifikant mehr Gesten, die bestimmte Aspekte verbaler Aussagen betonen bzw. die Bewegungsqualität präsentieren. Die Koreaner zeigten hingegen signifikant mehr Zeigegesten auf die Projektionsfläche der Tanzdarstellungen und pantomimische Gesten.
Die aktuelle Untersuchung zeigte, dass die Analyse sprachbegleitender Handbewegungen relevante Einblicke in kulturelle Unterschiede im Erleben emotionaler Tanzszenen der eigenen und einer fremden Kultur verschafft.
Es wurde angenommen, dass die Stärke des Erlebens der Beobachter von Tanzstimuli eher davon abhängt, wie stark der einzelne Stimulus den einzelnen Beobachter unabhängig von der Kultur stimuliert.
Abstract
Artistic dance differs from culture to culture with regards to the formal movement repertoire used for expression. Thus far, cultural differences in the perception of such different dance forms have rarely been investigated. Therefore, the present study explores the perception of diverse culture-specific dance scenes by spectators of the same and different cultures. To measure the perception, the speech-accompanied hand movement behavior was investigated, because hand movements and gestures can directly reflect such presentation forms like dances.
German (16 female, 14 male) and Korean (14 female, 16 male) participants described their feelings about four dance scenes showing (1) a sad scene of the ballet Giselle, (2) a happy scene of Giselle, (3) a sad scene of Korean dance Sung-Mu, and (4) a happy scene of Sung- Mu. The participants describing their experienced feelings were videotaped and two independent certified raters analyzed the speech-accompanying hand movements of the participants with the NEUROGES coding system.
While describing their impressions about dance stimuli, German participants generally executed with more hand movements and gestures than the Koreans. However, more fine- grained analyses of hand movement behavior revealed further culture-specific differences. For the Korean Sung-Mu as compared to ballet Giselle, the Korean participants performed significantly more pointing gestures, while the Germans displayed more emphasizing gestures. Specifically for the happy dance as compared to the sad one, Germans showed significantly more hand movements in general, notably more pantomiming gestures for the sad scene and gestures presenting the motion quality for the happy dance.
We assume that Germans with a higher degree of individualism show higher overall expressivity of hand movements than Koreans. The Germans executed significantly more gestures emphasising their verbal statements or presenting the perceived motion quality. The Koreans tried to underline their impression from dance stimuli by referring to where the dance was projected or by pantomiming it.
Furthermore, we assume that the intensity of the spectator’s feelings during the perception of the dance stimuli governs the dominance of one effect against to another.
Finally, with regards to methodology, we conclude that the analysis of hand movements and gestures that accompany the verbal description of experienced feelings from emotional dance stimuli provides relevant insights into the perception of these stimuli, including cultural difference in perception.
Die tänzerischen Ausdrucksformen verschiedener Kulturen weisen eine große Diversität auf. Trotz der Universalität bestimmter Komponenten des emotionalen Ausdrucks unterscheiden sich dabei auch insbesondere die tänzerischen Darstellungen emotionaler Inhalte. Dennoch wurde bisher kaum untersucht, wie das Publikum die unterschiedlichen, kulturspezifischen Tanzformen erlebt.
Diese Arbeit erforscht daher das Erleben von Zuschauern zweier Kulturen beim Betrachten emotionaler Tänze der eigenen und einer fremden Kultur. Da sich das Erleben emotionaler, nonverbal vermittelter Inhalte unmittelbar in den sprachbegleitenden Handbewegungen und Gesten des Rezipienten spiegelt, wurde in dieser Studie das sprachbegleitende Handbewegungsverhalten der Probanden beim Beschreiben ihres Erlebens der Tänze analysiert.
Jeweils 30 Deutsche (16 w, 14 m) und koreanische (14 w, 16 m) Probanden beschrieben ihre erlebten Gefühle unmittelbar nach dem Betrachten (1) einer traurigen Tanzszene aus dem Ballett Giselle, (2) einer fröhlichen Tanzszene aus Giselle, (3) einer traurigen Tanzszene aus dem koreanischen Tanz Sung-Mu und (4) einer fröhlichen Tanzszene aus Sung-Mu. Zwei unabhängige zertifizierte Rater analysierten mit NEUROGES Analysesystem die videoaufgezeichneten sprachbegleitenden Handbewegungen der Probanden bei den Beschreibungen.
