TY - BOOK
T1 - Bewegungsinterventionen für Prostatakrebspatienten
T2 - Evaluation der internationalen Evidenzlage und des Rehabilitationssports in Deutschland
AU - Zopf, Eva Maria
N1 - kumulative Dissertation
PY - 2014
Y1 - 2014
N2 - Die Inzidenz des Prostatakarzinoms steigt weiterhin kontinuierlich an. Jährlich werden über 65.000 neu diagnostizierte Männer mit der Erkrankung und ihrer medizinischen Therapie konfrontiert. Während die meist kurativ eingesetzte radikale Prostatektomie und Strahlentherapie vorwiegend Nebenwirkungen wie erektile Dysfunktion, Harninkontinenz und Darmproblematiken hervorrufen, verursacht die systemisch wirkende Hormontherapie unter anderem eine Veränderung der Körperkomposition und des muskuloskeletalen Systems. Neben den physischen Folgeerscheinungen können auch die Fatigue-Symptomatik sowie psychosoziale Belastungen die physische Funktionsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen noch Jahre nach der Akutbehandlung beeinträchtigen. Im Streben nach supportiven Maßnahmen, die den krankheits- und therapiebedingten Folgeerscheinungen entgegenwirken und die Lebensqualität verbessern, ist die Anzahl an Studien zum Einfluss von körperlicher Aktivität bei Prostatakrebspatienten in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Heute zeigt sich, dass Bewegungsinterventionen für Prostatakrebspatienten sicher, machbar und effektiv sind. Doch trotz dieser Erkenntnisse fehlen evidenzbasierte Bewegungsempfehlungen und spezifische Bewegungsangebote speziell für Prostatakrebspatienten. Methodik: Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sollte anhand von einer systematischen Literaturrecherche und Evidenzbewertung überprüft werden, wie sich die Evidenz der bisher durchgeführten randomisiert-kontrollierten Interventionsstudien zur körperlichen Aktivität bei Prostatakrebspatienten darstellt und inwiefern sich evidenzbasierte Bewegungsempfehlungen speziell für Prostatakrebspatienten davon ableiten lassen. Zudem war das Ziel, im Rahmen des ProRehab Projekts mit der Krebsgesellschaft Nordrhein Westfalen (NRW), dem LandesSportBund NRW und der Deutschen Sporthochschule Köln, den vom deutschen Sozialgesetzbuch geforderten Rehabilitationssport in der Krebsnachsorge nach Prostatakarzinom in NRW zu etablieren und zu evaluieren. Dazu wurden Prostatakrebssportgruppen in NRW aufgebaut und 85 Prostatakrebspatienten kurz nach radikaler Prostatektomie in eine prospektive, multizentrische, 2-armige Präferenzstudie eingebunden. Patienten in der Interventionsgruppe nahmen an einem 15-monatigen Bewegungsprogramm im Rahmen der Gruppen teil. Die primären und sekundären Endpunkte waren Ausdauerleistungsfähigkeit, körperliches Aktivitätsniveau, Lebensqualität, Harninkontinenz, erektile Dysfunktion und Rezidiv-relevante Blutparameter. Ergebnisse: Obwohl die Evidenz der bisher durchgeführten randomisiert-kontrollierten Studien als „gut“ bewertet werden kann, konnten keine evidenzbasierten Bewegungsempfehlungen speziell für Prostatakrebspatienten aufgestellt werden, da unter anderem Bewegungsinterventionen, Probandenkollektive, Messmethoden und Messzeitpunkte zum Teil erheblich in den bisher durchgeführten Studien variieren. Dennoch konnten erstmals vorläufige Hinweise zum körperlichen Training speziell für Prostatakrebspatienten während der medizinischen Therapie und in der Nachsorge formuliert werden. Für Krebspatienten im Allgemeinen konnten evidenzbasierte Bewegungsempfehlungen für die Phase der Rehabilitation aufgestellt werden. Ausgehend von dem ProRehab Projekt bieten mittlerweile 85 Vereine in NRW Prostatakrebssportgruppen an. Obwohl sich nach Abschluss der ProRehab Intervention im Zwischengruppenvergleich nur in der Blasensymptomatik ein signifikanter Gruppenunterschied zugunsten der Interventionsgruppe zeigt, deuten die signifikanten Innergruppeneffekte im Bereich der Ausdauerleistungsfähigkeit, Harninkontinenz, Blasen- und Darmsymptomatik sowie Lebensqualität auf zusätzliche Verbesserungen in der Interventionsgruppe hin und geben Hinweise auf mögliche weitere Potentiale des Rehabilitationssports für Prostatakrebspatienten. Schlussfolgerung: Die rasant zunehmende Studienlage zur körperlichen Aktivität bei Prostatakrebspatienten spiegelt das große Potential von Bewegungsprogrammen für Prostatakrebspatienten wider. Damit möglichst viele Patienten von solchen Maßnahmen profitieren und die Translation der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis nahtlos erfolgen kann, sind systematische Übersichtsarbeiten mit resultierenden Bewegungsempfehlungen sowie spezifische Bewegungsprogramme erforderlich. Sowohl die vorläufig aufgestellten prostatakrebsspezifischen Bewegungsempfehlungen als auch die initiierten Prostatakrebssportgruppen stellen in diesem Zusammenhang einen ersten Schritt dar, der jedoch regelmäßig überprüft und basierend auf der aktuellsten Datenlage stetig angepasst werden muss.
