Ergonomie in der Sportwissenschaft: Entwicklung eines Konzepts der Sportergonomie am Beispiel des Radfahrens unter besonderer Berücksichtigung von Gesundheit, Wohlbefinden und Komfort

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

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Abstract

Zusammenfassung Stichworte: Ergonomie, Sportergonomie, Technik, Technologie, soziotechnisches System, Kompatibilität, Schnittstelle, Sportgerät, Ausrüstung, Gesundheit, Wohlbefinden, Komfort, Fahrrad, Radfahren, Kontaktpunkte, Sattel, Lenkergriffe, Befragung, Elektromyografie, Druckmessung, Feldforschung, Mountainbikeetappenrennen Ergonomie ist in der Sportwissenschaft ein noch wenig benutzter Begriff. Diese Arbeit stellt im ersten Schritt den Begriff der Ergonomie umfassend dar und leistet den Transfer zum Sport und der Sportwissenschaft. Ergonomie wird als Kunstbegriff oft als die Wissenschaft von der Arbeit verstanden. Diese Bedeutung hat sich nicht nur in bestehenden Anwendungen gewandelt, sondern muss insbesondere im Sport weiter interpretiert werden. Ergonomie wird heute als die Kompatibilität von Technik zum Menschen verstanden. Dabei geht Technik insbesondere im Sport weit über technische Artefakte, wie z.B. die Sportgeräte, hinaus, und betrifft das gesamte soziotechnische System. Als Ziel von Ergonomie im Sport kann eine humane Gestaltung des soziotechnischen Systems formuliert werden. Daran orientieren sich die Zielkriterien Leistung, Gesundheit und Wohlbefinden. Vor allem Gesundheit und Wohlbefinden sind Bereiche, die im Sport, wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen, in den Vordergrund rücken. Der Bereich, der das Wohlbefinden des Menschen durch technische Artefakte verbessert, wird als Komfort bezeichnet. Dieser Begriff scheint dem klassischen Sportverständnis im Leistungssport entgegen zu stehen. Jedoch ist mit der Ausweitung des Sports auf den Freizeit- und Gesundheitssport der Aspekt des Komforts in seiner Bedeutung stark gestiegen. Auf wissenschaftlicher Ebene ist dieser Aspekt erst wenig erforscht. Nach den theoretischen Überlegungen und der Entwicklung eines Konzepts der Sportergonomie zeigen verschiedene Untersuchungen am Beispiel des Radfahrens wie empirische Forschung in diesem Bereich aussehen kann. Das Fahrrad und der Radsport eignen sich durch die hohe Technisierung in besonderem Maß sportergonomische Sachverhalte darzustellen. Zudem ist die Bedeutung von Radfahren durch die große gesellschaftliche Partizipation und den starken Bemühungen der Fahrradindustrie hoch einzustufen. Das Studienkonzept hat drei Richtungen. Im soziologischen Ansatz wird durch eine Online-Befragung der Stand und Bedarf von ergonomischen Interventionen ermittelt. In Laborstudien wird die Wirksamkeit von ergonomischen Produkten untersucht. Die dritte Ausrichtung ermittelt die Wirkung von ergonomischen Produkten in einem Mountainbike-Etappenrennen und schließt damit die Lücke zur direkten Anwendung. Alle durchgeführten Studien zeigen einen deutlichen Bedarf an ergonomischer Forschung und daraus sich ableitenden Maßnahmen. In einem abschließenden Resümee werden die Studien mit dem Konzept der Sportergonomie diskutiert. Es kann festgestellt werden, dass ergonomisch optimierte Produkte Gesundheit, Wohlbefinden und Komfort im Sport verbessern können. Darüber hinaus reicht es aber nicht aus, nur einen Fokus auf die technischen Artefakte, wie Geräte und Ausrüstung, zu legen. Vielmehr ist eine hohe Kompatibilität eines Systems auch von „soften“ Faktoren abhängig, wie die Selektion von Talent und Übung. Dieses schließt vor allem einen informatorischen und pädagogischen Bereich mit ein. Damit der Begriff der Ergonomie sich weiter im Sport entwickeln kann, sind neben Anstrengungen in Forschung und Industrie auch politische Eingaben wichtig. Ein Ausblick zeigt, dass sich Sportergonomie zu einem Fach innerhalb der Sportwissenschaft entwickeln kann. Damit im universitären Bereich die wissenschaftliche Diskussion forciert wird, sollten Inhalte bezüglich Sportergonomie in die universitäre Lehre einbezogen werden. Dieses kann durch den multidisziplinären Ansatz der Ergonomie über die Sportwissenschaft hinausreichen. Hierauf wirft diese Dissertation einen ersten Ausblick.
OriginalspracheDeutsch
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang363
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2017

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