Auswirkungen angeborener Herzfehler auf die Entwicklung von Kindern: Eine Fall-Kontoll-Studie

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

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Abstract

Etwa 0,7% aller Neugeborenen in Europa kommen mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt. Da sich die Überlebensrate bis ins Erwachsenenalter durch den therapeutischen Fortschritt deutlich erhöht hat, verlagert sich die Aufmerksamkeit hin zur Verbesserung der Lebensqualität dieser Kinder. Um eventuellen Entwicklungsdefiziten entgegen zu wirken empfehlen internationale Fachgesellschaften routinemäßige Untersuchungen der motorischen und feinmotorischen Fähigkeiten, des psychosozialen Verhaltens und der Aufmerksamkeit.
Ziel der beschriebenen Studie war es, den Entwicklungsstand einer großen Gruppe herzkranker Kinder in den Bereichen der motorischen Fähigkeiten, der feinmotorischen Fähigkeiten, der Aufmerksamkeit und des Selbstwertgefühls anhand von Vergleichsdaten gleichaltriger gesunder Kinder einzuordnen. Zusätzlich sollten der Einfluss des Schweregrads des (Rest-) Befundes, der Behandlungsmaßnahmen sowie des Vorliegens einer ursprünglichen Zyanose auf die Entwicklung herzkranker Kinder betrachtet werden.
In dieser Studie wurden 89 Kinder (49 Jungen, 40 Mädchen, Durchschnittsalter 11,8±1,9 Jahre), die ein großes Spektrum an kongenitalen Herzfehlern aufwiesen, mittels Körperkoordinationstest für Kinder (KTK), Motorischer Leistungsserie (MLS, Version 24.00 von Schuhfried), Aufmerksamkeits- Belastungs-Test (d2) und Aussagenliste zum Selbstwertgefühl für Kinder und Jugendliche (ALS) untersucht. Die 89 gesunden Kinder der Kontrollgruppe (49 Jungen, 40 Mädchen, Durchschnittsalter 11,8±1,8 Jahre) wurden im Sinne einer Pärchenbildung (match-pairing) ausgewählt. Die Kinder waren gleichen Alters und Geschlechts wie die herzkranken Kinder. Für die statistische Auswertung wurden unter anderem die univariate oder einfaktorielle Varianzanalyse durchgeführt.
Bezüglich der Gesamtergebnisse des KTKs zeigte sich, dass die herzkranken Kinder signifikant geringere MQ-Werte (p≤0,001) erzielten als die gesunden
Abstract
Kinder. Die Kinder mit ursprünglich zyanotischem Herzfehler erzielten einen signifikant geringeren MQ-Wert (p=0,002) als die Kinder mit ursprünglich azyanotischem Herzfehler. Die Kinder bei denen eine Operation bzw. eine Herzkatheterintervention durchgeführt wurde hatten einen signifikant schlechteren MQ-Wert (p=0,010) als die Kinder nach konservativer Therapie. Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den einzelnen Schweregradgruppen.
Bei der MLS erzielten die herzkranken Kinder beim Feinmotorikfaktor Aiming einen signifikant bessern T-Wert (p=0,028) als die gesunden Kinder. Bei den Feinmotorikfaktoren Geschwindigkeit Arm-Hand-Bewegung (p≤0,001) sowie Handgelenk-Finger-Geschwindigkeit (p=0,011) hingegen erreichten die herzkranken Kinder signifikant schlechtere T-Werte als die gleichaltrigen Gesunden. Der Einfluss der Behandlungsmethode zeigte sich lediglich in den schlechteren T-Werten (p=0,029) der Kinder nach Operation bzw. Herzkatheterintervention beim Faktor Handunruhe/Tremor im Vergleich zu den Kindern mit konservativer Therapie. Zwischen den verschiedenen Arten des Herzfehlers und den Schweregradgruppen der (Rest-) Befunde gab es keine signifikanten Unterschiede.
Beim d2 erzielten die herzkranken Kinder beim Konzentrationsleistungswert signifikant geringere Standardwerte (p≤0,001) als die gesunden Kinder. Außerdem erreichten die Kinder mit ursprünglich zyanotischem Herzfehler signifikant schlechtere Standardwerte (p=0,007) als die Kinder mit ursprünglich azyanotischem Herzfehler. Zwischen den herzkranken Kindern nach Operation bzw. Herzkatheterintervention und den konservativ behandelten Kindern sowie zwischen den einzelnen Schweregradgruppen der (Rest-) Befunde gab es keine signifikanten Unterschiede bezüglich des Konzentrationsleistungswertes. Bei der ALS zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den herzkranken und gesunden Kindern bezüglich der mittleren Prozentränge des Selbstwertgefühls (p=0,353). Das Vorliegen einer ursprünglichen Zyanose, die Behandlungsmethode und der Schweregrad der (Rest-) Befunde hatten keinen signifikanten Einfluss auf das Selbstwertgefühl.
Die Ergebnisse bestätigen eine hohe Prävalenz von Entwicklungsdefiziten im Bereich der motorischen Fähigkeiten und der Konzentrationsleistung sowie teilweise der feinmotorischen Fähigkeiten herzkranker Kinder. Es ist
Abstract
empfehlenswert bei Kindern mit angeborenem Herzfehler frühzeitig diagnostische Maßnahmen durchzuführen, um eventuelle Entwicklungsdefizite zu identifizieren. Gezielt angewandte motorische Förderprogramme können dabei helfen die Lebensqualität zu verbessern. Diese haben nicht nur einen positiven Einfluss auf die Motorik sondern auch auf andere Persönlichkeitsbereiche der Kinder.