AB - Die Inzidenz des Prostatakarzinoms steigt weiterhin kontinuierlich an. Jährlich werden über 65.000 neu diagnostizierte Männer mit der Erkrankung und ihrer medizinischen Therapie konfrontiert. Während die meist kurativ eingesetzte radikale Prostatektomie und Strahlentherapie vorwiegend Nebenwirkungen wie erektile Dysfunktion, Harninkontinenz und Darmproblematiken hervorrufen, verursacht die systemisch wirkende Hormontherapie unter anderem eine Veränderung der Körperkomposition und des muskuloskeletalen Systems. Neben den physischen Folgeerscheinungen können auch die Fatigue-Symptomatik sowie psychosoziale Belastungen die physische Funktionsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen noch Jahre nach der Akutbehandlung beeinträchtigen. Im Streben nach supportiven Maßnahmen, die den krankheits- und therapiebedingten Folgeerscheinungen entgegenwirken und die Lebensqualität verbessern, ist die Anzahl an Studien zum Einfluss von körperlicher Aktivität bei Prostatakrebspatienten in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Heute zeigt sich, dass Bewegungsinterventionen für Prostatakrebspatienten sicher, machbar und effektiv sind. Doch trotz dieser Erkenntnisse fehlen evidenzbasierte Bewegungsempfehlungen und spezifische Bewegungsangebote speziell für Prostatakrebspatienten. Methodik: Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sollte anhand von einer systematischen Literaturrecherche und Evidenzbewertung überprüft werden, wie sich die Evidenz der bisher durchgeführten randomisiert-kontrollierten Interventionsstudien zur körperlichen Aktivität bei Prostatakrebspatienten darstellt und inwiefern sich evidenzbasierte Bewegungsempfehlungen speziell für Prostatakrebspatienten davon ableiten lassen. Zudem war das Ziel, im Rahmen des ProRehab Projekts mit der Krebsgesellschaft Nordrhein Westfalen (NRW), dem LandesSportBund NRW und der Deutschen Sporthochschule Köln, den vom deutschen Sozialgesetzbuch geforderten Rehabilitationssport in der Krebsnachsorge nach Prostatakarzinom in NRW zu etablieren und zu evaluieren. Dazu wurden Prostatakrebssportgruppen in NRW aufgebaut und 85 Prostatakrebspatienten kurz nach radikaler Prostatektomie in eine prospektive, multizentrische, 2-armige Präferenzstudie eingebunden. Patienten in der Interventionsgruppe nahmen an einem 15-monatigen Bewegungsprogramm im Rahmen der Gruppen teil. Die primären und sekundären Endpunkte waren Ausdauerleistungsfähigkeit, körperliches Aktivitätsniveau, Lebensqualität, Harninkontinenz, erektile Dysfunktion und Rezidiv-relevante Blutparameter. Ergebnisse: Obwohl die Evidenz der bisher durchgeführten randomisiert-kontrollierten Studien als „gut“ bewertet werden kann, konnten keine evidenzbasierten Bewegungsempfehlungen speziell für Prostatakrebspatienten aufgestellt werden, da unter anderem Bewegungsinterventionen, Probandenkollektive, Messmethoden und Messzeitpunkte zum Teil erheblich in den bisher durchgeführten Studien variieren. Dennoch konnten erstmals vorläufige Hinweise zum körperlichen Training speziell für Prostatakrebspatienten während der medizinischen Therapie und in der Nachsorge formuliert werden. Für Krebspatienten im Allgemeinen konnten evidenzbasierte Bewegungsempfehlungen für die Phase der Rehabilitation aufgestellt werden. Ausgehend von dem ProRehab Projekt bieten mittlerweile 85 Vereine in NRW Prostatakrebssportgruppen an. Obwohl sich nach Abschluss der ProRehab Intervention im Zwischengruppenvergleich nur in der Blasensymptomatik ein signifikanter Gruppenunterschied zugunsten der Interventionsgruppe zeigt, deuten die signifikanten Innergruppeneffekte im Bereich der Ausdauerleistungsfähigkeit, Harninkontinenz, Blasen- und Darmsymptomatik sowie Lebensqualität auf zusätzliche Verbesserungen in der Interventionsgruppe hin und geben Hinweise auf mögliche weitere Potentiale des Rehabilitationssports für Prostatakrebspatienten. Schlussfolgerung: Die rasant zunehmende Studienlage zur körperlichen Aktivität bei Prostatakrebspatienten spiegelt das große Potential von Bewegungsprogrammen für Prostatakrebspatienten wider. Damit möglichst viele Patienten von solchen Maßnahmen profitieren und die Translation der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis nahtlos erfolgen kann, sind systematische Übersichtsarbeiten mit resultierenden Bewegungsempfehlungen sowie spezifische Bewegungsprogramme erforderlich. Sowohl die vorläufig aufgestellten prostatakrebsspezifischen Bewegungsempfehlungen als auch die initiierten Prostatakrebssportgruppen stellen in diesem Zusammenhang einen ersten Schritt dar, der jedoch regelmäßig überprüft und basierend auf der aktuellsten Datenlage stetig angepasst werden muss.
M3 - Dissertationsschrift
BT - Bewegungsinterventionen für Prostatakrebspatienten
PB - Deutsche Sporthochschule Köln
CY - Köln
ER -