Die Deutschen zeigten im Allgemeinen signifikant mehr Handbewegungen und Gesten als koreanische Probanden.
In Bezug auf Funktionen und Typen von Gesten zeigten die deutschen und koreanischen Probanden jedoch unterschiedliches Verhalten beim Berichten ihres Erlebens der Tanzstimuli. Für Sung-Mu in Vergleich zu Giselle zeigten die Deutschen mehr solche Gesten, die bestimmte Aspekte verbalen Aussagen betonen, während die Koreaner signifikant mehr Zeigegesten ausführten. Beim Vergleich der fröhlichen und traurigen Tanzszenen zeigten deutsche Probanden signifikant mehr Bewegungsqualität präsentierende Gesten für die fröhlichen Tanzszenen und pantomimische Gesten für die traurigen Szenen.
Die höhere sprachbegleitenden Handbewegungen und Gesten bei den deutschen Probanden im Vergleich zu den Koreanern kann durch den ausgeprägten Individualismus der deutschen Kultur mit einhergehendem stärkerem Selbstausdruck im Vergleich mit koreanischer Kultur erklärt werden. Die Deutschen führten signifikant mehr Gesten, die bestimmte Aspekte verbaler Aussagen betonen bzw. die Bewegungsqualität präsentieren. Die Koreaner zeigten hingegen signifikant mehr Zeigegesten auf die Projektionsfläche der Tanzdarstellungen und pantomimische Gesten.
Die aktuelle Untersuchung zeigte, dass die Analyse sprachbegleitender Handbewegungen relevante Einblicke in kulturelle Unterschiede im Erleben emotionaler Tanzszenen der eigenen und einer fremden Kultur verschafft.
Es wurde angenommen, dass die Stärke des Erlebens der Beobachter von Tanzstimuli eher davon abhängt, wie stark der einzelne Stimulus den einzelnen Beobachter unabhängig von der Kultur stimuliert.
Abstract
Artistic dance differs from culture to culture with regards to the formal movement repertoire used for expression. Thus far, cultural differences in the perception of such different dance forms have rarely been investigated. Therefore, the present study explores the perception of diverse culture-specific dance scenes by spectators of the same and different cultures. To measure the perception, the speech-accompanied hand movement behavior was investigated, because hand movements and gestures can directly reflect such presentation forms like dances.
German (16 female, 14 male) and Korean (14 female, 16 male) participants described their feelings about four dance scenes showing (1) a sad scene of the ballet Giselle, (2) a happy scene of Giselle, (3) a sad scene of Korean dance Sung-Mu, and (4) a happy scene of Sung- Mu. The participants describing their experienced feelings were videotaped and two independent certified raters analyzed the speech-accompanying hand movements of the participants with the NEUROGES coding system.
While describing their impressions about dance stimuli, German participants generally executed with more hand movements and gestures than the Koreans. However, more fine- grained analyses of hand movement behavior revealed further culture-specific differences. For the Korean Sung-Mu as compared to ballet Giselle, the Korean participants performed significantly more pointing gestures, while the Germans displayed more emphasizing gestures. Specifically for the happy dance as compared to the sad one, Germans showed significantly more hand movements in general, notably more pantomiming gestures for the sad scene and gestures presenting the motion quality for the happy dance.
We assume that Germans with a higher degree of individualism show higher overall expressivity of hand movements than Koreans. The Germans executed significantly more gestures emphasising their verbal statements or presenting the perceived motion quality. The Koreans tried to underline their impression from dance stimuli by referring to where the dance was projected or by pantomiming it.
Furthermore, we assume that the intensity of the spectator’s feelings during the perception of the dance stimuli governs the dominance of one effect against to another.
Finally, with regards to methodology, we conclude that the analysis of hand movements and gestures that accompany the verbal description of experienced feelings from emotional dance stimuli provides relevant insights into the perception of these stimuli, including cultural difference in perception.
Original language | German |
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Place of Publication | Köln |
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Publisher | Deutsche Sporthochschule Köln |
Number of pages | 278 |
Publication status | Published - 2016 |