Affekt und nachfolgendes Bewegungsverhalten: Eine ambulante Assessment-Studie zum Zusammenhang unter Alltagsbedingungen

Christina YN Niermannn, Christian Herrmann, Birte von Haaren-Mack, Dave van Kann

Publikation: Beitrag in Buch/Bericht/KonferenzbandKonferenzbeitrag - Abstract in KonferenzbandForschungBegutachtung

Abstract

In Bezug auf die Steuerung von gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen, wie z. B. dem Bewegungsverhalten, werden traditionell vor allem motivationale, volitionale und kognitive Prozesse untersucht. Seit einigen Jahren werden neben solchen eher bewussten Prozessen auch unbewusste Prozesse untersucht. Unbewusste Prozesse werden automatisch durch externale (z. B. situative Faktoren) oder internale (z. B. Affekte) Reize aktiviert und spielen für die Regulation des Verhaltens im Alltag eine wichtige Rolle (Kremers et al., 2006). Ziel dieser Studie war es, den Zusammenhang zwischen positivem und negativem Affekt und dem nachfolgendem Bewegungsverhalten unter Alltagsbedingungen zu untersuchen. Des Weiteren sollte untersucht werden, welche Rolle Gewohnheit bezüglich dieses Zusammenhangs spielt. Es wurde eine ambulante Assessment-Studie mit 89 Personen (33.7% männlich, M = 45.2 Jahre, SD = 8.1) durchgeführt. Über Smartphones wurde an fünf aufeinanderfolgenden Tagen am Nachmittag (nach der Arbeit) positiver und negativer Affekt erfasst (POMS, Cranford et al.,2006). Das Bewegungsverhalten wurde kontinuierlich mit Accelerometern gemessen. Die Gewohnheitsstärke bzgl. regelmäßiger körperlicher Aktivität wurde per Fragebogen (SRHI, Thurn et al., 2014) vor Beginn der ambulanten Assessment-Phase erfasst. Es wurden Mehrebenenanalysen (Random-Intercept-Modelle) berechnet mit moderater bis intensiver körperlicher Aktivität als abhängige Variable (im Zeitraum zwischen der Abfrage des Affekts am Nachmittag bis zum Zubettgehen). Positiver Affekt am Nachmittag ging mit vermehrter körperlicher Aktivität (β = .23, p < .05) und negativer Affekt mit reduzierter körperlicher Aktivität im nachfolgenden Zeitraum einher (β = -.20, p < .05). Darüber hinaus zeigte sich eine signifikante Interaktion zwischen Affekt und Gewohnheitsstärke: Eine starke Gewohnheit scheint sowohl den Einfluss von positivem Affekt (β = .21, p < .05) als auch den Einfluss von negativem Affekt (β = -.14, p < .05) auf die nachfolgende körperliche Aktivität zu verstärken. Affekte scheinen für die Verhaltenssteuerung im Alltag eine wichtige Rolle zu spielen. In Bezug auf den Einfluss von positivem Affekt entsprechen die Ergebnisse den Befunden voriger Untersuchungen. Die Befunde zum Einfluss von negativem Affekt auf das nachfolgende Bewegungsverhalten sind jedoch inkonsistent. Diese Inkonsistenz könnte – zumindest zum Teil – in den unterschiedlichen Erfassungsmethoden von Affekt begründet sein. Zum Einfluss stabilerer Konstrukte wie Gewohnheitsstärke liegen bisher keine vergleichbaren Befunde vor. Entgegen der Annahme verstärkt eine starke Gewohnheit in dieser Studie nicht nur den Einfluss positiven Affekts sondern auch negativen Affekts. Diese Zusammenhänge sollten in weiteren Studien genauer untersucht werden.
OriginalspracheDeutsch
TitelGelingende Entwicklung im Lebenslauf : Abstractband der 49. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp) vom 25. bis 27. Mai 2017 in Bern
Herausgeber*innenClaudia Zuber, Julia Schmid, Mirko Wegner, Achim Conzelmann, Mirko Schmidt
Seitenumfang2
Herausgeber (Verlag)Universität Bern, Bern Open Publishing
Erscheinungsdatum05.12.2017
Seiten83-84
ISBN (elektronisch)978-3-906813-42-4
DOIs
PublikationsstatusVeröffentlicht - 05.12.2017
VeranstaltungJahrestagung der asp - Bern, Schweiz
Dauer: 25.05.201727.05.2017
Konferenznummer: 49

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