About 0,7% of all neonates in Europe are born with congenital heart diseases. Because of the therapeutical improvement there is an obvious increase of the survival rate up to adulthood. The attention shifted to improving the quality of life of these children. To counteract potential deficits in the development there are advises to analyse the motor abilities, fine motor abilities, and psychosocial behaviours of these children.
The aim of this study was to evaluate the development status of a large group of children with congenital heart disease regarding motor abilities, fine motor abilities, attention and self-esteem. To classify these outcomes they were compared to dates found by healthy peers. Additionally the influence of the degree of residual sequelae, the method of treatment and the initially existance of an cyanotic heartfailure should be considered.
A sample of 89 children (49 boys, 40 girls, mean age 11,8±1,9 years) with a wide spectrum of congenital heart disease were examined by using the Körperkoordinationstest für Kinder (KTK), Motorische Leistungsserie (MLS, Version 24.00 of Schuhfried), Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (d2) and Aussagenliste zum Selbstwertgefühl für Kinder und Jugendliche (ALS). The control group of 89 healthy children (49 boys, 40 girls, mean age 11,8±1,8 years) was selected by matching age and gender (match-pairing). For statistical analysis among others ANOVA was used.
Concerning the overall results of KTK the children with congenital heart diseases attained significantly reduced motor abilities compared to their healthy peers (p≤0,001). The children with initial cyanotic heartfailures showed significantly reduced motor abilities compared to the children with initial acyanotic heartfailures (p=0,002). The children after operative or interventional therapy had significant reduced motor abilities compared to the children after conservative therapy (p=0,010). There were no significant differences between the various degrees of residual sequelaes.
Abstract
The children with congenital heart diseases showed significantly higher fine motor abilities concerning aiming compared to their healthy peers (p=0,028). Regarding the fine motor abilities velocity of arm-hand-movements (p≤0,001) and wrist-finger-verlocity (p=0,011) the children with congenital heart disease showed significant deficits. The children after operational or interventional therapy had reduced fine motor abilities compared to children after conservative therapy concerning tremor (p=0,029). Between the children with initially cyanotic or acyaonotic heartfailures and also between the various degrees of residual sequelaes there were no significant differences.
The children with congenital heart diseases attained significantly reduced attention compared to their healthy peers (p≤0,001). The children with initially cyanotic heart failure showed significant reduced attention than the children with initially acyanotic heart failures (p=0,007). Between the children after operational or interventional therapy and after conservative therapy and also between the various degrees of residual sequelaes there were no significant differences.
There were no significant differences between the children with congenital heart diseases and their healthy peers concerning self-esteem (p=0,353). The existance of an initially cyanotic heart failure, the method of therapy and the degree of residual sequelae had no influence on self-esteem.
The results confirm a high prevalence of deficits in the development of children with congenital heart disease concerning motor abilities, attention and partially fine motor abilities. It would be recommendable to implement early diagnostic measures to identify potential deficits. Specifically support programmes for motoric development could be able to improve quality of life.
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang198
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2015

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