Zusammenhang zwischen kardiovaskulärer Leistungsfähigkeit und neurokognitiven Funktionen bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2

Publikation: Buch/BerichtDissertationsschrift

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Abstract

Im Jahr 2019 lebten weltweit 463 Millionen Menschen mit der Diagnose Diabetes mellitus (DM). Für das Jahr 2045 wird die Zahl an Menschen mit DM schätzungsweise auf 700 Millionen steigen. Dies ist eine Zunahme von 37,5%. Ca. 90% aller DM Fälle macht der Diabetes mellitus Typ 2 (DM2) aus. Außerdem geht aus epidemiologischen Studien hervor, dass DM-Erkrankte ein bis zu 2,5-fach höheres Risiko haben, an affektiven und kognitiven Störungen sowie an Alzheimer Demenz (AD) zu erkranken. In der vorliegenden Studie wurde der Zusammenhang zwischen der Ausdauerleistungsfähigkeit (ALF) und der kognitiven Funktion bei DM2-Patienten untersucht. Zu diesem Zweck wurden 76 Probanden in die Studie eingeschlossen: 54 DM2-Patienten mit einem Durchschnittsalter von 58 ± 7 Jahren (29 Frauen, 25 Männer) und 22 gesunde Menschen im Alter von 54 ± 9 Jahren als Kontrollgruppe (13 Frauen, 9 Männer). An vier voneinander getrennten Untersuchungstagen nahmen die Probanden an der Studie wie folgt teil. Tag 1: Anamnese und körperliche Eingangsuntersuchung. Tag 2: Psychologische Testbatterie, in der unter anderem die exekutive Funktion anhand des STROOP-Tests gemessen wurde. Tag 3: Belastungstest auf dem Laufband, um die ALF und den Blutdruck zu erfassen. Tag 4: Lumbalpunktion zur Entnahme der Cerebrospinalflüssigkeit (CSF oder auch Liquor genannt), um die Biomarker der Neurodegeneration (gesamtes- (t-tau), phosphoryliertes Tau-Protein (p-Tau) und das Beta-Amyloid mit 42 Aminosäuren (Aß-42)) nachzuweisen. Die wesentlichen Befunde der vorliegenden Studie lauten:  Die kognitive Leistung war bei DM2-Probanden im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant schlechter. Zeitliche Informationsverarbeitung bei DM2-Probanden: 253ms und Kontrollgruppe: 174ms. Perzentil-Rang (PR) bei DM2-Probanden: 15% und Kontrollgruppe: 26,5%.  Sowohl der systolische als auch der mittlere arterielle Druck (MAD) waren in Ruhe und unter Belastung bei DM2-Probanden signifikant höher als bei der Kontrollgruppe. Systole in Ruhe: DM2-Probanden 140mmHg, Kontrollgruppe 124mmHg. MAD in Ruhe: DM2-Probanden 99mmHg, Kontrollgruppe 91mmHg. Es gab jedoch keinen Zusammenhang zwischen der kognitiven Leistung und dem Blutdruck in Ruhe bei beiden Gruppen.  Die Biomarker der Neurodegeneration wurden bei beiden Gruppen in einem nicht pathologischen Bereich nachgewiesen. Allerdings zeigte sich das p-Tau bei DM2- Probanden mit einer niedrigen kognitiven Leistung (DM2<25PR) tendenziell erhöht im Vergleich zu DM2-Proabden mit einer guten kognitiven Leistung (DM2>25PR) und zur Kontrollgruppe. Beta-Amyloid (Aß-42 in pg/ml): DM2<25PR 1302, DM2>25PR 1193, Kontrolle 1340. Gesamtes Tau-Protein (t-Tau in pg/ml): DM2<25PR 354, DM2>25PR 308, Kontrolle 382. Phosphoryliertes Tau-Protein (p- Tau in pg/ml): DM2<25PR 48, DM2>25PR 40, Kontrolle 40.  DM2-Erkrankte, die eine unterdurchschnittliche ALF aufweisen (DM2-U-ALF), haben eine ähnlich schlechte kognitive Leistung wie DM2-Enkrankte mit einer durchschnittlichen ALF(DM2-D-ALF). Zeitliche Informationsverarbeitung bei DM2- U-ALF: 246ms, DM2-D-ALF: 263ms. Aus diesen Ergebnissen geht hervor, dass erstens DM2 zu einer kognitiven Beeinträchtigung führt. Zweitens zeigte sich, dass DM2-Patienten eine Hypertonie aufweisen, die wiederum ein Risikofaktor für die Entwicklung kognitiver Störungen und einer AD ist. Ferner konnte der Einfluss der ALF auf die exekutive Funktion bei DM2-Patienten nicht beobachtet werden. Im Hinblick auf zukünftige Untersuchungen sollte der Zusammenhang zwischen DM2, körperlicher Aktivität und kognitiver Leistung über einen langen Zeitraum geprüft werden. Diese Untersuchung könnte sowohl im Rahmen des Ausdauer- als auch des Krafttrainings (oder eine Kombination aus beiden Trainingsreizen) bei DM2-Erkrankten erfolgen, um zu überprüfen, ob eine bessere kardiovaskuläre Leistungsfähigkeit bei Diabetikern kognitiven Beeinträchtigungen und gegebenfalls auch der Entwicklung von Alzheimer Demenz entgegenwirken kann.
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortKöln
VerlagDeutsche Sporthochschule Köln
Seitenumfang111
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2020

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