Nachwuchsforscherpreis: Studienpreis der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie

Auszeichnung: Preise, Stipendien, Auszeichnungen, ErnennungenForschung

Beschreibung

Die Dynamik der Handlungsergebniserwartung im Verhaltensänderungsprozess und Implikationen für eine evidenzbasierte Intervention zur Förderung körperlicher Aktivität Obwohl man erwarten kann, dass körperliche Aktivität positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat, sind nur ca. 15.5% der Frauen und 25.4% der Männer in Deutschland ausreichend körperlich aktiv… oder gerade deshalb? Denn die Erwartung, dass regelmäßige, körperliche Akti-vität gut für die Gesundheit ist, stellt nur eine und - so legten die Ergebnisse dieser Arbeit nahe - keine besonders motivierende Handlungsergebniserwartung(HEE) dar, die man in Bezug auf Aktivitätsverhalten haben kann. Es zeigte sich, dass es wichtiger ist, proximale HEE zu haben (z.B. dass man erwartet sich danach besser zu fühlen), um erfolgreich körperlich aktiver zu wer-den. Zusätzlich zu HEE, die als zentrales Konstrukt in den meisten etablierten gesundheitspsy-chologischen Modellen Berücksichtigung findet, wurde in dieser Arbeit die Erwartungserfüllung in den Fokus gerückt. Dabei handelt es sich um ein bis dato wenig empirisch untersuchtes Kon-strukt. Diese Arbeit zielte daher darauf ab, die dynamische Rolle der HEE und Erwartungserfül-lung im Verhaltensänderungsprozess auszumachen. Zunächst wurde dafür längsschnittlich der natürliche Prozess körperlicher Aktivitäts-entwicklung der Konstanzer Life-Studien Teilnehmer und Teilnehmerinnen (TN) abgebildet. Da-zu wurden Fragebogendaten der TN aus zwei Erhebungswellen (t2: N = 775, t3: N = 511) ver-wendet und das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns zugrunde gelegt. An-hand von Aktivitätsstatusgruppen konnten individuell verschiedene Aktivitätsentwicklungsver-läufe operationalisiert werden: Zu t2 konnten entsprechend vier und zu t3 acht Gruppen unter-schieden werden, die individuelle, größtenteils nicht lineare Verläufe repräsentieren. Hypothesenkonform unterschieden sich proximale HEE (p < .001), im Gegensatz zu dista-len HEE (p = .150) zwischen Personen der verschiedenen Aktivitätsgruppen. Ebenfalls erwar-tungsgemäß, zeigte sich die HEE-Erfüllung während des gesamten Verhaltensänderungsprozes-ses relevant: Sie wies signifikante Zusammenhänge zu motivationalen, sozial-kognitiven Variab-len auf (t2: r = .24 bis .43, t3: r = .26 bis .35), konnte Personen mit erfolgreicher Aktivitätssteige-rung von Personen mit erfolglosen Aktivitätssteigerungsversuchen diskriminieren (t2: p < .001, t3: p = .007) und verbesserte die Prädiktion zukünftigen Aktivitätsverhaltens signifikant (R² = .04, p = .031). Das bedeutet, dass es sowohl zur Aufnahme als auch zur Aufrechterhaltung von körperlicher Aktivität entscheidend war, dass sich die HEE erfüllten. Aus den Befunden ließen sich praktische Implikationen für Interventionsmaßnahmen ab-leiten, die auf den Aufbau proximaler HEE und die Erwartungsadjustierung an realistische HEE abzielen. Zukünftige Forschung sollte deren Wirksamkeit im Rahmen von Interventionsstudien überprüfen. Zusätzlich zur Anwendung in der Interventionsgestaltung sollte die Relevanz der Erwartungserfüllung im gesamten Verhaltensänderungsprozess auch im Vergleich zu bereits etablierten volitionalen Konstrukten (z.B. Planung) festgemacht werden.
BekanntheitsgradNational
StipendiumsorganisationenArbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie in Deutschland e.V.