Inhalts- und Strukturanalyse von Bewegungsinterventionen in der onkologischen Rehabilitationskette unter besonderer Berücksichtigung der Rehabilitation und Nachsorge

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

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Abstract

Einleitung und Hintergrund: Laut dem Robert-Koch-Institut ist die Zahl der diagnostizierten onkologischen Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen (2006: 426.800 & 2014: 476.210);; die Prognose für das Jahr 2020 liegt bei 519.000 Neuerkrankungen. Dabei zeigen sich immer längere Überlebensraten von Menschen mit Krebs (Robert-Koch-Institut, 2016). Mit der Krebserkrankung und ihrer medizinischen Therapie ergeben sich Folgen und Nebenwirkungen, die für die Patienten eine große Einschränkung bedeuten. Medizinische Nebenwirkungen wie Fatigue oder Chemotherapie-induzierte Polyneuropathien können die Lebensqualität der Betroffenen nicht nur in akuter Therapiephase, sondern auch noch Jahre nach Beendigung der Therapie negativ beeinflussen. Besonders hervorzuheben ist das Potential der Bewegungstherapie für die gezielte Verbesserung der Nebenwirkungen und Lebensqualität, die in den letzten Jahren durch verbesserte und umfassendere Studienergebnisse deutlich wurden. Doch obwohl die zunehmend positiven Effekte in jeder Phase der Krebserkrankung, medizinischen Therapie und Nachsorge zu finden sind, fehlt eine Analyse der wissenschaftlichen Ansätze der onkologischen Bewegungstherapie innerhalb der Rehabilitationskette. Dabei sollten Inhalte und Strukturen in den einzelnen Sektoren und die übergreifende Zusammenarbeit analysiert werden. Methodik: Innerhalb der vorliegenden Arbeit wurden Inhalte und Strukturen von Bewegungsinterventionen in der Rehabilitationskette überprüft. Dazu konnten gleichartige und aufeinander aufbauende Fragebögen in zertifizierten Krebszentren, onkologischen Rehabilitationskliniken und Krebssportgruppen in Deutschland eingesetzt werden. Zur Überprüfung des Informationsstandes, der Informations- und Patienten-Vermittlung und der Zusammenarbeit zwischen Rehabilitationskliniken und Krebssportgruppen zum Thema Sport in der Krebsnachsorge, wurde die Schnittstelle zwischen den beiden Sektoren analysiert. Unter besonderer Berücksichtigung der Sektoren Rehabilitation und Nachsorge wurde zudem der aktuelle wissenschaftliche Stand zu körperlicher Aktivität und Bewegungstherapie am Beispiel der Brustkrebserkrankung erfasst und ein Überblick zu bewegungstherapeutischen Interventionsstudien in onkologischen Rehabilitationskliniken gegeben. Ein Modellprojekt für einen sektorenübergreifenden Ansatz zu bewegungstherapeutischen Angeboten in der Rehabilitationskette konnte zusätzlich dargestellt werden. Ergebnisse Je nach Sektor in der Rehabilitationskette, zeigen sich differierende Inhalte und Strukturen der Angebote von onkologischen Bewegungsinterventionen. In den zertifizierten Krebszentren zeigt sich eine geringe Umsetzung von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen im Zuge einer gezielten Bewegungstherapie und damit evidenzbasierten Versorgung. In onkologischen Rehabilitationskliniken hingegen spielt die Bewegungstherapie eine bedeutendere Rolle. Dennoch, mit Blick über die geringe Anzahl von RCT-Studien in Rehabilitationskliniken, ergeben sich Lücken in der Dokumentation der Studien, methodische Unterschiede und eine unzureichende Überprüfung der wissenschaftlichen Ansätze in den Rehabilitationskliniken und im Patientenalltag. Die Ergebnisse zeigen, dass die Zusammenarbeit zwischen Rehabilitationskliniken und Krebssportgruppen einen hohen Optimierungsbedarf hat und die Bewegungstherapie in der Krebsnachsorge optimiert werden muss. Dabei ist zu betonen, dass Krebssportgruppen einzig ein Angebot für Bewegungsinterventionen bieten, nicht für die Bewegungstherapie. Es fehlen einheitliche Strukturen und Inhalte zur onkologischen Bewegungstherapie und eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit in der Rehabilitationskette. Daher zeigen sich mehrere Ansatzpunkte zur Optimierung der Versorgung zur Bewegungstherapie und damit entsprechende Forderungen an die zukünftige Wissenschaft und Versorgung. Das Modellprojekt zur Onkologischen Trainings- und Bewegungstherapie (OTT) kann innerhalb der Rehabilitationskette in jedem Sektor die Versorgung für gezielte Bewegungstherapie abbilden;; dazu ist eine flächendeckende Ausbreitung der Ansätze dieses Modells ist notwendig. Schlussfolgerung Die hier vorliegende Analyse zeigt Mängel in der aktuellen Umsetzung von Bewegungsinterventionen in zertifizierten Krebszentren, onkologischen Rehabilitationskliniken und Krebssportgruppen innerhalb der Rehabilitationskette auf. Es existieren Lücken in der Zusammenarbeit zum Thema Sport in der Krebsnachsorge mit dem Fokus auf Rehabilitation und Nachsorge. Im Hinblick auf die Übertragung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die bewegungstherapeutische Versorgung der Krebspatienten, sollten Anpassungen der Inhalte und Strukturen in jedem Sektor und eine sektorenübergreifende Vernetzung in der Rehabilitationskette erfolgen. Dazu sollten die in dieser Arbeit aufgestellten wichtigen Forderungen angegangen, Begrifflichkeiten geschärft und die Rehabilitationskette in eine Bewegungstherapeutische Kette adaptiert werden. Die Ergebnisse zeigen den Optimierungsbedarf in der sektoralen Versorgung, aber auch weiteren Forschungsbedarf zur gezielten Bewegungstherapie in der Onkologie, auf.
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang71
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2020

Zitation