TY - CHAP
T1 - Polizeiliches Einsatztraining als Herausforderung für die Wissenschaft - Kommunikative und inhaltliche Aspekte
AU - Staller, Mario
AU - Körner, Swen
PY - 2020/12
Y1 - 2020/12
N2 - Die Vorbereitung von Polizist*innen auf das operative Einsatzhandeln, insbesondere im Hinblick auf die Vorbereitung auf Konfliktsituationen, ist eine komplexe Aufgabe (Nota & Huhta, 2019). Wissenschaftliche Forschung hat zu diesen Trainingssettings, die wir im Weiteren als Einsatztraining bezeichnen, regelmäßig Theorien und Befunde geliefert, um das Training weiter zur professionalisieren. Im Mittelpunkt stehen dabei besonders Forschungsbemühungen im Hinblick auf ein besseres Verständnis für die Anforderungen im Feld sowie die entsprechende Gestaltung optimaler Lernumgebungen und Interventionsprogramme. Beispielsweise lieferten uns wissenschaftliche Forschungsbemühungen Erkenntnisse über die Entscheidungsfindung im Einsatz (Boulton & Cole, 2016; Verhage et al., 2018), die Interaktionsdynamik von Polizei-Bürger-Begegnungen (Amendola, 1996; Binder & Scharf, 1980; Todak & James, 2018), ethnisch begründete Verzerrungen der sozialen Kognition (Lloyd et al., 2020; Pica et al., 2019), motivationale Aspekte des Trainings (Staller, Körner, Heil, & Kecke, 2019b), psychologische Eigenschaften belastbarer und kompetenter Polizist*innen (Preddy et al., 2019) sowie die Auswirkung von Stress auf Leistung (Giessing et al., 2019; Renden, Landman, et al., 2015) und das motorische Lernen (Nota & Huhta, 2019). Obwohl im Bereich wissenschaftlicher Bemühungen im Zusammenhang mit dem Einsatztraining umfangreiche Forschungsarbeiten durchgeführt wurden, scheinen die Auswirkungen in die Handlungspraxis des Einsatztrainings jedoch nicht das verfügbare Wissen wider zu spiegeln (Körner & Staller, 2020b). Diese Forschungs-Praxis-Lücke wird regelmäßig auch in anderen Bereichen beschrieben, z.B. im Sportcoaching (Farrow et al., 2013; Lyle, 2018), in der Sportwissenschaft (Eisenmann, 2017) oder im Schulunterricht (Hirschkorn & Geelan, 2008) und ist nicht auf die Vorbereitung auf das operative polizeiliche Einsatzhandeln beschränkt. In Verbindung mit einem weiteren Beitrag in diesem Band legen wir dar, dass es mehrere Aspekte gibt, die die Integration wissenschaftlicher Forschung in das polizeiliche Einsatztraining einschränken und erschweren. Im vorliegenden Beitrag nähern wir uns primär aus der Perspektive der Wissenschaft den sich stellenden Herausforderungen. Dabei gehen wir wie folgt vor. Wir beginnen damit, die Lücke zwischen Forschung und Praxis von einem analytischen Standpunkt aus anzugehen. Wir konzentrieren uns dabei auf kommunikative und inhaltliche Aspekte, bevor wir das Handeln als Trainer*in im Bereich des Einsatztrainings modellieren, um einen kontextuellen Rahmen für die skizzierten (Nicht-)Auswirkungen wissenschaftlicher Forschung in diesem Beitrag zu erörtern. Anschließend beschreiben und diskutieren wir Mechanismen, die die Übertragung komplexer Erkenntnisse in die Praxis des Einsatztrainings behindern, bevor wir schließlich das Paradigma der ökologischen Dynamiken (ecological dynamics) als möglichen Reflexionsrahmen für die Organisation, Struktur und die Praxis des Einsatztrainings beschreiben.
AB - Die Vorbereitung von Polizist*innen auf das operative Einsatzhandeln, insbesondere im Hinblick auf die Vorbereitung auf Konfliktsituationen, ist eine komplexe Aufgabe (Nota & Huhta, 2019). Wissenschaftliche Forschung hat zu diesen Trainingssettings, die wir im Weiteren als Einsatztraining bezeichnen, regelmäßig Theorien und Befunde geliefert, um das Training weiter zur professionalisieren. Im Mittelpunkt stehen dabei besonders Forschungsbemühungen im Hinblick auf ein besseres Verständnis für die Anforderungen im Feld sowie die entsprechende Gestaltung optimaler Lernumgebungen und Interventionsprogramme. Beispielsweise lieferten uns wissenschaftliche Forschungsbemühungen Erkenntnisse über die Entscheidungsfindung im Einsatz (Boulton & Cole, 2016; Verhage et al., 2018), die Interaktionsdynamik von Polizei-Bürger-Begegnungen (Amendola, 1996; Binder & Scharf, 1980; Todak & James, 2018), ethnisch begründete Verzerrungen der sozialen Kognition (Lloyd et al., 2020; Pica et al., 2019), motivationale Aspekte des Trainings (Staller, Körner, Heil, & Kecke, 2019b), psychologische Eigenschaften belastbarer und kompetenter Polizist*innen (Preddy et al., 2019) sowie die Auswirkung von Stress auf Leistung (Giessing et al., 2019; Renden, Landman, et al., 2015) und das motorische Lernen (Nota & Huhta, 2019). Obwohl im Bereich wissenschaftlicher Bemühungen im Zusammenhang mit dem Einsatztraining umfangreiche Forschungsarbeiten durchgeführt wurden, scheinen die Auswirkungen in die Handlungspraxis des Einsatztrainings jedoch nicht das verfügbare Wissen wider zu spiegeln (Körner & Staller, 2020b). Diese Forschungs-Praxis-Lücke wird regelmäßig auch in anderen Bereichen beschrieben, z.B. im Sportcoaching (Farrow et al., 2013; Lyle, 2018), in der Sportwissenschaft (Eisenmann, 2017) oder im Schulunterricht (Hirschkorn & Geelan, 2008) und ist nicht auf die Vorbereitung auf das operative polizeiliche Einsatzhandeln beschränkt. In Verbindung mit einem weiteren Beitrag in diesem Band legen wir dar, dass es mehrere Aspekte gibt, die die Integration wissenschaftlicher Forschung in das polizeiliche Einsatztraining einschränken und erschweren. Im vorliegenden Beitrag nähern wir uns primär aus der Perspektive der Wissenschaft den sich stellenden Herausforderungen. Dabei gehen wir wie folgt vor. Wir beginnen damit, die Lücke zwischen Forschung und Praxis von einem analytischen Standpunkt aus anzugehen. Wir konzentrieren uns dabei auf kommunikative und inhaltliche Aspekte, bevor wir das Handeln als Trainer*in im Bereich des Einsatztrainings modellieren, um einen kontextuellen Rahmen für die skizzierten (Nicht-)Auswirkungen wissenschaftlicher Forschung in diesem Beitrag zu erörtern. Anschließend beschreiben und diskutieren wir Mechanismen, die die Übertragung komplexer Erkenntnisse in die Praxis des Einsatztrainings behindern, bevor wir schließlich das Paradigma der ökologischen Dynamiken (ecological dynamics) als möglichen Reflexionsrahmen für die Organisation, Struktur und die Praxis des Einsatztrainings beschreiben.
M3 - Beiträge in Sammelwerken
SN - 978-3-86676-669-3
SP - 213
EP - 236
BT - Polizeiwissenschaft
A2 - Liebl, K.
A2 - Kühne, E.
PB - Verlag für Polizeiwissenschaft
CY - Frankfurt am Main
ER -