Talentassessment im Fußball: verhaltensnahe Psychologische Eignungsdiagnostik durch Trainer?

Einleitung Bisherige Ansätze zur Bestimmung psychologischer Charakteristika von Nachwuchsspielern beziehen sich i.d.R. auf Selbstauskunftsfragebögen (Gledhill et al., 2017) und ermöglichen eine zufriedenstellende Erfassung psychologischer Fertigkeiten und Fähigkeiten (Höner & Feichtinger, 2016). Trainerurteile werden in den Leistungszentren (LZ) ebenfalls erhoben, zeigen jedoch häufig methodische Mängel. Musculus und Lobinger (2018) plädieren daher für die Entwicklung standardisierter, verhaltensnaher Bewertungsbögen zur Leistungsbeurteilung, um das Talentassessment durch Fremdeinschätzungen zu ergänzen. Methode Ausgehend von etablierten Verfahren der Talentdiagnostik und Expertenbefragungen, wurde ein Bogen mit 26 konträren Aussagenpaaren zum spezifischen Verhalten in Training und Spiel entwickelt. Im Rahmen einer sechswöchigen Online-Befragung über sosci wurden 198 Trainer (93%) und Trainerinnen (7%) von Spieler/-innen aus unterschiedlichen Ligen und Altersgruppen befragt. Die Trainer_innen wurden instruiert, einen Spieler oder eine Spielerin aus der eigenen Mannschaft auszuwählen und diese/n auf den vorgegebenen Skalen einzuordnen. Ergebnisse Die Exploratorische Faktorenanalyse zeigt eine vier Faktorenstruktur mit 17 Items: Interaktionsverhalten, d.h. Interaktion mit Kollegen und Trainer, sowie Umgang mit Kritik (Cronbach's Alpha α = .730), Stressmanagement, d.h. Balance zwischen Leistung und Erholung, Umgang mit kritischen Situationen (α = .680), Kreativität, d.h. Generieren von Ideen und Offenheit für neue Erfahrungen (α = .582) und Selbstständigkeit, d.h. eigenständige Zielsetzungen, Selbstreflektion und Entscheidungsfreude (α = .555). Diskussion Die explorativ aufgefundene Struktur der Items kann durch eine konfirmatorische Faktorenanalyse nur lokal bestätigt werden. Der resultierende, 17 Aussagenpaare umfassende Bogen soll in einem nächsten Schritt im LZ erprobt werden.