Watching without seeing: Determinats and mechanisms of inattentional blindness

Titel in Übersetzung: Einflussfaktoren auf und zugrundeliegende Mechanismen von Inattentional Blindness

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

Abstract

Wenn wir von einer anderen Aufgabe abgelenkt sind, nehmen wir unerwartete Reize manchmal nicht bewusst wahr, obwohl sie direkt vor unseren Augen erscheinen. Dieses Phänomen, das als Inattentional Blindness bezeichnet wird, kann fatale Konsequenzen in alltäglichen Situationen und auch einen ernstzunehmenden Einfluss auf sportliche Leistungen haben. Als Teil dieser Doktorarbeit habe ich in 14 Experimenten, in denen ich insgesamt 2560 Probanden getestet habe, die Einflussfaktoren sowie die zugrundeliegenden Mechanismen dieses speziellen Fehlers der bewussten Wahrnehmung untersucht. In Übereinstimmung mit vorheriger Forschung zeigen meine eigenen Ergebnisse, dass eine Vielzahl situativer Faktoren die Wahrscheinlichkeit, mit der Inattentional Blindness auftritt, beeinflussen kann. Zu diesen situativen Einflussfaktoren zählen sowohl Eigenschaften des unerwarteten Objekts als auch Kontextfaktoren. Möglicherwiese determinieren sie sogar mit einer festen Wahrscheinlichkeit, ob ein unerwartetes Objekt in einer spezifischen Situation bemerkt wird. Im Gegensatz dazu scheinen interindividuelle Unterschiede in kognitiven Fähigkeiten und Persönlichkeitseigenschaften keine reliablen Prädiktoren einer individuellen Anfälligkeit für Inattentional Blindness darzustellen. Obwohl die Arbeitsgedächtniskapazität in einigen früheren Studien und auch unter bestimmten Bedingungen in den hier vorgestellten Daten mit Inattentional Blindness zusammenhing, ist dieser Effekt als klein und stark abhängig von den spezifischen Eigenschaften der Situation und der Versuchsteilnehmer einzuordnen. Das Gleiche gilt für die Persönlichkeitseigenschaften Offenheit für neue Erfahrungen und Absorptionsfähigkeit. Interindividuelle Unterschiede in der Persön-lichkeitsstruktur und in kognitiven Fähigkeiten scheinen also über situative Einflüsse hinaus kaum (oder zumindest nicht reliabel oder substanziell) Varianz der Wahrscheinlichkeit, dass Inattentional Blindness auftritt, aufzuklären. Das heißt, während es eine feste Wahrscheinlichkeit über alle Probanden hinweg gibt, dass ein unerwartetes Objekt bemerkt wird (deterministischer Aspekt von Inattentional Blindness), kann anhand der individuellen Persönlichkeitsstruktur und der individuellen kognitiven Fähigkeiten nicht vorhergesagt werden, welcher Proband zur Gruppe der Entdecker und welcher Proband zur Gruppe der Verpasser gehören wird (stochastischer Aspekt von Inattentional Blindness). Nicht einmal ein Zusammenhang zwischen dem Entdecken eines unerwarteten Objekts in einer statischen und einer dynamischen Inattentional-Blindness-Aufgabe wurde gefunden. Dieser Befund spricht stark gegen die Idee, dass es stabile interindividuelle Unterschiede bei Inattentional Blindness gibt. Theoretische und sportbezogene Implikationen und Schlussfolgerungen aus den experimentellen Ergebnissen werden diskutiert.
Als Teil des übergeordneten Ziels, das Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen von Inattentional Blindness zu erweitern, haben wir zusätzlich begonnen, das Schicksal derjenigen unerwarteten Objekte zu untersuchen, die nicht bewusst wahrgenommen werden. Unsere Befunde zeigen, dass unerwartete Objekte, die aufgrund von Inattentional Blindness nicht bewusst wahrgenommen werden, trotzdem tiefgehend verarbeitet werden. Diese Verarbeitung scheint sogar über perzeptuelle Eigenschaften hinauszugehen und den semantischen Gehalt der Objekte einzuschließen.

We sometimes fail to consciously notice stimuli right in front of our eyes if those stimuli occur unexpectedly and our attention is diverted by another task. This phenomenon has been termed inattentional blindness and can have fatal consequences in daily-life situations as well as a severe impact on sports performance. As part of this thesis, I have investigated the determinants and mechanisms of this specific failure of awareness in 14 experiments with a total of 2560 participants. In accordance with previous research, my own findings indicate that a multitude of situational factors, including features of the unexpected object and characteristics of the context, influence the probability of inattentional blindness. These factors might even determine a fixed probability that an unexpected object is noticed in a specific situation. In contrast, individual differences in cognitive abilities or personality traits are unreliable predictors of individual susceptibility to inattentional blindness. While working memory capacity indeed influenced the probability of noticing in some previous studies and under certain conditions in the data presented here, this relationship is only small and strongly dependent on specific properties of the situation and the participants. The same holds true for the personality traits openness to experience and absorption. Thus, individual differences in personality and cognition do not seem to further differentiate the probability of inattentional blindness beyond situational aspects (or at least not reliably or substantially). That is, while there is a fixed probability for all observers to notice an unexpected object in a specific situation (deterministic aspect of inattentional blindness), we cannot predict who exactly will belong to the group of noticers and who will belong to the group of missers on the basis of personality traits and cognitive abilities (stochastic aspect of inattentional blindness). Noticing of an unexpected object was not even related across a static and a dynamic inattentional blindness implementation, which strongly contradicts the notion of stable individual differences in inattentional blindness. Theoretical and sports-related implica-tions of the experimental findings and the conclusions drawn from them are discussed.
As part of the overarching goal to further our understanding of the mechanisms that drive inattentional blindness, we have also begun to unravel the fate of those unexpected objects that are not noticed by the observer. Our findings indicate that unexpected objects that remain unconscious due to inattentional blindness are indeed substantially processed. This processing does even seem to go beyond perceptual features and most likely includes higher-level semantic content.

Titel in ÜbersetzungEinflussfaktoren auf und zugrundeliegende Mechanismen von Inattentional Blindness
OriginalspracheEnglisch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang257
PublikationsstatusVeröffentlicht - 04.2016

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